Angeregt durch @wonalux Problem mit einer 18 m Kette und unsauberen Kanten, weil die Spannung der Kantenfäden nicht stimmt, habe ich gedacht, hier könnten wir doch mal sammeln, was wir beim Weben für Problemlösungen gefunden haben. Also jede/r, die/der einen Arbeitsgang verbessert hat, kann hier bitte ihre/seine Tipps reinschreiben. Wie immer hier in dieser Gruppe gilt das absolut für alle. Auch für Anfängertipps. Glaubt nicht, irgendein Tipp sei zu blöd. Ist er bestimmt nicht. Wenn er Euc schon aml geholfen hat, kann er auch anderen helfen.
WildeWebe (Manager) 24.08.2011 14:18
WildeWebe Probleme mit der Kantenspannung. Mögliche Lösungen.
Die Kantenspannung ist zu weich :
1. Beim Vorwärtsbewegen der Kette die zu weich laufenden Gänge hinten am Kettbaum schräg nach innen auflegen, gerne auch einmal um den Kettbaum führen. Ohne die Kettfäden abzuschneiden, sondern mit dem Finger unter die entsprechenden Gänge und dann den Finger um den Kettbaumn führen.
2. Spannung ausgleichen durch Einlagen. Hinten am Kettbaum oder vorne unter die gewebte Ware etwas schieben, das die Unregelmäßigkeit aufhebt, z.B. eine Spulenhülse. Vorne einlegen hat den Vorteil, das man die Einlage mit einweben kann und nicht ständig nach hinten muß um erneut zu justieren. Vorne einlegen kann man natürlich nur zwischen zwei Webstücken, sonst stört man die Spannung innerhalb des Stücks.
3. Mitlaufenlassen von ausgleichendem Material. Ist der Ausgleich geschaffen, kann man versuchen etwas einzulegen, das die immer neu auftauchende Differenz ausgleicht. z.B. einen schmalen Streifen Papier oder Folie oder auch Stoff. Gerne auch noch knicken, weil es ja oft so ist, das die Spannung nicht gleichmäßig weniger ist, sondern einige Fäden noch mehr "Unterfutter" brauchen, als andere.
Das schräg ablegen ist die Methode, die so lange wie möglich vorzuziehen ist, weil da dann auch ausgeglichen werden kann, wenn im nächsten Moment die Kantenfäden zu fest sind.
Bei zu fester Kantenfadenspannung
1. Wieder die Sache mit dem Finger ;)) Unter die zu festen Gänge und versuchen die Kantenfäden nach innen auf die aufgewickelte Kette zu legen.
Wie jetzt ???? Beides Mal Kettfäden nach innen legen ???? Ja, aber bei zu lockeren Kettfäden beginnt das Schräglegen oben am hinteren Streichbaum, bei zu festen Kantenfäden, unten direkt am Kettbaum.
Und wenn das alles nur noch nervig ist ? Abschneiden !!! Ein Produkt fertig weben, den Stoff vom Webstuhl nehmen, neu vorbinden und dabei auch mal um den Webstuhl rum gehen und die Kantenfäden in eine gute Spannung bringen. Eventuell müssen einige cm Kettmaterial von dem mittleren Teil geopfert werden, wenn die Kettfäden durch ständiges Abrutschen auch schon beim Bäumen nämlich kürzer sind, als der Rest der Kette. Dann sind die Kantenfäden das Maß. Stimmt die Spannung - losweben ;)) Und sobald die erste kleine Unregelmäßigkeit auftaucht einen von den obrigen Tipps anwenden. Ich hatte auch letztens eine 15 m Kette, wo ich das kontinuierlich für die ersten 7 m tun mußte.
WildeWebe (Manager) 24.08.2011 15:07
wonalux Die Idee, vorne was einzuweben finde ich Klasse. Danke dafür!
wonalux 24.08.2011 17:54
ute-richter Ich habe gerade an einer schmalen Handtuchkette versucht, Tipps aus einem Kurs bei Winnie Poulsen auszuprobieren. Sie beschwert meisten die Kantenfäden extra. Der Versuch, die beidseits 8 Randfäden, die ich doppelt so dicht ins Blatt gezogen habe als beim sonstigen Gewebe, zusätzlich zu beschweren hat erstaunlich gut geklappt und ich bin mit dem Ergebnis recht zufrieden auch wenn es da sicher noch viel zu experimentieren gibt. Für das Beschweren habe ich an S-Haken je eine BW-Tasche mit ca. 1600g Garn auf Konen gehängt.
ute-richter 24.08.2011 22:39
WildeWebe Wann beschwerst Du die Kantenfäden ? Beim Bäumen oder erst beim Weben ? Und warum ?
WildeWebe (Manager) 25.08.2011 00:02
ute-richter Bei diesem ersten Versuch habe ich die Kantenfäden nachträglich eingezogen (für die Proben, die ich zunächst machen wollte brauchte ich sie nicht) und musste sie ja ohnehin beschweren, weil sie nicht mit gebäumt waren - da kam mir der dänische Rat sehr entgegen... Winnie beschwert die Randfäden während des Webens. Wenn ich es richtig verstanden habe, erreicht sie durch die deutlich höhere Spannung eine bessere Stabilität der Webkante und verhindert das Einweben. Allerdings setzt sie dafür auch immer einen Breithalter ein.
ute-richter 25.08.2011 09:24
Handwebhex Ich habe - ebenfalls angeregt durch einen "Kantenkurs" bei Winnie - gute Erfahrungen mit dem Beschweren der Kantenfäden gemacht. Ich hänge vor dem Weben an die S - Haken meist die Gewichte einer alten Strickmaschine (Je ca. 1000g). Einen Breithalter benütze ich nur in seltenen Fällen (kommt auf Webmuster und Garn an - Weichheit des Garnes, Einsprung,...). Neben dem doppelt so dichten Einzug der Kantfäden empfiehlt es sich außerdem, bei entsprechend beanspruchten Geweben die Kantfäden beidseitig , wenn es das Webmuster erlaubt, in Leinwandbindung (evtl. auch Rips - z. B. bei Waffelmuster) einzurichten. So erhält man eine wirklich gute Kante z. B. bei Tischwäsche, Geschirrtüchern,....
Handwebhex 06.09.2011 23:02
beiwerks Ich beschwere die Randfäden meistens auch extra mit S-Haken und daran hänge ich Stoffsäckchen mit Gewicht. Die Säckchen kann man mit Sand füllen (Vogelsand) und so auch das gewünschte Gewicht (und für beide Seiten gleich) gut erreichen. Bei einer elastischen Wollkette, die ich weich webe, ziehe ich am Rand zusätzlich je einen oder zwei (je nach Bindung) dünnere und gleichfarbige Baumwollfäden extra ein, die dann stramm gespannt werden, das ist am fertigen Stück fast nicht zu sehen und das Einweben wird sehr reduziert dadurch - ohne Breithalter. Wobei das Einweben auch durch die Spulenspannung verursacht wird - also wenn der Faden nicht gut von der Schußspule abläuft, und vom flüssigen Ablauf beim Schießen, so meine Erfahrung.
beiwerks 06.10.2011 20:38
ZeitenSprung Das mit den Säckchen klingt nach ner guten Lösung. Ob man die Baumwollfäden am fertigen Tuch wieder rausziehen kann ? Wenn die Bahn nicht zu lang ist. In der historischen Weberei darf so ein Faden nicht drin sein,klingt aber nach nem guten Hilfsmittel. Das Problem mit krumpeligen Rändern hatte ich auch gerade extrem. Meine Tochter wollte eine Kuscheldecke aus Polywolle,da mein Webstuhl nur max 80 breit kann, hab ich zwei Bahnen verbunden, und man sieht das ziemlich doll. Der Tochter gefällts trotzdem, aber beim nächsten Mal möchte ich das besser hinbekommen. Schaut mal : http://s32.dawandastatic.com/Message/225...8051731-360.jpg Das Muster ist ein Diamantköper,das Garn ist grob und liegt 40/10. Ziehe ich da enger ein, oder mache andere Randstreifen sieht das ja dann in der Mitte ziemlich doof aus. Oder brauche ich doch einen Breithalter ?
ZeitenSprung 08.10.2011 07:35
WildeWebe Ich habe mit doppelter Breite weben gar keine Erfahrung, kann Dir aber sagen, das ich nicht glaube, das es an Deinen Rändern liegt. Die äußeren Ränder sehen zumindest auf dem Photo völlig in Ordnung aus. Hast Du es in doppelter Breite gewebt oder nachträglich zusammengenäht ?
ZeitenSprung Nachträglich zusammen genäht. Doppelte Breite weben will ich unbedingt lernen. Die Ränder sind im Muster gedrungen, weil ich die Breite nicht halten konnte. Sollte ich die Decke mal ohne Kind drin erwichen mal ich mal ein Detailfoto.
ZeitenSprung 09.10.2011 10:05
WildeWebe Ja klar, Rand ist immer enger. Es sei denn man trickst. Aber wichtig finde ich eigentlich die Qualität der Kante und die sieht gut aus im großen Photo. Wenn Du mit Breithalter webst, oder auch mit S-Haken und Gewicht, ist auch ein Breithalter, dann mache unbedingt eine Probe, bevor Du mit dem eigentlichen Stück anfängst. Der Anschlag verändert sich sehr. Es gibt auch häufiger Absatzstreifen, die mit der veränderten Spannung beim Umsetzen des Breithalters zu tun haben.
Zum Baumwollfaden. Wenn es eine *flowing selfege* also eine fliegende Webkante ist; ich glaube ich kenne keinen deutschen Begriff dazu, dann kannst Du den Faden Wahrscheinlich raus ziehen. Ich habe aber keine Ahnung, welche Folgen das für die Kante hat. Denn der Baumwollfaden fängt ja den Faden jedes Mal, auch wenn direkt dahinter eine Schußflottierung liegt. Nimmt man den Faden weg, liegt die Flottierung ungeankert. Hat da jemand Erfahrung ?
WildeWebe (Manager) 09.10.2011 13:06
ZeitenSprung Ich bereite gerade eine neue Übungskette vor und werde das mit dem Baumwollfaden mal testen. Wenns so weit ist berichte ich wie es geklappt hat, das rausziehen und wie sich das Gewebe benimmt. Allerdings wird es noch mal ne Polykette sein. Das Garn liegt noch aus früheren Zeiten rum und ist zum üben gut genug.
ZeitenSprung 11.10.2011 13:46
WildeWebe Flying Selfegde - Kennst Du das ?
Das ist kein normaler Kantenfaden, sondern der Faden wird nur durchs Riet geführt, nicht durch die Litzen, dadurch kann er völlig bindungsunabhängig reagieren. Der Schußfaden wird Manuell einmal unter, einmal über den Kantenfaden geführt. Also z.B. beim Verlassen des Fachs, immer unter den extra Faden, beim Einwerfen ins Fach immer drüber. So erhält man einen sauber bindenden Kantenfaden, ganz egal, welche Bindung mit was für Flottierungen man benutzt.
WildeWebe (Manager) 11.10.2011 23:51
ZeitenSprung Oh - Danke ! Nöö ich kenn das nicht,das hab ich jetzt ganz normal mit dem äussersten Faden durch die Litzen laufen lassen. Da ich aber noch nicht angewebt hab, kann ich es ja wieder ändern. Gut das Du es erklärst, dafür mal ne Sonnenblumen aus meinem Garten. http://s32.dawandastatic.com/Message/226...8397022-725.jpg
ZeitenSprung 12.10.2011 07:27
WildeWebe ;)))) Vielen Dank ! Ich bekomme nicht oft Blumen ! Werde sie hegen und pflegen. (indem ich sie mir virtuell immer wieder ansehe.)
WildeWebe (Manager) 12.10.2011 12:56
ZeitenSprung Den fliegenden Faden hab ich getestet. Allerdings hatte ich für ihn kein eigenens Schlitzchen im Riet, da an die alte Kette angeknotet wurde, und die Breite schon vorbestimmt war.Deshalb war das weben fummelig, wird beim nächsten Mal mit eingeplant und besser gemacht. Das rausziehen des Fadens war auch kein Problem. Vorher war das Gewebe etwas beulig, nachdem der Faden raus war, nicht mehr. Es war einfacher die Gewebebreite zu halten.
Allerdings ist das Gewebe das hässlichste was ich bisher gemacht hab. Die Farben sind langweilig. Obwohl ich alle Musterrapporte notiert und ausgemessen hab, stimmen sie nicht übereinander. Es sollte ja eine Decke werden, die aus zwei Bahnen zusammengenäht wird. Also eine lange Bahn weben und dann durch schneiden. Statt dessen hab ich versucht daraus ein Oberteil zu schneidern, das wiederum so hässlich ist, das ich darin zusammen mit einer albernen Mütze und einer Panflöte durchaus in der Einkaufsstraße einige Mitleidsmünzen sammeln könnte. Foto wird verweigert, geschmollt hab ich auch schon einen Tag lang, jetzt plane ich was Neues,schöneres.
ZeitenSprung ne Frage aus der naiven Ecke : leere Garnkonen, aus Pappe oder Plastik - kann man die wieder verwenden ? Kann man da dem Wolldealer des Vertrauens bei Gelegenheit ne Freude machen ? Oder einfach wegschmeißen ? Notfalls würde ich dem nächsten Kindergarten damit beglücken, wenn man aus leeren Rollen vom Ringelband Gewichte zum Muckis trainieren basteln kann, aus leeren Rollen der Teppichabteilung Murmelbahnen, dann lassen sich aus Pappkonen bestimmt Flüstertüten machen... Zweitleben ist immer gut. Was macht Ihr damit ?
ZeitenSprung 09.11.2011 11:56
WildeWebe In den meisten Fällen - Kindergarten. Wenn die Konen nicht von einem Sonderangebotsverkauf sind, dann gebe ich sie teilweise auchg an den Garnanbieter zurück. Die Dinger sind allerdings nicht genormt und so kann sie nur nutzen, wer die richtigen Maschinen dafür hat. Die Wollfabrik freut sich, wenn man die Konen zurück bringt.
Bei den Kreuzspulen Spulen habe ich einen großen Karton dem Kindergarten vermacht, einen Teil nutze ich als Kettspulen, aber nun ist die Kiste schon wieder voll !!!
WildeWebe (Manager) 09.11.2011 16:05
ute-richter Ich habe keinen Tipp, aber ich hätte gern einen - oder viele :) Im Moment verwende ich mehrfach gefachtes Garn aus der Wollfabrik als Schussmaterial und habe trotz vieler Umlenkungen beim Spulen immer wieder kleine Schläufchen im Gewebe. Hat jemand eine Idee, was da außer Umlenken und nochmals Umlenken hilft?
ute-richter 16.01.2013 15:01
Nee, leider nicht. Einer der Gründe warum ich Stränggarn nicht besonders mag.
WildeWebe (Manager) 17.01.2013 11:41
Webspinne ich weiß nicht, ob das sehr schlau ist, aber vielleicht geht's im feuchten Zustand der Wolle besser - gibt es nicht auch die Möglichkeit, die Wolle zu leimen?
Webspinne 17.01.2013 13:36
ute-richter Tja, ich hatte beim Kauf auch schon Bedenken, aber vermutlich muss ich diese Erfahrung machen, um nie wieder nach solchem Garn zu greifen :) Der Tipp mit der Feuchtigkeit ist vielleicht eine Möglichkeit - danke Kathleen. Es ist ein Baumwoll-Seiden-Garn, aber da könnte es auch helfen. Ich werde versuchsweise die Kone beim Spulen mal besprühen und dann kann ich die fertigen Spulen ja in ein feuchtes Tuch legen... Wer keine Arbeit hat, der macht sich welche :)
ute-richter 18.01.2013 09:18
wonalux Ist das Garn aus Baumwoll- und Seidenfäden zusammengespult? Dann können die Schlaufen an der unterschiedlichen Elastizität der Garne liegen. Ich hatte mal ein gefachtes Strickgarn aus Wolle und Viskose. Das war ganz schrecklich! Umlenken hilft eigentlich nur dann, wenn man das Garn selber facht, d.h. mehrere Einzelfäden zusammen spult. Fertig gefachtes Garn ist leider wie es ist...
wonalux 20.01.2013 13:36
ute-richter Hallo Katja, dieses Garn ist nicht aus unterschiedlichem Material gefacht sondern schon als Mischung versponnen. Ich habe den Eindruck, dass sich die Einzelfäden unumgelenkt (gibt es das Wort überhaupt?) noch mehr gegeneinander verschieben und sehe im Umlenken eine gewisse Chance, relativ ebenmäßig ablaufende Spulen zu bekommen. Aber das ist vermutlich eine individuelle Erfahrung, wenn du das nur fürs eigene Fachen so machst. Liebe Grüße Ute