Beim weben macht die Faser den Unterschied, darum hier mal ein Austausch Tread.
Zum weben bin ich übers spinnen gekommen. Per Handspindel und auch Spinnrad habe ich eine Zeitlang alles versponnen was ich in die Finger bekommen konnte. Als Faustformel habe ich für mich vermerkt je stärker ein Faden gedreht ist umso reißfester wird der Faden. Wolle von jungen Tieren ist weicher als die von Alten.
Schafwolle - mein absoluter Favorit, es gibt unzählige Sorten mit unterschiedlichen Eigenschaften, grob kann man sagen je dicker da Einzelhaar umso rauher der spätere Faden. Merino hat das feinste Haar und ist daher so beliebt. Es gibt Arten die mehr zum filzen/pillen neigen als andere. Je weicher der Faden umso höher die Neigung zum filzen. Schafwolle ist elatisch und verzeiht Unregelmässigkeiten in der Kette.
Kamel ist eine Hohlfaser und hat extrem gute wärmende Eigenschaften. Verwebt habe ich das nicht, sondern das bisschen das ich versponnen habe wurde zu Kniestrümpfen verstrickt.
Yak nimmt sehr viel Wasser auf, mein Garn wurde sehr hart im Griff fast wie Paketschnur
Alpaka sehr weich, recht schwer, viel schwerer als Schafswolle, das sollte man beim planen von Projekten unbedingt im Auge haben. Mein Einfruck ist, das Garn leiert schneller als als Schafswolle
Angora habe ich mal liebevoll ausgekämmt von ein und dem selben Kaninchen bekommen, die Dame hat ein halbes Jahr gesammelt. Das Tier war fast fuchsfarben, beim spinnen sah die Faser fast braun aus und glatt aus einem Briefumschlag Fasern konnte ich ein Knäuel Garn spinnen. Verstrickt flauschte das Garn stark auf. Die Faser verhielt anders als alles was ich an tierischer Faser kenne.
Moschus Ochse eine Traumfaser. Weich und schmeichend. Meine Spinnprobe bestand nur aus einer handvoll Flocken die ein Vogelforscher von Wildtieren sammelte.
Hundewolle ist so vielseitig wie die Hunderassen, meine Spinnprobe roch wieder Erwarten nicht nach nassem Hund, verwebt habe ich das nicht
Ziege gibt als Edelfaser muss nicht zwangsläufig zu Flauschwolle versponnen werden, es lassen sich als glatte glänzende Fäden spinnen. Noch nicht verwebt
Seide - muss Jemand anders beschreiben, ich mags nicht
Die Pflanzenfasern
Leinen ist meist sehr langfasrig, viel länger als tierische Fasern da sie aus den Stängeln der Leinpflanze gewonnen werden, die sind meist kniehoch. Das spinnen ist schwierig, das verweben auch. Das Garn ist störrisch und die Faser neigt zum brechen. Es gibt unterschiedliche Qualitäten, vom Wäscheleinen bis zum sogenannten Sackleinen das aus der mindersten Qualität entsteht. Leinen braucht bei der Verarbeitung lange Wege, das heißt der Faden muss beim bäumen lange und frei laufen können. Der Faden ist stark und glatt und beim spulen sollte man seine Hände schützen
Baumwolle ist ziemlich kurz in der Faser, nicht schön zu verspinnen. Industriell versponnene Baumwolle ist deutlich weniger dehnbar wie Schafswolle, man muss sorgfältig bäumen sonst hat man später Unregelmässigkeiten.
Ramie (chinesische Brennessel ) hat noch längere Fasern als Leinen, das Garn wird extrem reißfest, und es hat schon beim spinnen in meine Hände geschnitten. Industrielles Garn habe ich noch nicht verarbeitet.
Hanf noch keine Erfahrung
Es gibt noch andere Pflanzenfasern, wie etwa Lotusseide oder andere Luxusfasern. Diese sind eigentlich nicht aufzutreiben, aber der Vollständigkeit halber soll es erwähnt werden.
Wer mag kann mit Kunstfasern weiter machen, auch mit Bambus und Viskose habe ich nie gearbeitet. Sicherlich habe ich etwas vergessen ... möglischt den Namen der Faserart einmal fett setzen, da macht das wiederfinden später einfacher.
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Vom Spinnen zum Weben gekommen, das habe ich schon oft gehört. Färben, spinnen, weben, da kommen manchmal die tollsten Farbverlaufsstücke bei raus, die man so nicht kaufen kann.
Viskose, Bambus, Tencel(Lyocell) Ich habe momentan einmal ein Bambus-Tencel-Strickgarn Nadelstärke 2,5-3,5, Lauflänge 50g = 210m verarbeitet. Dieses Garn erinnert mich an Modal. Das Garn ist flutschig glatt und fühlt sich kühl an. Die Knoten haben gehalten, man kann sie aber relativ leicht wieder lösen. Das Weben ging gut, Kett- und Schussfäden verbinden sich durch die Glätte des Garns kaum, deshalb muss man fester verweben. Sind Lücken zwischen den Kettfäden, kann man hinterher die Fäden aus dem Gewebe hin- und herziehen und hat ein Berg- und Talgewebe mit Löchern zwischendrin. Ich habe zwei 50/10er Gatterkämme verwendet und Rautenmuster verwebt, alle Lochfäden einfach, jeden 2. Schlitzfaden doppelt eingezogen. Bei den Flottierungen muss man auch aufpassen, über zwei Fäden ging es gut, drei sollten eher selten sein. Es ist wohl unwahrscheinlich einen brettartigen Stoff zu erzeugen, das Gewebe ist eher fließend und labbrig, das Gegenteil von filzender Wolle.
Baumwolle Mercerisierte Baumwolle finde ich gut zu verarbeiten und das Gewebe hat einen edlen Glanz. Ich habe bisher feines Strick- und Häkelgarn verarbeitet.
Hundewolle ist wesentlich weicher als Schafwolle. Eine Freundin hat aus den ausgekämmten Haaren ihrer Hunde einen Pullover gestrickt. Sah toll aus ! Mit ein gestrickten Tiermotivborten. Wenn er nass wurde, roch er doch nach Hund, aber schlimmer war, dass er schnell kaputt ging.
Die Weberinnen meiner ersten Praktikums Weberei haben das Haar ihres Bernadiners genutzt. Vorwiegend für Bildgewebe. Die Wolle vom Hund zeigte verwebt eine deutlich andere Struktur, es sah aus, als wenn sie auf dem Gewebe liegen würde. Dadurch war der Reiz sie zu berühren sehr groß und dann kam die Überraschung. Oh, wie weich ! So erhielt das Bildgewebe nicht nur sichtbare, sondern auch fühlbare Wirklichkeit. Seitdem denke ich über Fühlbilder für Blinde nach. Aber meine bildliche Fähigkeit ist sehr gering. Der Tipp der beiden Weberinnen : Soll Wolle vom Hund für Alltagstextilien genutzt werden, unbedingt mit Wolle beim Spinnen mischen, sonst hat man nicht lange Spaß dran.
Ziege ist ähnlich vielseitig wie Schaf. Man kann eigentlich nicht von dem Ziegenhaar sprechen.
Dazu gehört Kaschmir als die wohl weicheste Faser,
Mohair Das nicht wirklich weich ist, sondern ein festes Garn, das sehr hart wirken kann, man denke nur an alte Teddiebären. Weich und flauschig wirkt es durch die aus dem Spinnverbund gezogenen kleinen Härchen, die abstehen und einen zarten Flaum bilden.
Ich hab keine Ahnung von welcher Ziege
Teppichgarn Normalerweise in ca. 5 mm Stärke aus gesponnen. Hart, Strapazierfähig, ähnlich kratzig wie Kokosmatten.
Allen gemeinsam : Sie filzen nicht, oder schlecht. Tatsächlich lieben Ziegen keinen Regen !
Zitat von WildeWebe im Beitrag #4Ich hab keine Ahnung von welcher Ziege
Als Mohair wird das Haar der Angoraziege (auch Mohairziege) bezeichnet, das zu den leichtesten Textilfasern überhaupt gehört – nicht zu verwechseln mit Angora-Wolle, die vom Kaninchen stammt. Die Wolle der Angoraziege ist lang, seidig, gelockt und bei jungen Tieren sehr fein. Mohair wird je nach Alter der Ziege und damit dem Durchmesser des Ziegenhaars (je jünger das Tier, desto feiner das Haar) in die Kategorien „Kid“, „Young goat“ und „Adult“ unterteilt.
Kaschmir: Das Haar stammt von der schlappohrigen Kaschmirziege, die in der Region Kaschmir in der Hochebene des Himalaja zu Hause ist, heute aber auch in Australien, Neuseeland oder Schottland gezüchtet wird. Kaschmir ist der Kaiser unter den Naturfasern. Sie ist ultra weich, hat eine edle Optik, fühlt sich auf der Haut einmalig gut an und ist zudem sehr leicht. Die Faser hat das höchste Wärmerückhaltevermögen aller Naturfasern. ... Die Wolle ist deshalb sehr weich und kratzt nicht auf der Haut.
Das wusste ich tatsächlich nicht ! Ich hab allerdings auch noch nie Kaschmir verarbeitet. Vermutlich gibt es auch anständig produziertes Kaschmir. Aber nur, wenn man das weiß, kann man auch darauf achten. Deshalb vielen Dank für die Information.
Die Aussage, dass Bambus genau so warm sei, ist allerdings sicherlich nicht richtig. Viscose hat ganz andere Faser Eigenschaften. Bei Sojafasern habe ich keine Ahnung, ebensowenig, wie bei Milchfasern. Beides sind Eiweißfasern, die könnten in ihren Eigenschaften ähnlicher sein zu Tierhaaren.
Mit den Materialien ist es echt schwierig Kaschmirwolle, Merino wegen Tierquälerei nicht, Viskose wegen umweltschädlicher Herstellung nicht. Bei Baumwolle gibt es den hohen Wasserverbrauch. Schafe sind so gezüchtet, dass sie geschoren werden müssen.Eigentlich auch nicht so schön. Man kann sich kundig machen, wo Tiere gut gehalten werden.
Milchfaser habe ich mal in der Hand gehabt, das roch wie Babykotze.
Kaschmirkleidung fair produziert nicht nur für die Tiere sondern auch für die Nomaden die mit den Tieren leben und die Fasern gewinnen : https://www.directcashmere.com/
Ja bei Antigone habe ich mal einen netten Artikel gelesen das es die saubere Faser eigentlich nicht gibt. Pflanzliche Fasern sind oft Pestizide belastet, Tierische mit Quälerei verbunden und alle meist mit Ausbeutung für die verarbeitenden Menschen. Seit ich das weiß gehe ich sorgsam und sparsam mit den Materialien um, egal mit welchen. Am liebsten würde ich Garne aus bio Haltung verarbeiten, tue das auch wann immer es geht, im Endeffekt bin ich aber froh überhaupt den passenden Faden für meine Projekte zu finden. Das ist nicht einfach wenn man nicht frei entwerfen kann, sondern historische Fundstücke nacharbeitet. Bleibt mir der Trost das die Fasern bei der Entsorgung verrotten könnten. Dennoch fühle ich mich Naturfasern heute wohler als es mir am Ende meines vorigen Jobs mit Schnittblumen war.
Gerne kaufe ich meine Garne bei Finkhof, einer Schäfereigenossenschaft, oder als Rohfaser direkt beim Schäfer oder der Nutztierarche. Verarbeitet wird bis zur letzten Fluse, weggeworfen wird gar nix.
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Meine letzten Pullover habe ich mit 50% Baumwolle / 50% Polyacryl gestrickt. Wärmen tun die gut, ökologisch sind sie wahrscheinlich nicht optimal.
Zeitensprung, spinnst du noch viel selbst? Spinnen ist bestimmt sehr zeitaufwendig und das Garn so dünn und reißfest zu bekommen, dass es sich als Kettfaden für feinere Gewebe eignet ist bestimmt schwierig.
ich spinne phasenweise und projektbezogen. Etliche historische Gewebe haben Garn in rechts und links rum gedreht, die industriellen Garne sind alle genormt und nur in eine Richtung erhältlich (mit dem Uhrzeigersinn) also spinne ich anders rum und mache meist den Schussfaden. Ja es dauert ewig. Passende Kettgarne verwende ich dann gerne Industriegarne die ich über den Elektrospinner nachdrehe. Mir fehlt da die lebenslange Erfarung die die Menschen damals hatten um solch gleichmässige Einfachgarne zu produzieren. Der Schuss verzeiht da mehr als die Kette.
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Bei historischen Geweben sind Kette und Schuss in der Regel einfädig. Das ist so ein Projekt, wobei ich das Garn ausnamsweise meine Freundin gesponnen hatte : https://www.zeitensprung-handweberei.de/...uthsfeld-manns/ Die Reste von Vlies 3 verspinne ich gerade zu einem deutlich dünneren Faden um mir ein neues Mittelalterkleid zu weben.
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