Eben ärgere ich mich wieder mal über meine Fertig-Gardinen und spinne ob die nächsten selbstgewebt sind. Sollte ja eigentlich kein Problem sein. Die jetzigen sind solche Bahnen (40cm breit ?) die man hin und her schieben kann. Das Fenster ist sehr groß und geht bis zum Boden, quasi ein Terassenfester mit Türe nur ohne Terasse zur Straße hin. Damit es nicht zu blickdicht wird, könnte man Bindung mit Fadenverkreuzungen abwechseln, oder Fransen zwischendurch drehen. Man könnte es nach oben luftiger machen und unten dicht. Schmale Bahnen sind ja kein Problem, obwohl da natürlich viel zusammen kommt in der Länge. (6 Bahnen a 2,50m = 15m + Einsprung)
Stellt sich die Frage nach dem Material. Wolle fällt da mal ausnahmsweise aus. Ich hätte gerne etwas hochwertiges, langlebiges, formstabil und waschbar. Macht man so etwas aus Leinen ? Baumwolle ? Mischgewebe ?
(irgendwann einmal wenn ich Zeit habe - aber träumen kann man ja schon mal und nach Material Ausschau halten )
In meinem Webbuch von Syne Mitchell ist ein Schnurlitzendreher-Vorhang (Dreherbindung 2:2), der ist aus Nm 5/2 merzerisiertem Baumwollgarn. Leinen ist bestimmt auch toll. Ich hatte mir mal überlegt aus Langflachsleinen so etwas zu machen, möchte aber gerade nichts am Fenster hängen haben.
Ich hab genau so etwas mal im Auftrag gewebt. Ohne zuviel technischen Schnick Schnack, die Kundin wollte es für ihre schwerkranke alte Mutter, es mußte also bezahlbar bleiben. Ich hab mich für Leinwandbindung mit Riet - und Schußlückenstreifen entschieden und auch in den Leinwand Partien den Anschlag sehr weit gehalten. Im geschlossenen Gewebe hätten vermutlich 3 Schuß Platz gehabt. Material 100 % Leinen. Leinen ist ziemlich lichtresistent, formstabil, und Knittern kommt bei diesen Rahmen nicht vor Außerdem nimmt es schlecht Viren oder Bakterien auf. Man kann es kochen. Für einen Vorhang in einem Krankenzimmer ist das durchaus ein Argument.
Dreher halten die Schußfäden natürlich zuverlässiger am Platz. Aber ich hab auch schon Transparentgewebe gewebt, also Bilder, in denen der Leinwandgrund einen weiten Anschlag hat und die Motive durch zusätzlich eingelegte Schußfäden sichtbar werden. Einer davon hing über Jahre im Schaufenster meiner F-City Werkstatt und da hat sich nichts verschoben durch die Schwerkraft.
Ist es tatsächlich nicht. Das hat ganz schön gedauert, bis sich ein Rhythmus einstellte. Und auch, wenn man wesentlich weniger Schußanzahl hat, glaube ich nicht, dass es schneller geht, als einen geschlossenen Stoff zu weben. Man muss viel mehr achten und die Lade sehr kontrolliert führen. Würde man ausschließlich solche Gewebe herstellen, wäre man natürlich irgendwann schneller.
ich finde locker weben auch anstrengend. Leinen klingt gut, wir waren bisher nie Freunde aber mit dem Direktzettel stelle ich es mir einfacher vor die Kette ordentlich und mit gleichmässiger Spannung auf den Webstuhl zu bekommen. Und ich habe mir bei einem Einkauf gerade Röllchen mit seitlichen Deckeln fürs Schiffchen mit eingekauft, auch das war immer ein Problem bei Leinen, es ist mir beim spulen seitlich vom Röllchen gefallen, egal wie fest ich gespult habe.
Irgendwann tut sich ein Zeitfenster auf. In den letzten Monaten habe ich so viel gearbeitet, weil ich den Sommer über "frei" haben wollte. Zeit für den Garten, zeit zum reisen, zeit um Leute zu treffen und zwischendurch wollte ich endlich ein handgewebtes Mittelalterkleid machen. Das Garn dazu habe ich schon gesponnen und meine Färberin hat es rot eingefärbt. So wie es aussieht, bekomme ich aber einen attraktiven Auftrag und mein Zeitfenster schrumpft. Man kann nicht alles haben... Aber Gardinen weben steht jetzt klar auf der Will_ich_Liste.
Ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob Leinen sich gut direktzetteln lässt. Ich bin da skeptisch. Vielleicht Baumwollkette, Leinenschuß. Die Spulen für Leinen müssen mit langem Hals gespült werden, nicht mit kurzer, stumpfer Spitze, wie Wolle beim Abziehen nach Vorne. Beim Abzug in der Mitte die Spule ebenfalls langsamer aufbauen.