Wie ist es eigentlich mit dem Verfilzen? Sockenwolle ist, glaub ich, Superwash-Wolle. Jedenfals werfe ich meine selbstgestrickten Socken immer in die Waschmaschine. Wie ist das mit selbstgesponnener Wolle, verfilzt die schnell? Wie muss man sie reinigen, damit das nicht passiert? Ich weiß nur, dass zuviel rubbeln und Temperaturwechsel das Verfilzen fördern. Kann man die Wolle irgendwie vorbehandeln, damit sie weniger filzt. Wirken sich irgendwelche Spinntechniken darauf aus?
Ich sag es immer wieder gern. Man kann Wolle sogar kochen. Das Problem ist nicht die Temperatur, sondern, dass mit kaltem Wasser gespült wird. In der Waschmaschine kommt dann zusätzlich noch die Bewegung dazu. Mit der Hand warm oder heiß waschen und das Waschwasser abkühlen lassen, bevor gespült wird und kein Filzen passiert. Im Wollwaschgang der Waschmaschine läßt sich Wolle auch filzfrei waschen.
Dann muss man in der Waschmaschine aber kalt waschen oder erst abkühlen lassen, bevor man spült. Und was ist mit schleudern? Einmal schleudern ging bei meiner Babyalpakajacke gut. Um sie trockener zu machen, hab ich es noch mal gemacht. Das ging schief.
Schleudern würde ich tatsächlich lassen. Ich wasche Wolle durchaus auch bei 30Grad im Wollwaschgang. Aber Babyalpaca würde ich vermutlich kühler waschen. Ich wasche Wolle mit Ausnahme von Strümpfen und gewebten Stoffen in der Nachbehandlung eher selten. In den Nebel hängen oder bei Nieselregen auf den Balkon bringt schon viel.
Fast alle meine Gewebe wasche ich in der Waschmaschine vor. Die hat ein gutes Wollprogramm mit schleudern. Es gibt Wollen die schneller und weniger filzen, man erkennt es bei Spinnfuter oft an der Faserbeschriebung "zum filzen" geeignet. Man misst die Feinheit des Einzelhaars in Micron, je feiner das Haar um so schneller filzt es. Rauhe Wolle filzt weniger als Weiche. Das spinnen kann dazu bei tragen das ein Faden weniger schnell filz, wenn ich ihn sehr stark drehe habe ich ein festes Garn, meine Fäden sind recht glatt,und meine Gewebe aus handgesponnenen Garnen fühlen sich eher fest und robust an.
Beim Pflanzenfärben der Garne packe ich die Wolle in den Einkochautomaten, der fasst 30l und heißt sich selbst, das ist recht praktisch. Die Flotte wird meist einen Tag vorher achon gekocht, es wird im Grunde genommen ein Riesenkräutersud gekocht, als grobe Faustformel kann man sagen 2:1 frische Droge und Färbegut. Also 2kg frische Birkenblätter für 1kg Wolle. Die Blätter kocht man in Wasser auf, seiht die ab und fängt den Sud auf, das darf dann gerne über nacht richtig gut abtropfen, damit nichts vergeudet wird. Die Wolle muss gebeizt werden, zB in Alaun, das mache man auch einen Tag vorher, dann gut ausspülen, damit die Flotte nicht ausfällt. Die nasse Wolle gut ausdrücken und zusammen mit der Flotte hochheizen. Birke ist eine Droge die zusammen mit der Wolle gekocht wird. Man muss das Färbegut dabei immer wieder sanft bewegen, damit es keine Flecken gibt. Je nach Droge wird das 1/2 bis 1 Stunde im Farbbad erhitzt. Für weitere Flotten wärme ich die Garne in Eimern mit Wasserbädern vor. Die Garne schrumpfen beim färben, also muss man den Schwund gut einplanen.
Wie Webe sagt Temperaturschwankungen und Bewegung fördern den Filzprozess. Seife spielt auch eine Rolle. Flutschige Seife beschleunigt den Filzvorgang, ich würde sagen es ist der Dreiklang : Bewegung, Temperatur und Schmiermittel. Rohwolle die ziemlich schmutzig ist, habe ich schon in Spüli gewaschen, allerdings mit ganz wenig Bewegung. Das war derbe robuste Wolle. Merino oder Alpaka würde das nicht schaffen.
Mein selbstgesponnener Alpaka Pullover ist total verfilzt, den habe ich mit meinen Wollsachen ganz normal gewaschen. Komischerweise ist er nicht stark eingelaufen, er ist tragbar aber nicht mehr schön, also eher Filzplatte optisch denn Gestrick aber immer noch flauschig.
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Ich habe jetzt mehrmals in Videos gehört, dass man Garn nach dem Spinnen nicht nutzen kann. Dass es sich beim Abwickeln in sich dreht und einen zweiten Faden braucht. Wenn man jetzt mit weniger Drall spinnt, müsste man doch den Einzelfaden direkt verwenden können, oder?
Ich spinne nicht. Aber ich kenne gute Spinner. Meine Freundin z.B. kann dir Garn nach Nm Angabe spinnen. Und natürlich kann man ihre Garne ganz normal verarbeiten.
Ich hab auch einmal einen Auftrag für die Mittelalterszene angenommen. Das handgesponnene Garn wurde mir geliefert. Einfädig in Kette und Schuß und es gab wirklich überhaupt keine Probleme, falls es gebrochene Kettfäden gegeben haben sollte, dann in sehr geringem Maße, also im üblichen Umfang.
Hmm das stimmt so nur bedingt. Die Garne müssen gestreckt werden. Ich arbeite da mit Gewichten, es soll aber auch gehen wenn man die Garne sehr straff aufwickelt und lagert. Aus irgendeiner nordischen Sprache habe ich mal die Übersetzung gehört, man müsse den Drall töten, das trifft es irgendwie.
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O.K. Dann ist das nicht maßgeblich, was ich da gehört habe.
Ich habe eben mein Paket abgeholt: Ein Handspindel-Starterset mit 3 Wollsorten sowie Textilfarben, Fasern von Tencel, Ramie, Sojafaser, Seacell Meeresalgen und Baumwolle. Eine Anleitung zum Spinnen und Färben liegt bei. Ich habe eben mal ein bisschen versucht zu spinnen. Meine Hauptangst war, dass der Faden reisst. Das ist aber wohl beim Spinnen nicht so schlimm, man kann die Enden einfach wieder verbinden. Ich hatte eher Schwierigkeiten, Fasern aus dem Strang zu ziehen. Vielleicht war der Strang zu dick.
@Zeitensprung Dann war das wohl das, was gemeint war. Das mit dem straff aufwickeln und ruhen lassen, danach waschen, wurde gezeigt. Wenn man zwei oder mehr Fäden verbinden will, ist veilleicht gut, wenn noch Drall drin ist. Bei einem wohl nicht.
Bei meiner Chefin in Regensburg haben wir Teppichwolle in großen Kesseln gefärbt. Ich selbst hab damit angefangen, weil es die Mulitcolour Garne, die mich interessiert hätten nicht gab. Ich hab bisher am meisten Baumwolle Chenille gefärbt mit Simplicol kalt, ich glaube, das gibt es gar nicht mehr, ich hab mir damals über eBay ein Lager angeschafft. Ich fixiere nicht mit dem Simplicol Fixierer, sondern mit Soda.
Wolle, bisher nur Kleidung. Ich muss gerade passen, wie das Färbemittel heißt, kann ich nachsehen, wenn ich das nächste Mal in der Werkstatt bin. Bezogen habe ich es über Seehawer&Siebert, eine gute Adresse auch für Garne nach ökologischen Kriterien. Ich färben also Baumwolle kalt und Wolle heiß. 😀
Das man erst mal schwangere Regenwürmer produziert ist ganz normal das gibt sich, da muss man einfach Geduld mit sich selbst haben. Wenn Du mehr Fragen zum spinnen hast, mach ein neues Thema auf, ich glaube es gibt hier noch mehr Spinner im Forum. Also Garnproduzenten. Google mal nach der Handspinnergilde und Spinndreieck. Bei mir ist das so lange her, ich bin aus der Übung.
Man kann auch mit Ostereierfarbe und Essig färben, oder alternativ mit Lebensmittelfarbe aus dem Asia Markt. Wenn ich größere Mengen Wolle färben möchte, rühre ich das im Einkochautomaten an und mische ein bisschen damit die Farben nicht zu kreischig werden, den Farbton kann man mit einem kleinen Stück Küchenkrepp oder Papiertaschentuch überprüfen, Essig dazu, das nasse Wollgarn dazu, es geht auch mit Seide, jedoch nicht mit Pflanzenfasern, hoch heizen, Stündchen kochen, abkühlen lassen fertig, die Flotte ist dann fast farblos. Schneller geht es in der Microwelle, da bewähren sich Glastöpfe mit Deckel, weils sonst ewig nach nassem Hund duftet, das mache ich dann erst im freien auf. Allgemein ist es angenehm draußen zu färben. Es stinkt irgendwie immer. Meine Kinder können Pflanzenfarben schon am Geruch unterscheiden.
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