Wir hatten diese Woche schon eine Anfrage, ob wir nächstes Jahr im April auf einem Mittelaltermarkt unser Lager aufschlagen und Färberei und Weberei vorführen würden. Zugesagt haben wir schon. Aufwandsentschädigung gibt es auch. Daher also alles fein.
Jetzt kam mir aber so in den Sinn, wie ich das am besten mache. Normalerweise baue ich den Gewichtswebstuhl oder den Brettchenwebrahmen auf und webe und erkläre. So weit so gut. Ich habe auch schon etwas rumgesponnen, die verschiedenen Arten des Webens zu zeigen mit Gewichtswebstuhl, Brettchenborten und Bandweberei und vielleicht so gar den Schulwebrahmen, die hier rumliegen. Ich soll ja aber auch noch färben. Na gut, die Wolle kocht von alleine, aber dabei sein muss man doch und mal rühren, Holz nachlegen und - vor allem - Fragen beantworten. Andererseits würde sich da eine Produktionsstraße anbeiten, wenn ich einfach noch eine Flocke ungesponnene, ungefärbte Wolle dazulegen würde.
Das "Problem": Ich mach das alleine, weil mein Mann den Erklärbär für unsere fränkisch-alamannische Wohnstube und den germanisch-heidnischen Altar spielt.
Viele von Euch machen doch auch Vorführungen. Wie macht Ihr das? Was kommt besonders an und was nicht? Ich habe zwar schon einige Vorführungen gemacht, aber da schleicht doch leicht der Trott ein und mich würden mal andere Sichtweisen interessieren.
Liebe Grüße Bianca
Porta-patetDAWANDA 23.10.2013 21:56
ZeitenSprung Hallo Bianca, meiner Erfahrung nach, ist weniger meist mehr. So viel können (wollen) Menschen auf einmal, gar nicht aufnehmen.
Im Herbst hatte ich eine Museumsveranstaltung auf der ich zeigen wollte, wie man Knochenwürfel herstellt und nebenher meine Webereien verkaufen. Ich fand sehr unzufrieden stellend. Das mag daran liegen, das es 2 Dinge sind, die nichts miteinander zu tun haben. Aber im Nachhinein hätte ich lieber nur eine Sache gemacht und die dann ganz.
Eine ganze Produktionsstraße zeigen wollen, ganz Alleine finde ich ein sehr großes ehrgeiziges Projekt. Schon vom beaufsichtigen her. Stehst Du an einem Ende, fummelt Dir am Anderen, wer rum. Warum nicht einen Teil zeigen, wenn Du die Borten leid bist, wechsel auf ein anderes Thema und für den Rest machst Du eine schöne Mappe mit anschaulichen Bildern. Dann kannst Du im Bedarfsfall gut weiter erklären. Beim nächsten Mal kannst Du zu einem anderen Teil Deiner Ausstattung wechseln, dann wird Dir und dem Publikum vom Vorjahr nicht langweilig.
ZeitenSprung 24.10.2013 07:29
WildeWebe Ich kann eigentlich nicht mitreden. Beizusteuern habe ich meine Erfahrung aus mehrtägigen Märkten, zu denen ich einen nackten Webstuhl mitbrachte und ihn dort einrichtete. Nur wenige haben begriffen, was ich da mache und dumme Sprüche, à la *wann fangen Sie endlich an zu arbeiten* mußte ich mir viele anhören. Ich würds dennoch wieder so machen, weil es mir am Herzen liegt, das die Menschen begreifen, das Weben nicht heißt das Schiffchen hin und her zu schmeißen, habe aber einen ähnlichen Schluß wie ZeitenSprung gezogen. Zu viel überfordert.
WildeWebe (Manager) 24.10.2013 11:20
wonalux Unbedingte Zustimmung: weniger ist mehr. Ein Webstuhl reicht. Der Gewichtswebstuhl scheint mir eher geeignet als das Brettchenweben, da er einigermaßen durchschaubar ist. Das kann man, wenn man will, als Laie durchaus verstehen. Das Brettchenweben verstehe ich als ausgebildete Handweberin noch nicht einmal. Das Färben würde ich in erster Linie als Ausstellung zeigen. Wenn der Topf tatsächlich Problemlos vor sich hin kochen kann, ist das OK. Aber während Du den Webstuhl zeigst wirst Du kaum die Wolle im Blick haben können. Ne Mappe finde ich auch gut!
wonalux 24.10.2013 16:39
RabenPfad Ich glaube, du brauchst Personal ;-)! Ich habe bisher immer "nur" brettchengewebt und bin schon ins Rotieren gekommen, wenn dann zwischendurch jemand was kaufen oder was anderes wollte... vom Erklären mal ganz zu schweigen. Ich finde den Gewichtswebstuhl klasse, weil man sowas nicht so oft sieht und das Prinzip des Webens schön deutlich wird. Beim Brettchenweben besticht zwar das tolle Muster und die Leute sehen, dass du da was drehst, aber Laien verstehen nur meistens nur Bahnhof. Beim Schulwebrahmen könntest du die Leute ja auch mal probieren lassen, sonst kommen nur blöde Sprüche wie "guck mal, genau wie bei dir im Kindergarten" - auch wenn du gerade an einer hochkomplizierten Köperborte sitzt... Nimm für das Färben einfach gefärbte Wolle mit und die dazugehörigen Färbedrogen, das macht auch schon was her. Aber wenn du niemanden hast, der den Topf beaufsichtigen kann, dann laß den lieber weg.
RabenPfad 24.10.2013 17:19
Porta-patetDAWANDA Schon mal Dankeschön für Eure Meinungen! Ich finde es spannend zu lesen, wie andere das so handhaben. Hier sieht man die Vorführungen nur sehr wenig, so dass abschauen schwierig ist. Bisher habe ich auch immer nur eines dabeigehabt und wurde prompt angesprochen auf die andere Webart. Jetzt erklärt mal das Brettchenweben ohne Webrahmen. Deshalb kam ich überhaupt erst auf die Idee, das zu kombinieren. Aber ich kann immer noch den kleinen Rahmen in den Hintergrund stellen und bei Bedarf darauf zugreifen. Die Idee mit einer Mappe zum Blättern ist gut. Da hätte ich draufkommen können. Ich habe schon eine mit Küche und Garten gemacht, die sehr gut ankam. Das werde ich wohl aufgreifen, auch für die Färberei. Danke!! Den Färbe-Topf beaufsichtigen könnte unser dritter Mann Andi. Aber der kann und mag nichts erklären. Ausstelllungsstücke werde ich auf alle Fälle mitschleppen, was der Hänger und das Auto an Platz hergeben.
Nebenzu verkaufen werde ich wohl gar nicht erst versuchen. Das hatte ich ein Mal. Den Kunden kann man aus Zeitmangel nicht richtig beraten und die in dem Fall am Brettchenweben Interessierten haben dann nichts gekauft, weil sie meinten, bei der Arbeit und Fummelei würden sie sich schämen, mir zu dem Preis Borten abzukaufen. Völlig verrückt :-) Wenn jemand drauf besteht und mich bekniet, gebe ich natürlich widerwillig doch was ab.
Die Leute probieren lassen ist auch nicht schlecht, aber nicht am großen Webstuhl, das gibt Chaos. Ich habe mal bei einem Museumsfest eine Borte zum Selberweben auf den Rahmen gezogen, das kam nicht schlecht an. Aber da ist die Besucherzahl eher überschaubar gewesen. Hmmmm, der nächste Floh im Ohr :-D
Porta-patetDAWANDA 24.10.2013 18:32
Porta-patetDAWANDA So, am letzten Wochenende war der Markt mit der Webvorführung. Ich habe Eure Vorschläge beherzigt und mich auf den Gewichtswebstuhl konzentriert, der auch ein schöner Blickfang war. Den Brettchenwebrahmen hatte ich für die Abwechslung dabei. Vor allem andere Darsteller waren sehr interessiert, aber auch viele der Besucher. Es ist erstaunlich, wieviele Leute mit Ahnung völlig unerkannt unter uns weilen :-) Ich hatte eine gelernte Weberin mit der ich mich schön austauschen konnte und ein Mann hat mir so nebenbei erklärt, warum mein Gewebe schief ist. Weil der Webstuhl nicht im Wasser stand. Klar eigentlich :-) Als ich ihn fragte, wie er drauf kommt, hat er erzählt, dass er für einen Hersteller von Hochleistungswebstühlen (2000 Schuss pro Minute!) arbeitet. Die stellen die Webstühle auch immer genau im Wasser auf. Toleranz: 1 mµ pro Meter. Das muss man sich mal vorstellen! Beim Gewichtswebstuhl wirkt das natürlich noch mehr, wenn er schief steht. Was ich allerdings nicht empfehlen kann, sind Webgewichte aus Salzteig im Regen :-(. Samstag Nacht fing es an zu regnen und das war es dann im Großen und Ganzen mit den Vorführungen und ich musste mich auf Erklärungen beschränken, weil auch das Gewebe Feuchtigkeit gezogen hat.
Frau Becker kam mit Familie auch noch vorbei mit ihren Bandwebereien und Brettchenwebereien. Es war also hübsch was los bei uns
Die Lieferanten sind übrigens auch regelmäßig über den Markt gezogen.
Die Kladde habe ich leider nicht geschafft, aber dafür ein paar schöne Bilder dafür bekommen. Das wird also noch
becker1973 Oh ja, es hat viel Freude bereitet, vor allem da ich ZEIT hatte in Ruhe hinzusitzen und zu weben, da mein Mann den ganzen Mittag die Kleine beschäftigt Hat ! Es gab wirklich viel zu bestaunen, an jeder Ecke waren Gauckler und Stelzenläufer und Hundeturniervorführung usw. Selbst das Schafe hütn wurde dort als Kunst präsentiert - mit einem wirklich supertollen Hütehund, der auf jede Bewegung des Hirtenstabes des wirklich optisch den Damen seehr ins Auge stechenden Hirten in südländischer Tracht reagierte....abwechselnd wurden Schafe und Gänse über den Markt getriben..und auch die ganze Gänseherde hielt an , sobald der Hirte den Stab drehte...ich habe so eine "Hütekunst" will ich sagen noch nie gesehen und war sehr beeindruckt... Ich möchte mir auch Webgewichte machen und einen kleinen Tisch-Gewichtswebstuhl machen und habe mir letzten Samstag aus übrigem "Soft"-Ton sozusagen Doghnuts gemacht als Gewichte....momentan trocknen sie auf der Fensterbank, dann muss ich schauen, ob es funktioniert, sie zu brennen bei einer Bekannten oder ob sie gleich zerspringen.....denn nur getrocknet habe ich dann das gliche Problem wie Bianca mit ihrem Salzteig....