Ich habe gerade meine Garne gespannt mittels der Schärpflöcke auf der Rückseite meines Webrahmens. Links und Mitte zweifädige Garne, das rechts war so dick, dass ich es einfädig gelassen habe.
Im historischen Fundgut gibt es oft ganz raffinierte Stoffe die allein durch Kniffe beim verspinnen Besonderheiten aufweisen. Heute habe ich ein wikingerzeitliches Gewebe als kleine Fühlprobe hergestellt, und zwar gibt es in der Wikingerstadt Haithabu mehrere Fragmente solcher Stoffe in archäologischen Fundgut und man vermutet das es Pluderhosen waren. Für die Wikingerzeit gibt es keine schriftlichen Zeugnisse und nur ganz wenige Bildliche Darstellungen so das man nur anhand von Faltenwurf und Verschleiß der Textilien vermuten kann wie die Kleidung geformt war und ausgesehen hat. Ich rede über Kreppgewebe aus Wolle die alleine durch ein überdrehen der Garne Elastizität und die typische Krepp-Optik erhalten. https://www.zeitensprung-handweberei.de/...-nach-haithabu/
Bei anderen geweben sorgt eine Spinnung in unterschiedliche Richtungen dafür das Gewebe sich nicht verzieht, man nennt es S/Z Spinnung oder es gibt auch Stoffe die alleine durch die unterschiedliche Drehung und durch den Lichteinfall gemustert sind. Das ist eine Musterläppchen das ich vorbereitet habe und dann demnächst mal hoffentlich fertig wird.
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Das Musterläppchen sieht aus, als hätte es ein Reptilienmuster. Im Buch Thread Magic ist oft angegeben, die Stoffe bei 60°C zu waschen, weil sich dann der Kreppeffekt ausbildet. Wenn man statt ein quadratisches Stück einen Schlauch wie z.B. eine Hose anfertigt, kann der Stoff sich bestimmt nicht so verdrehen. Mein einfädiges Garn ist teilweise genauso verdreht wie dein Musterläppchen. Die erste Hälfte davon hat wohl zuviel Drall abbekommen.
Das aktive Garn, das die Kreppung erzeugt ist meistens Wollkrepp, ansonsten wird auch selten Krepp aus Leine, Seide, Ramie, Baumwolle, Elastikgarn verwendet. Der Wollcrepe ist häufig Nm/1 dünn, manchmal Z manchmal S Richtung, teilweise beides im Stoff, manchmal auch mit sich selbst verwebt. Der nicht aktive Stoff reagiert auch unterschiedlich, da ist ein Beispiel mit Leinen und Wolle als Kettfaden. Bei Leinen wird der Stoff nur elastisch, auch nicht schlecht, ohne Elastan einen elastischen Webstoff zu haben. Bei Wolle mit Wolle sieht man die Längswellen in Stoff.
dennoch ist da ein Unterschied zwischen dem modernen Crepe und dem Frühmittelalterlichen, der ja alleine durch die Überderhung zustande kommt. Sind die modernen Crepe Garne irgendwie ausgerüstet ? Weil Leinen selbst läuft ja nicht so ein, also zumindest nicht so wie es Baumwolle tut.
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Also in dem Buch sind überdrehte Garne (Crepe), shrink yarns aus synthetic und elastische Garne mit Elastan, Lycra. Hier z.B. Leinen: https://yarn.dk/webshop/16-linen/293-03-...epe-unbleached/ überdrehtes Garn. Chemisch behandelt ist das wohl nicht, der Effekt kommt von der Überdrehung und dem heiß waschen. Vielleicht ist es aber auch beschichtet, um es glatt zu kriegen und die Beschichtung geht bei 60°C ab.
Meine fertigen Wollgarne: links zweifädige Eiderwolle, in der Mitte einfädige, total verdrehtes Coburger Fuchs mit Fadenalgen drin und rechts zweifädige, süddeutsche Merino.
Der dänische Garnhandel ist aus einer Initiative von Kunsthandwerker*innen entstanden, die sich zusammenschlossen , um gemeinsam Garne einzukaufen, mit Mindestbestellmengen, die sonst nur von Industriebetrieben eingekauft werden konnten. Der Schwerpunkt lag von Beginn an, bei aktiven Garnen, also Garnen, die durch ihre Struktur ohne weiteres Zutun ein Gewebe verändern. Also kreppen, zusammenziehen, leuchten ect.
In dem Buch steht noch was zur Vorbehandlung des Garns, die geschieht um es leichter verabeitbar zu machen: Wool is fixed with steam, synthetic yarns and cotton are sized. Sized heißt wohl gedehnt, gespannt, oder? Überdehnte Seide wird nicht degummiert, deshalb stabilisiert das silk gum das Garn. Silk gum = Seidenkleber oder wie? Das was die Seidenfäden im Kokon zusammenhält.
Eben nachgelesen: Das Klebeprotein im Seidenkokon heißt Sericin und wird meistens entweder aus dem Garn oder dem Stoff entfernt. Bei Seidenorganza bleibt es drin, deshalb ist der so fest.