Man kann auch am Gürtel weben wenn man auf einem Stuhl sitzt, man hat den Gurt dann immer noch unterm Hintern oder in der Nierengegend. Meine Tochter hat in Freilichtmuseen Kinderaktionen "Bändchen weben" durch geführt dazu haben wir kleine Gurte gemacht die wir mit einem Karabinerhaken verschlossen haben, zum schnelleren ein und aussteigen. Wichtig ist das die Füße einen sicheren Stand haben, damit das mit der Spannung klappt. Unter dem Stickwort Backstrap Loom findet man die tollsten Webereien in vielen Ländern der Erde. Eigentlich sitzen dabei alle am Boden. Das ist wohl eine Sache der Gewohnheit. Meist sitzen die Menschen mit ausgestreckten Beinen, ab und an auch mit einem Holz vor den Füßen damit die Webarbeit einen nicht von der Stelle zieht. Zu diesen Webarbeiten die mit wenig Equipment auskommt, wird meist mit Pflöcken im Boden oder Trockenmauern geschärt, die Ketten sind dabei oft erstaunlich lang. Die Webarbeiten reichen von einfachen groben Geweben bis hin zu diesen sehr farbenfrohen feingemusterten Arbeiten.
Minka meinen großen Respekt, Du wagst Dich gleich an die raffinierten Bindungen. Super.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX … der Webstuhl als Zeitmaschine ...
Nö, sieht ziemlich labbrig aus. Vielleicht liegt es am Garn. Meine ersten Versuche habe ich mit Baumwoll-Cablegarn gemacht. Das Wollgarn ist sehr wenig gedreht. Mein ältester Pullover aus den Achtzigern hat fester gedrehtes Wollgarn. Ich finde, dass die heutigen Wollgarne sehr labbrig sind. Meine Merinogarne sind zwar flauschig, zerfallen aber schon beim Anfassen fast in Einzelfäden.
Das ist tatsächlich ein ernst zu nehmendes Materialproblem. Merino ist zwar wunderbar weich, aber dadurch auch viel anfälliger für Abrieb. Braucht man ein stärker gesponnenes Garn aus härterer Wolle ist man ziemlich aufgeschmissen. Für meinen Trachtenstoffauftrag habe ich ein halbes Jahr gesucht. Einschließlich Messebesucher in Deutschland und Dänemark. Keine belastbare Wolle zu finden , schon gar nicht in fein, ich brauchte Nm 24 - 26/2. Schließlich habe ich Garn gefunden, dass ich aber nicht direkt beim Hersteller bestellen konnte, weil sie nur mit Garnhändlern zusammenarbeiten. Kein deutscher Händler war bereit dazu, weil sie alle wussten, dass mit Lieferschwierigkeiten zu rechnen ist. Also habe ich über meinen Schweizer Lieferanten in Schweden bestellt. Die erste Farbe kam relativ bald, aber 200 g zu wenig, die ich dann bei zwei deutschen Händlern nachgekauft habe. Die 2. Farbe bekam ich ein halbes Jahr später, weil in Schweden erst mal Sommer und 3 Monate geschlossene Fabriken war. Dann musste es noch in Riga gefärbt werden.... Natur bekam ich gar nicht. Ich brauchte nur 200 g, als Musterschuß, die habe ich dann aus meinem Lager ergänzt. Natürlich war das Garn weicher und ich kann jetzt schon sagen, dass die ersten verschlissenen Fäden naturfarben sein werden. Übrigens ist das Garn heute nicht mehr lieferbar. Alle wollen weich. Belastbarkeit scheint kein Wert mehr zu sein.
Der Trachtenauftrag war so oder so unterbezahlt. Kalkulationsfehler meinerseits. Hab nicht für möglich gehalten, daß so viel schief laufen kann. Wenn ich für 36 m Stoff hätte auch noch das Garn spinnen sollen, wäre es günstiger gewesen, den Auftrag nicht anzunehmen.
Also erst mal musste ich 40 m weben, weil der Stoff einspringt, wenn man ihn vom Webstuhl nimmt. Der Kettfaden auf dem Webstuhl ist gespannt und diese Spannung fällt beim Abnehmen weg und außerdem geht der Kettfaden hoch und runter und dieser Weg schluckt auch. Ehrlich, ich weiß es nicht mehr. Ich musste die Lade, womit man den Faden ans Gewebe drückt mit einer Metallstange beschweren, sonst wäre der Stoff nicht dicht genug geworden. Dann musste ich den Stoff während des Webens in der Breite spannen, das mache ich sonst nie. Dafür gibt es ein Gerät, den Breithalter, nur das der in dem Stoff nicht fubktionierte, ich hab ihn dann mit Hilfe von Leimklemmen an den Rädern und SchNürnberg durch den Raum gespannt. Das muss dann alle paar cm umgesetzt werden. Es ging schief, was schiefgehen konnte. Außerdem hatte ich zu der Zeit eine MiniskusVerletzung und konnte nicht mehr als 1 Stunde am Stück weben und das auch nicht zu oft. Aber ich kann dir sagen, dass letztendlich 3,50 € pro Stunde übrig geblieben sind. Wenn man etwas völlig anderes macht als sonst, dann fallen eben auch noch jede Menge Entwicklungszeiten an. Die hohe Summe am Schluß hat gereizt, mehrere 1000 €, aber ich würde das nicht noch mal machen. Die restliche Werkstatt steht ja still in der Zeit.
Der Stoff hat Dich aus Frellstedt geholt, nur das zählt am Ende ! (da will man doch nicht tot überm Zaun hängen)
Minka evtl ändert sich die Struktur der Webproben wenn Du sie im Wasserbad entspannst. Muss nicht mal groß mit Seife sein, Schnittkanten sichern und ins Wasser legen für ne Stunde, und dann liegend trocknen. Oft kommt dann die Struktur schöner zur Geltung.
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Die meisten Teststücke habe ich ins Wasserbad gelegt. Das Problem ist wohl das Muster, das Garn und dass ich es bei manchen Mustern nicht so hinbekomme, sie auf den Gatterkamm zu übertragen. Oder ich mache Fehler beim Einziehen. Man kann nämlich zwei Gatterkämme einsetzen, um einen höhere Fadendichte zu erzeugen. Da habe ich an einer Stelle falsch eingezogen und hatte zwei Fäden nebeneinander, also doppelfädig. Ich habe vorhin ein Teststück gemacht mit einem 60/10er Kamm und Cottoline 13/2, das passt von der Dichte. Ich mache dann erst Mal Geschirrtücher.
ich habe mal eine Frage: du machst das nur, weil du Lust dazu hast, weil es dir (irgendwann mal) Spaß macht? also nur, um dich und deine Lieben/Freunde zu bestücken und nicht, um es mal als Verkaufsidee einzusetzen?
Ich hatte mir vor 13 Jahren einen einfachen Webrahmen gekauft. Neulich beim Aufräumen fiel mein Blick mal wieder auf das Teil. "Schmeiß ich den jetzt weg oder kann ich den irgendwo spenden?" war meine erste Überlegung. Auf dem Rahmen war ein angefangener Gürtel drauf, den ich nicht geschafft habe fertigzumachen. Hab den dann runtergemacht und überlegt. Ich hatte keine Tasche für mein neues Smartphone und dann habe ich angefangen, nach passenden Wollresten zu suchen. Die Tasche war fertig und ich hatte Lust, mehr zu machen. Da ist wohl einiges zusammen gekommen: Zeitensprung schrieb letztens in "ich brauch jetzt..." etwas von Metalllitzen und Texsolvlitzen. Ich wollte wissen, was das ist. Dann habe ich meinen Webrahmen wiederentdeckt und hatte gerade das Bedürfnis, was neues zu lernen. Ich weiß nicht, wielange mein Interesse jetzt dauert, deshalb habe ich mir auch keinen Tischwebstuhl gekauft. Bei mir hat sich einiges über die Jahre angesammelt, ich habe nicht viel Platz in meiner Wohnung und bin auch nicht dahinter, Sachen wieder los zu werden. Bin kein Nerd, der sich ewig mit einer Sache sehr tiefschürfend befasst und auch selten jemand, bei dem das Interesse für immer weg ist. Deshalb neige ich dazu, vieles anzusammeln. Ich habe noch einen auseinandergebauten Seidenmalrahmen aus den 90ern. Da mache ich sicherlich nichts mehr mit. Keine Ahnung, ob man den für andere Sachen umfunktionieren kann.
Momentan bin ich begeistert von der Mustervielfalt. Stricken kann ich schon länger und habe gerade keine Lust dazu. Genug Pullover habe ich auch. Mal sehen, bei welchen Garnarten und -stärken ich lande. Was ich damit machen kann und möchte. Nur Leinwandbindung und zu viel Automatisierung finde ich langweilig, zu viel Handarbeit im Sinne von fast jede Reihe von Hand einlesen zu anstrengend. Handtücher kann ich brauchen, vielleicht auch so etwas wie Westen oder einfach geschnittene Oberteile. So einen richtigen Plan habe ich nicht.