das war weniger mein Experiment, sondern das Rezept eine Textil-Chemikerin das Indigo muss ja chemisch aufgespalten werden (oder nennt man das anders?) und dazu benötigt man einen Stoff der in Heitmann Entfärber enthalten ist : Natriumdithionid. Das ist pur schwer zu erhalten, also gibt es Rezepte die aus Wäschenetfärber basieren, oder halt auch Toilettenreiniger (ohne Soda gings dann), auf Amoniak oder historisch ausgefaultes Pipi. Es gibt Rezepte mit Stammküpe und welche wo alles gleich in einen Pott kommt. Ich verstehe da so gut wie nix von, das ist für mich kochen nach Rezept und ich freue mich wenns klappt. Eins haben alle Rezepte gemeinsam, sie stinken. Aber wenns aus einer klaren hellgelben Flüssigkeit farblos raus kommt und dann an der Luft zu Blau umschlägt das ist echt die Schau.
Indigofärben ist bestimmt spektakulär - für Nase und Augen.
Wenn der Weblehrer Soda genutzt hat, dann wird es wohl doch nicht so schädlich sein. Seife ist auch basisch.
Meine Weste ist jedenfalls fast fertig und flauschig weich. Die Kante auf den Vorderseiten und Halsausschnitt habe ich mit dünnem Batikpatchworkstoff eingefasst.
Ich kann mich dunkel erinnern, dass mir eine Weberin mal erzählte, dass Knabenurin, vermutlich nutzte sie dieses Wort, weil das Rezept aus einer Zeit stammte, in der Jungen noch Knaben hießen, eine andere Wirkung hat, als Urin allgemein. Ich denke, das basiert auf irgendwelchen Hormonen. In den 80er Jahren waren doch Domestos Jeans total in. Erinnert ihr Euch ? Jeans mit großen weißen Flecken, mit dem Toilettenreiniger entfärbt.
Ja ich einnere mich Batik rückwärts, das hatte ich auch.
Knaben Urin - manchmal muss es lauf Schriftquellen der von Rothaarigen sein wurde oft verendet, auch beim schmieden. Blau färben ist schwierig, mann muss ein gutes Rezept haben. Es heißt in der Mittelalter Szene oft blau sei teuer gewesen, das kann so nicht stimmen, die nötigen Zutaten waren leicht verfügbar, aber die Rezepte waren gut gehütet.
Einmal habe ich blau gefärbt mit Entfärber. Da war meine Tochter an der Schwelle der Pubertät und wollte ihre rosa Klamotten nicht mehr. Da wollten wir die Restflotte nutzen um ei r Sachen umzufärben, sie kam und hatte ihre rosa Socken abgebunden, auf den Bündchen war das Wort Woman eingestrickt. Die Brühe hatte keinen Farbstoff mehr, aber der Entfärber war noch aktiv und so waren die Socken anschließend immer noch Rosa mit Weiß aber am Bündchen stand Oma. Was haben wir gelacht.
Zitat von WildeWebe im Beitrag #528dass mir eine Weberin mal erzählte, dass Knabenurin,
Habe letzt erst einen alten Film über (ausgestorbenes) Kunsthandwerk, wie Blaufärben, gesehen. Die Färbereien standen immer abseits der Dörfer, weil sie so stanken. Zum Blaufärben haben die massenweise Urin gebraucht. Jeder musste in ein Gefäß pinkeln. Damit das häufig geschah musste viel getrunken werden. Was treibt am meisten? Bier! Dass der Urin lange abstehen musste wurde dort nicht berichtet. Auch nicht, dass der Urin von bestimmten Menschen sein sollte. Meist waren die Färber, wenn es denn endlich zum Färben ging, schon ziemlich abgeschickert oder auch "blau". Außerdem war das "Wunder", dass aus dem Nichts plötzlich ein Blau auftaucht, den Dorfbewohnern suspekt und grenzte an Hexerei. Besser die Färbereien standen weit außerhalb des Dorfes, man weiß ja nie. Knabenurin oder von Rothaarigen wird wohl eher aus Aberglauben / Hexerei oder so herstammen. Oder die betrunkenen Färber haben es selber verbreitet.
In Rostock gab es in den 80ern noch einen Blaufärber. Ich war mit der Tochter bekannt. Sie war Töpferin. Ich hab sie nach der Wende noch einmal getroffen, da wünschte sie sich die Mauer zurück. Alleinerziehend, sehr jung, die Unterstützung durch den Staat fiel weg und ihre Arbeiten waren nicht mehr gefragt und wenn doch reichte der Preis, den die Kunden kannten nicht mehr zum Überleben. Damals gab es die Werkstatt vom Vater noch. Übrigens mitten in der Stadt.
Gerade gegoogelt. Es gab ihn zumindest vor 2 Jahren noch. Er muss älter sein als ich, also wird er völlig unabhängig von Corona demnächst aufhören. Ein Bericht über ihn : seasidemagazin.de Weltkulturerbe Blaudruck
Zitat von WildeWebe im Beitrag #531Damals gab es die Werkstatt vom Vater noch. Übrigens mitten in der Stadt.
Der Film war so aus den 70iger - 80iger Jahren. Beschrieb aber auch, wie es früher (vor 100 - 200 Jahren) war. Ich denke der Vater hat auch keinen Urin mehr zum Färben genommen, sondern das passende chemische Zeugs. Auch Rostock war mal ein Dorf und da hat sein Urgroßvater vielleicht am Dorfrand gewohnt?
das hat mich auch jahrelang total fasziniert und zu Experimenten gebracht. ich hatte in den 80ern Seidentücher mit Pflanzen gefärbt und irgendwann festgestellt, dass besonders schöne Muster entstehen, wenn man die Tücher heiß aus dem Topf nahm und nicht ausschlug und aufhängte, sondern als Klumpen liegen ließ. der erste Versuch war zufällig, weil mir irgendwas dazwischen kam und ich einige Tücher vergessen hatte....
was außen und an der Luft war, wurde blau, alles was darunter kam, wurde grün oder gelb, tolle Muster entstanden. später dann auch gewollt.
Minka, du machst sehr schöne Sachen. Ich find' s toll, daß du so kreativ und fleissig bist und deine Sachen mit uns teilst.
Die Weste sieht total super aus. Mir gefielen ja die Grautöne besonders gut. Ich mag grau in allen Varianten und webe gerne auf grauen Ketten. Das lila sieht aber auch sehr hübsch aus. Das Muster Diamant mit Fischgrät finde ich raffiniert. Ich bin ja eher der gestreifte und würde das wohl kaum hinbekommen.
Was bedeutet " zwischendurch auch mal einfach von einer Seite zur anderen und wieder zurück getreten " ? Ich hab' ja die Handwebstühle und kann mir schwer vorstellen, wie das aussieht. Hast du mit 4 oder 6 Schäften gewebt? Welche Schäfte gehen dann der Reihe nach von einer zur anderen Seite hoch?