Angeregt durch eine Bemerkung im Willkommen Thread und meine eigenen Erfahrungen, die ich in 6 Jahren mit relativ vielen und sehr unterschiedlichen Märkten gesammelt habe, würde ich hier gern über die Philosophie von Märkten diskutieren und ob das Konzept noch eine wirtschaftliche Bedeutung hat. @porta-patet Warum ist es Dir wichtig, das es kleine Märkte sind. @beiwerks Was ist es, das Märkte für Dich zu aufwändig macht ?
Warum bin ich selbst mittlerweile nicht mehr gern auf Märkten ? Ist das Konzept "Kunsthandwerkermarkt" noch aktuell ? Was ist überhaupt ein "Kunsthandwerkermarkt" heute tatsächlich, was könnte er sein, was würden wir uns wünschen ? Ist es eventuell für Weber anders, als für Teilnehmer anderer Gewerke ? Jurierte Märkte, Ja - Nein - Vielleicht - Ich trau mich nicht ?
Solche Fragen eben.
WildeWebe (Manager) 12.05.2011 13:44
Porta-patetDAWANDA Ein sehr interessantes Thema! Aus meiner Sicht: ich bin gerade dabei, aus meinem Hobby Handarbeiten einen Nebenerwerb aufzubauen. Dazu habe ich mich für die Ausstattung von Reenactors und Mittelaltermarkt-Besuchern entschieden, weil das eben ein weiteres meiner Hobbies ist und ich mich da schon ein bisschen auskannte und glaubte, ein wenig die Nachfrage einschätzen zu können. Kleine Märkte ziehe ich deshalb vor, weil da die Standgebühren noch erschwinglich sind und ich mit meinen Sachen nicht untergehe (produziere ja im Nebenerwerb). Außerdem haben einige der Techniken Erklärungsbedarf. Brettchenborten laufen z. B. viel besser, wenn ich vor Ort das Weben auch zeigen kann. Auch wird der Preis dann fraglos akzeptiert, weil alle sehen, welcher Aufwand es ist. Das ist auf großen Märkten normalerweise nicht möglich.
Märkte dienen für mich außerdem dazu, mir einen Namen zu machen. Hier auf DaWanda z. B. sind nicht soooo viele MA-Kunden - ich versuche, die selbst zu mir zu holen.
Kunsthandwerkermärkte heute? Hm, viele die ich kenne, bestehen aus ein paar Ständen mit Holzschalen, ein paar Körbe und vielleicht noch selbstgestrickte Socken, das war es dann. Das finde ich schade, denn es gibt noch so viele andere Handwerke, die meistens nicht vertreten sind. Achso: ich vergaß den Schmuck, der aber oft genug Massenware ist Schade ist auch, dass das Vorführen der Handwerke zu kurz kommt und oft genug Leute am Stand stehen, die vom Handwerk selbst keine Ahnung haben. Das heißt jetzt nicht, dass es nicht auch andere Märkte gibt!! Aber der Kommerz hält halt überall Einzug
Ob es für Weber anders ist? Ich glaube schon. Wir werden doch mit billigen Stoffen und Kleidern überschwemmt, wer soll da noch das Weben schätzen? Das halte ich wirklich für auffälliger als in anderen Bereichen. Unter welchen Bedingungen die billigen Waren hergestellt werden, möchte ja keiner wissen. Und ich halte es für recht aufwändig, einen Webstuhl mit auf einen Markt zu schleppen. Da hat es z. B. ein Korbflechter schon einfacher.
Was sind jurierte Märkte??
Porta-patetDAWANDA 12.05.2011 14:30
ZeitenSprung Vorletztes Jahr hab ich mein Gewerbe an den Nagel gehangen. Ich hab Floristin gelernt,und schon während der Ausbildung mit einer Kollegin den Trockenblumenboom ausgenutzt. Anfangs *hust* einfach so auf Trödelmärkten,viel später dann mit Gewerbeschein auf Trödelmärkten,Antikmärkte (mit Eintritt für den Kunden),Stadtfesten,Wochenmärkte,Wohltätigkeitsbazare,ach ja - und sogenannte Handwerkermärkte. Was anfangs eine Goldgrube war,wurde mit den Jahren ein Ärgernis.Die Leute sparen und Geiz ist vieles aber niemals geil. Handwerkermärkte,da hab ich ganz üble mitgemacht,wo ich als Florist -der ja gar kein Handwerker ist - der einzig werkende Mensch war. Aber auch einen Markt von einem "Edelveranstalter" der vorher eine Bewerbung mit Fotos haben wollte,die höchste Miete meiner Laufbahn kassiert hat,und alle Floristen nebeneinander gestellt hat,während die überigen Anbieter gut verteilt waren.Es war nicht gut organiesiert,die Händler wurden von den Geschäftsinhabern beschimpft,weil sie die Sicht auf die Schaufenster nämen,man sah keinen Organisator,es waren keine Parkplätze ausgeschildert,es war nur frustrierend.Da denkt man wenn man sich schriftlich bewerben muß,ist das was ganz besonderes,von wegen.
Es lohnt die Veranstalter und auch die Veranstaltung zu vergleichen.
Ist der Markt riesengroß auf weitläufigen Gelände scheut der Kunde den Einkauf,weil er ihn ja tragen muß.Dann heißt es in den Zeitungen Menschenmassen und jeder hat nur ne Currywurst oder ein Eis konsumiert.
Es gibt supernette Veranstalter,die aber leider nur Märkte in schlechten Vierteln machen.(schade warum eigendlich?)
Übel fand ich auch die Einladung zum Kirchenbazar,wo mir gleich gesagt wurde,das ich den Leuten nicht so viel Geld abknöpfen dürfe,mehr als 2,50€ würde da keiner bezahlen... auch hier lohnt es vorher abzustecken,was wollen die,was will ich.
Wohltätigkeisbazare - da lohnt es sich Kleinigkeiten im Sortiment zu haben,schon allein weil immer wer mit dem Hut rund kommt,für die Tombola,da ist es übel,wenn man nur hochpreisige wertvolle Sachen hat.Ich erinner mich da an eine Dame die handgenähte Teddy hatte und nichts anderes.
Überhaupt lohnt es,kleine Dinge für kleines Geld mit zu haben.Oft bleibt der Kunde dadurch erst mal stehen,durch den miteingepackten Flyer kommt manch einer später zurück.
ZeitenSprung 12.05.2011 14:38
Porta-patetDAWANDA Was mir noch einfällt: Was wären denn die Alternativen zu Märkten? Online, ist klar. Und dann?
Porta-patetDAWANDA 12.05.2011 15:40
kallejasper Ich organisiere am 21. selbst einen Kunsthandwerkermarkt mit dawAndianerinnen. Meine einschätzung ist: - wenn ich vorführendes Handwerk bin, verkaufe ich schlecht, da der kunde durch die Darstellung selbst schon befriedigt wurde - darstellende HAndwerker sollten vom Marktveranstalter bezahlt werden - kleine liebevolle Märkte kommen besser, auch durchaus mal ein Markt auf einem Dorf, dort verkaufe ich manchmal recht gut - SchattenplÄtze vor den Ständen, Sitzgelegenheiten mit Blick in die Stände sind sehr von Vorteil---um zu verkaufen und ins Gespräch zu kommen--- - im Vorfeld darauf achten, und sich eventuell eine lIste geben lasse, welche Händler mit welchen Waren VorOrt sein werden
beim letzten Markt stand eine Verkäuferin von Holzspielzeug neben mir--sehr sehr schöne Sachen für 1 bis höchstens 10 €---da hab ich kaum eine Chance---
Ich freue mich auf dieses Thema und bleib gespannt
kallejasper 12.05.2011 17:16
WildeWebe Ich glaube die "historischen" Märkte sind im Moment Noch für Menschen, die in dem Bereich arbeiten eine Sonderposition, mit günstigen Vorraussetzungen. Allerdings habe ich auf historischen Märkten nichts zu suchen. Ich werde immer mal wieder zu einem eingeladen und wenn er direkt in der Nachbarschaft ist, mache ich auch mit. Aber da ist es wirklich so, das die Menschen nur Interesse an meinem Gewerk haben, nicht aber an meinen Produkten, die sind zu zeitgenössisch. Top One auf meiner Negativliste von Märkten war Halberstadt, Feier des Bistums mit Jubiläum. Historischer Markt, dort stand ich nicht. Einige ganz gute Kunsthandwerker, die standen im Kreuzgang, dort stand ich auch nicht. Da waren zumindest Menschen, die mal guckten. Ob die Ausstellenden dort verkaufen konnten, weiß ich nicht. Dann kam ein freier Platz für Vorführungen und das leibliche Wohl. Dann kamen wir, der sogenannte Handwerkermarkt. Wir standen im Schatten des Doms und wir froren den ganzen Tag. Obwohl es eigentlich nicht so kalt war. Die Leute kamen von der Veranstaltung, aber keiner mochte mehr gucken. Zwischenzeitlich gab es mal einen Interessenten für meine Kissen, der uns wegen meiner Preise beschimpfte. 4 Tage Ausstellung, insgesamt 3 Passepartoutekarten verkauft. Die Standgebühr wurde mir erlassen.
Ich habe danach bei anderen Kunsthandwerkern gefragt und fast jeder hat einmal und nie wieder ein Stadtfest mitgemacht, weil die Erfahrungen dieselben wie meine waren.
In den 80er Jahren als die Idee der Kunsthandwerkermärkte Fuß fasste, da waren diese Märkte sehr beliebt, sie waren sehr hochqualitativ besetzt und man konnte dort auch verkaufen.
Heute ist der Begriff des Kunsthandwerkermarkts sehr "abgesunken". Das ist ein Begriff aus der Volkskunde und beschreibt den Prozess, wenn etwas mit hohem Standart beginnt und dann immer weiter verflacht. Er ist auch gar nicht mehr klar deviniert. Bevor ich auf dem Markt bin, weiß ich nicht was mich erwartet. Ich kann auf lauter Profis treffen, die sehr hochqualitative Ware anbieten, aber auch auf die Ergebnisse eines Bastelkreises. Dadurch ist es auch schwierig das richtige Publikum zu finden. Wer gerne ein Fensterbildchen kaufen möchte oder eine andere nette Kleinigkeit, die nicht besonders aufwändig hergestellt ist, ist mit dem einen Markt glücklich und mit dem anderen unglücklich und wer sich ein von einem Keramiker geschaffenes Tellerservice wünscht, fühlt sich dann auf dem Markt wohl, aber auf dem anderen nicht. Dafür gibt es dann die jurierten Märkte, für die man sich bewerben muß. Bei einigen mit Lebenslauf (nicht dem gesamten, aber den Teil daraus, der sich auf seine Arbeit bezieht) und wo es dann ein Verhältnis von Bewerbungen von freien Standplätzen von 6 : 1 oder auch 15 : 1 gibt. Das heißt, man muß sich wappnen, die Wahrscheinlichkeit abgelehnt zu werden ist größer, als die angenommen zu werden. Solche Märkte kosten ab 150 € das Wochenende. Es gibt Profis, die sagen nur dort können sie verkaufen. Für mich stimmt das nicht. Ich nehme auf Märkten grundsätzlich eher wenig ein und wenn die Kosten dann noch sehr hoch sind, dann ist das Verhältnis von Kosten zu Einnahme einfach sehr ungünstig und der Markt im Freibad des Nachbarortes, wo ich mal eben mit dem Fahrradhänger hin gehe und nichts bezahle, aber auch nur einen halben Tag stehe und 50 € einnehme der wirtschaftlich vernünftigere. Was helfen mir 200 € Einnahme für 2 Tage, wenn ich dafür im Wald schlafen oder stundenlang hin und her fahren muß und schon 150 € Standgebühr bezahlt habe ? Ich habe überhaupt auch Kallejaspers Erfahrungen gemacht mit dem Vorführen. Auf der Mützingenta, der Markt läuft über 12 Tage habe ich meinen Webstuhl dabei. Im ersten Jahr hatte ich ihn vorne stehen und die Leute haben sich tatsächlich danach meine produkte nicht mehr angesehen. Im zweiten Jahr habe ich ihn in den Stand gestellt, man mußte erst mal an meinen Sachen vorbei und das Interesse an meinen Sachen war viel größer.
WildeWebe (Manager) 12.05.2011 19:01
waschbear Das ist ein sehr interesantes Thema! Auch Eure Erfahrungen...
Ich habe einmal bei unserem Dorfmarkt mitgemacht, noch bevor ich zu weben angefangen habe, also nur mit Mosaiken. Günstige Standmiete, gleich vor der Haustüre (fast). Tja, und ich habe den ganzen Tag NICHTS verkauft. Und seither habe ich es nie mehr versucht.
Es gibt hier einen Weihnachtsmarkt in Arlesheim der sehr gut sein soll, weil anthroposophisch angehaucht - sowohl von den Besuchern wie auch von den Ausstellern. Den möchte ich mal besuchen um zu sehen ob das vielleicht einen zweiten Versuch wert sein könnte.
Aber wenn ich das hier so lese....
Es ist wirklich schade, denn ich gehe auch gerne auf Märkten einkaufen, finde aber, dass man mittlerweile häufig immer dieselben massengefertigten Angebote sieht. Wobei ich die mittelalter Märkte cool finde (jaaaaa, ich oute mich hier als Fan von Mittelaltermärkten! :-))
waschbear 13.05.2011 07:49
Porta-patetDAWANDA Guten Morgen, ich bin hauptsächlich auf historischen Märkten und es stimmt schon, dass es da gewaltige Unterschiede gibt. Webe, nimmst Du Gage, wenn Du vorführst? Wir sind in der Regel sogar mit komplettem Lager da und die Gage deckt die Kosten schon mal ab, was ein großer Vorteil ist. Was ich dann verkaufe, ist reiner Verdienst. Und ich bin in der komfortablen Situation, dass ich nicht davon leben muss. Ich kenne viele Händler, die von Marktbesuchen leben. Mit denen möchte ich nicht tauschen! Auf vielen dieser Märkte läuft übrigens das Moderne besser als das Historische, weil die meisten Darsteller sich ihre Ausstattung doch selber machen.
Waschbär, machen wir einen Club auf?
Porta-patetDAWANDA 13.05.2011 09:39
Porta-patetDAWANDA Kallejaspers Bemerkung, dass sie einen Markt organisiert brachte mich auf die Idee, es mit einem Webermarkt zu probieren. Aber wir sind ja über den ganzen Kontinent verteilt :(!
Porta-patetDAWANDA 13.05.2011 09:50
kallejasper @ Porat zum Markt am Wochenende kommen auch Ulla aus Österreich und Andiva aus Oberammergau und das ist nicht ums Eck---also wir kommen aus der ganzen bunten Republik sozusagen und haben uns eben auf ein wundervolles Wochenende eingerichtet----
kallejasper 13.05.2011 12:34
WildeWebe Da bin ich sehr gepannt über Deinen Bericht !
Insgesamt kenne ich eine Menge junger Leute, die Kunsthandwerkermärkte einfach altbacken finden. Da der Großteil meiner Kunden unter 30 sind, könnte das schon ein Grund sein, warum DaWanda für mich besser funktioniert. Insgesamt habe ich den Eindruck Kunsthandwerkermärkte werden abgelöst von Designshows, was nichts anderes ist, als ein modernerer Begriff und vor allem diese kleinen Lädchen, die überall aus dem Boden schießen.
WildeWebe (Manager) 13.05.2011 15:21
beiwerks Ich finde es gibt zu viele Märkte, davon zuviele, die Kunsthandwerkermarkt heissen und nichts mehr mit Kunst und schon gar nicht gutem Handwerk zu tun haben. WildeWebe hat ja einiges dazu geschrieben. Der einzige, der garantiert verdient, ist meist der Veranstalter. Was es für mich aufwändig macht? Man weiss nie, welche Bedingungen man vorfindet, schleppt also alles mögliche dahin (Ausstellungsutensielen, Deko, Beleuchtung), steht viele Stunden unbezahlt und hängt so oft ein ganzes Wochenende dran - ohne dass es sich wirklich rechnet und schleppt wieder eine Menge nach Hause und verstaut wieder alles. Jurierte Märkte sind vom Niveau oft besser - ich schaue mir aber inzwischen die sogenannten Märkte oder Ausstellungen vorher an, bevor ich teilnehme (teilnehmen würde, zur Zeit mache ich nichts in der Richtung). Einziger Grund wäre für mich der Werbeeffekt. Alternative: Ladengemeinschaften für begrenzte Zeit. Das wird an vielen Stellen schon gemacht und ist viel entspannter, wenn die Organisation steht und die Gruppe zusammenhält. Im Winter leerstehende Eisdielen oder leerstehende Ladenlokale bieten sich dafür an. Braucht natürlich auch etwas Anlaufzeit, bis es bekannt ist.
beiwerks 18.05.2011 20:17
WildeWebe @Porta-patet
Das ist der Unterschied. Ich bekomme keine Gage, ist mir auch noch nie auf einem zeitgenössischen Kunsthandwerkermarkt angeboten worden. Da sind kleine Märkte besonders schlimm. Die hätten den Aufwand gerne sogar für einen Sonntag Nachmittag. Aber es ist ja nicht nur Auf- und Abbau , es ist auch die gesamte Umorganisation der Werkstatt, der Transport, die Gefahr, das ein Wetterschaden entsteht. Das lehne ich grundsätzlich ab. Deshalb finde ich die Gage für Mittelaltermärkte auch angebracht, schließlich steht man den ganzen Tag, unterrichtet womöglich, hat eventuelle Schäden, die ausgebessert werden müssen. Auch schon 3 Tage Bügeln nach einem Regenmarkt, würde niemand freiwillig und unbezahlt tun, es sei denn es handelt sich um einen Kunstahndwerker, der noch nicht gelernt hat, das die Hoffnungen auf einem Kunsthandwerkermarkt meist höher sind als die Einnahmen. Ich nehme den Webstuhl nur mit, wenn der Markt länger als 5 Tage geht. Sonst lohnt sich der Aufwand nicht. Auf so lange Märkte nehme ich den Webstuhl auch schon als Schutz vor Langeweile mit.
WildeWebe (Manager) 18.05.2011 21:26
Porta-patetDAWANDA Also, ohne Gage ist so ein Marktbesuch echt ein teures Hobby. Und meine Werkzeuge sind einfacher zu transportieren, weil darauf gebaut. Trotzdem benötigen wir alleine für den Auf- und Abbau jeweils gute 3 Stunden. Wir haben zwar auch schon in einer Stunde abgebaut, aber da drohte Regen und wir waren nur im Laufschritt unterwegs.
So eine Ladengemeinschaft würde mich zwar intessieren, aber ich bin vollzeit berufstätig. Da müsste ich jemanden finden, der das aufzieht und mich dranhängen. Und ich fürchte, die Investition würde sich nicht lohnen :(
Porta-patetDAWANDA 19.05.2011 12:35
WildeWebe Ich bin ja immer wieder erstaunt, das das Internet überhaupt eine Alternative zu den Märkten ist. Ich hätte das nie für möglich gehalten. Weil für mich das Hauptargument für handgewebte Stoffe die Haptik ist und es eben noch keinen Fühlbutton im Internet gibt.
WildeWebe (Manager) 19.05.2011 13:42
beiwerks neueste Erkenntnisse nach einem kleinen Markt - Hoffest einer landwirtschaftlichen Genossenschaft, ökologisch orientiertes Publikum. Ich hatte den Webstuhl dabei - kann bestätigen - wenn man vorführt verkauft man nicht. Dies liegt zum einen daran, dass man sich nicht so gut auf die mögliche Kundschaft konzentriert sondern mit Weben und Erklären beschäftigt ist. Zum anderen sehen die Besucher den Aufwand der dahintersteht. Dann habe ich noch ein Experiment gemacht: Preise nach Selbsteinschätzung. Resultat: nichts verkauft. Resümee aus den sich darauf beziehenden Gesprächen: Wir sehen, wieviel Arbeit das ist, das können wir gar nicht bezahlen. Wenn wir nur das bezahlen, was wir können oder wollten, würden wir uns schämen, weil das zu wenig für die tolle Arbeit wäre. Also der selbe Effekt wie in anderen Bereichen: ist der direkte Bezug da, schämt man sich, für wenig Geld eine Ware zu erstehen. Fehlt er (weil z. B. in Indien oder sonstwo produziert) geniert man sich nicht, dem Weber einen ganz geringen Lohn zuzugestehen. Was macht man nun damit? Nicht mehr zeigen, wieviel Arbeit hinter einem Produkt steht und die Preisdiskussion (es ist immer zu teuer) aushalten oder eben die Zielgruppe ansteuern, die noch gutes Geld ausgibt für Besonderes? Und die findet man nicht auf Märkten. Jedenfalls: Märkte lohnen sich für mich nicht.
beiwerks 02.06.2011 20:06
kallejasper Das ist ein interessanter Bericht! Ja das glaube ich auch sofort, wenn sie die Arbeit sehen, die dainter steht, halten sie diese Waren für unbezahlbar---das kann ich mir sehr, sehr gut vorstellen.
Das muss ich jetzt mal sacken lassen---was mache ich mit dieser Erkenntnis?
kallejasper 02.06.2011 20:24
Porta-patetDAWANDA Wirklich ein spannender Bericht. Dein Experiment mit Preisen nach Selbsteinschätzung finde ich besonders interessant. Ich werde Pfingsten auf einem Markt sein, und ich glaube, das werde ich mal nachbilden - mit einem Teil der Ware aus der "Krabbelkiste" - Bortenreste und solche Sachen. Eigentlich wollte ich da ausschließlich Wolle waschen, aber ich glaube, ich werde den Brettchenwebrahmen mal doch mitnehmen und mal genau auf die Reaktionen achten. Andererseits: auf MA-Märkten tausche ich fast nur und verkaufe nichts - Arbeit gegen Arbeit. Ist meiner Meinung nach die fairste Sache.
Aber Dein Bericht wird mich noch ein bisschen umtreiben, beiwerks.
Porta-patetDAWANDA 02.06.2011 21:29
WildeWebe Ich habe gerade einen Markt abgesagt. Die Einladung bekam ich doppelt. Einmal vor der Mützingenta, wahrscheinlich über Empfehlung und einmalnach der Mützingenta, nachdem man meinen Stand dort gesehen hatte. Ich setze Euch mal die Einladung hier rein.
Liebe Aussteller,
Luhmühlen ist Reiterfreunden bekannt. Im August findet dort die Europameisterschaft der Vielseitigkeitsreiter 2011 statt. In Luhmühlen wurden im vergangenen und diesem Jahr 10 Mio Euro investiert - überwiegend Mittel der Europäischen Union. Was bisher keiner weiß, soll am Tag der offenen Tür am 04.09.11 sichtbar werden.Luhmühlen ist nicht nur für Reiter hochinteressant sondern das Turniergelände ist auch für eine Reihe anderer Veranstaltungen mit bis zu 12.000 Besuchern perfekt nutzbar.
Am 04.09.11 werden wir im Auftrag der Landkreise Lüneburg und Harburg, ausgestattet mit einem Werbeetat von gut über 10.000 € und unterstützt von den Medienpartnern Lüneburger Landeszeitung und Winsener Stadtanzeiger, den Tag der offenen Tür als großes Familienfest initiieren. Eine bunte Mischung aus Kulturprogramm, Handwerker- und Kunsthandwerkermärkten sowie gastronomischen Angeboten soll eine Vielzahl von Bürgern auf das riesige Areal locken.
Wir würden uns freuen, wenn Sie interessiert sind mit Ihrem Stand Teil dieses Tages zu werden.Wir können Ihnen einen Stand beliebiger Größe für 100,- € Tagesgebühr (10:00 – 18:00 Uhr) anbieten. Sollten Sie Ihr Kunst-/Handwerk mit Vorführung präsentieren und wir Ihr Angebot annehmen, reduziert sich der Preis auf 50,- €. Wenn Sie grundsätzlich interessiert sind, teilen Sie uns dies bitte bis zum 24.06.2011 mit. Sie erhalten dann weitere Detailinformationen und ein unverbindliches Angebot.
WildeWebe (Manager) 17.06.2011 22:48
WildeWebe Und das habe ich geantwortet. Und nun bin ich gespannt, ob darauf eine Stellungnahme erfolgt.
Nach unserem morgendlichen Telephonat dachte ich, ich denke über den Markt noch mal nach. Nachdem ich Ihre Ankündigung gelesen habe, sage ich Ihnen ab.
Ich mag Ihnen eine Einschätzung geben, die wird nicht für alle richtig sein, spiegelt aber meine Erfahrung.
Ich nahm einmal an einem 4 tägigen Markt in Halberstadt mit Mittelaltermarkt, kleinen Vorführungen und einem Handwerkermarkt, ebenfalls zum Teil mit Vorführungen und ansonstigem Festcharakter teil. Es gab ein Feldlager und Ritterspiele aber auch Tanzvorführungen und ähnliches. Anlass 1200 jähriges Bestehen als Bistum.
Ich war auf einem Markt auf der Trabrennbahn in Bad Harzburg. Mit Vorführungen der JackRussell Hundegruppe ect.
Ich war auf einem Hoffest in der Region. Mit Radiodirektübertragung, Kinderspielecke ect. Alle drei Märkte waren gut gemacht, mit viel Engagement der Veranstalter.
Diese drei Märkte sind die Top 3 meiner Negativliste. Ich habe für mich den Schluß daraus gezogen, das wenn zu viel drum herum los ist, das für die Besucher toll ist, die Kunsthandwerker aber eigentlich überhaupt keine Chance haben zu verkaufen, weil die Besucher in Festlaune gar nichts kaufen mögen, das nicht in Zusammenhang damit steht.
Auch auf jurierten, gut eingeführten Kunsthandwerkermärkten wird der Umsatz immer schwieriger. Viele der Besucher kommen, weil sie den Kunsthandwerkermarkt als idyllisch empfinden. Sie freuen sich über die Kunsthandwerker, als Kulisse.
100 € Umsatz zu erreichen / Tag ist für mich schon auf einem Markt, der zu mir passt, nicht immer möglich. Auf einem Markt, wie sie ihn anbieten stehen die Chancen für mich sehr schlecht.
Die meisten Menschen finden Kunsthandwerk wunderschön und können sich deshalb nicht vorstellen, wie schwierig es ist, es zu verkaufen.
WildeWebe (Manager) 17.06.2011 22:51
Ich war vergangenes Wochenende mit meinen Filzsachen auf einem kleinen Mittelaltermarkt eingeladen. Wunderschönes Ambiente, engagierter, großzügiger, sehr gut organisierter Veranstalter, (Verpflegungsgutscheine, Übernachtungsmöglichkeit zum halben Preis, Stand konnte für mich kostenlos gestellt werden, keine Standgebühren) Es war auch wirklich was geboten. Durchaus interessierte Besucher - habe sogar etwas Umsatz gemacht. Aber am Sonntag hat´s halt geregnet, dazu noch Wind - heute steh ich da und wasche und lege meine Sachen trocken und lüfte sie (sind ganz verräuchert, die armen Dinger) und räume auf...
Mein Fazit: Gekauft werden von den Marktbesuchern am ehesten relativ günstige Sachen, "Kleinigkeiten". Nette Gespräche und Kontakte; mit dem "Mittelalter-Völkchen" kann man auch gut tauschen - was irgendwie auch eine liebenswerte Form des Handels ist. Das Experiment mit der Selbsteinschätzung habe ich nicht gemacht - da geh ich von mir selber aus, mir wäre das auch peinlich. Ein wenig mit sich handeln lassen - da mach ich mit. Da ist eine klare Preisauszeichnug von Vorteil.
War 'ne Erfahrung wert. Ich kann mir vorstellen, sowas vielleicht einmal im Jahr aus Spaß mitzumachen - (möglichst bei gutem Wetter!!! - ich bin heute noch ganz durchgefroren). Finanziell gesehen ist es den Aufwand definitiv nicht wert. Vor allem nicht, wenn ich mir jetzt die Arbeit für die Nachbereitung so ansehe... . Es ist wirklich mehr das Ambiente und die Kontakte, die mich locken.
Porta-patetDAWANDA Schön, dass Du mit unserem "Völkchen" so schöne Erfahrungen gemacht hast. Die meisten MA-Darsteller wissen um den Aufwand, der dahinter steckt und machen ja auch Einiges selbst. Deshalb ist das Tauschen so beliebt. Es ist immer noch das fairste Geschäft. Was ich schon alles ertauscht habe ... Und lüfte die armen Figürchen nicht zu viel. Lagerfeuerrauch ist toll. Wenn ich 4 Wochen keinen hatte, gehe ich auf die Suche nach Feuer *gg*
Der Veranstalter klingt übrigens nach einem echten Glücksgriff!
Porta-patetDAWANDA 20.06.2011 20:38
margamay Ich bin grad ein wenig "allergisch" auf Rauchgeruch in der Wohnung, nachdem vor gar nicht allzulanger Zeit der Mieter unter mir beinah seine Wohnung abgefackelt hätte und meine gleich mit, und das nachts um 12. Da hatte ich den Qualm tagelang in der Nase, brrrr. (Hach, ich hab den Aufschrei gerade gehört - natürlich riecht Holzfeuerqualm viiiiiel besser....- grins) Hmmmmmmm, vielleicht könnte mir mal jemand glaubwürdig und seeeehr überzeugend versichern, das "Räuchern" ein gutes Antimottenmittel ist - na, na? DAS würde mich vielleicht mit dem Rauchgeruch in der Wohnung versöhnen...
margamay 20.06.2011 21:29
Porta-patetDAWANDA nach DER Erfahrung hätte ich wohl auch keinen Bedarf an Rauchgeruch. Das verstehe ich. Und Holzfeuer riecht schon besonders. Der Duft von brennendem Apfelholz - herrlich! Aber für die meisten riecht es einfach nur geräuchert.
Gegen Motten soll das übrigens echt nicht schlecht sein. Gegen Mücken hilft es ja auch. Also, ich räuchere mein Zeug (und mich) regelmäßig ein *gg* Ich habe Wasserpfeifentabak (unparfümiert) zwischen die Wolle gepackt. Können die Viecher angeblich nicht ausstehen.
Porta-patetDAWANDA 20.06.2011 21:38
Porta-patetDAWANDA Achso, damit Du vor lauter Lüften in Deiner Wohnung auch mal wieder Platz hast. Es gibt doch diese parfümierten Tüchlein für den Trockner. Leg einfach ein paar zwischen die Filzsachen.
Porta-patetDAWANDA 20.06.2011 21:40
beiwerks Zu dem letzten Beitrag von WildeWebe: Respekt, dass Du den Markt mit einer so genauen Begründung abgesagt hast - es trifft es genau. Und es freut mich die Diskussion hier, die meine Erfahrungen bestätigen. Aber - was nun?
beiwerks 13.07.2011 21:28
WildeWebe @beiwerks Das frage ich mich schon seit Jahren und habe auch schon verschiedene andere Vermarktungswege ausprobiert. Bisher nicht besonders erfolgreich.
Ich habe Sachen in Kommission gegeben. Das hat leider für mich nicht funktioniert, mit einer Ausnahme, einem Lädchen hier im Dorf. Vor allem meine Kissen verkaufe ich nur selbst. Die habe ich dann nach einen halben Jahr aus den Läden wieder komplett abgeholt. Nur einmal wurde eines verkauft. Hier auf DaWanda funktionieren meine Kissen auch nicht. Erst zwei verkauft. Insgesamt habe ich aber in 5 Jahren ca. 80 Kissen verkauft. Die Läden, die ich ausprobierte :
Ein sehr bekanntes Kunsthandwerkerlädchen, vollgestopft und angrenzend an ein uriges Café im Harz, das ganzjährig von Touristen überschwemmt wird.
Ein Laden, der von einer engagierten Weberin gegründet wurde, die das Ziel hatte, das Handgewebe in seiner Vielzahl zu zeigen. Das Geschäft in der Nähe von Worpswede lag ebenfalls neben einem gut frequentierten Café. Sie hat den Laden mittlerweile aufgegeben.
Ein Laden in der Braunschweiger Altstadt, der viel Krimskrams verkauft und dessen Besitzerin gelernte Dekorateurin ist.
Der Teeladen, in dem ich arbeite.
Alle vier Läden haben sehr schön und ansprechend dekoriert und sich sehr um meine Gewebe bemüht. Leider erfolglos.
Hat irgendwer Erfahrungen mit denen jetzt aus dem Boden sprießenden Regallädchen ? Die sind ja scheints, ein wichtiges Nachfolgekonzept für die Kunsthandwerkermärkte.
WildeWebe (Manager) 14.07.2011 13:19
zwerghuebich Was sind denn Regallädchen, wenn ich mal blöd fragen darf???
Boah, Antigone, das klingt in der Tat deprimierend. Du hast eine so tolle Auswahl an Läden, das hört sich wirklich gut an - und dort wird nicht verkauft.... wie blöd! Dabei sind deine Kissen sooo schön und ein Kissen kann doch auch jeder brauchen, ich versteh das ehrlich nicht.
Aber ich habe irgendwie das Gefühl, dieses Jahr ist in der Beziehung besonders schlimm, im letzten lief es deutlich besser bei mir, die Märkte stehen zwar noch aus, aber ich mach mir da keine große Hoffnung.
zwerghuebich 14.07.2011 16:28
HandwebereiOrditoio Regallädchen sind soviel ich weiß, Läden die Regale vermieten um auch mehr Auswahl anzubieten. Ich hatte mir das auch schon überliegt aber inzwischen kann ich ins Ausland nur an Privat verkaufen. Ich wäre da allerdings vorsichtig, denn wenn ein Laden z.b. nur Regale vermietet bekommt er monatlich sein Geld und hat er dann noch Interresse die Sachen überhaupt zu verkaufen?????
In den vergangenen Jahren war es hier immer besser die Sachen an die Läden zu verkaufen, das Geld war ausgegeben und das Interresse größer zu verkaufen. Heute macht das keiner mehr, alles nur in Kommission und was mir schon passiert ist, die Ladenbesitzer kamen im Frühjahr, raumten mir fast die Werkstatt leer, ich mußte schnell wieder produzieren und im Herbst wenn der Tourismus vorbei war bekam ich die Ware zurück, manchmal sogar zum reparieren. Viele gute Läden haben hier inzwischen geschlossen, da die Kosten zu hoch und der Umsatz zu niedrig ist. Berlusconi läßt grüßen, den Satz Kleinvieh macht auch Mist scheint er nicht zu kennen, so wurden die großen unterstützt und die kleinen gehen unter.
Ich habe nur noch einen Laden die selber handweben und meine Sachen in Kommission dazu nehmen. Wie lange wird der sich halten, nach 2 Monaten zu zweit stieg die erste schon aus, weil es keine Kohle gab, wie naiv. Die übriggebliebene ist eigentlich ein totaler Laie im weben, der Sohn, weil er seiner Mutter immer beim zetteln u.s.w. helfen mußte hat Spaß daran gefunden und macht gerade einen 40 Std. Kurs, wieviel wird er dort wohl lernen?
Aus eigener Erfahrung, als ich vor 30 Jahren anfing mit dem weben weiß ich, wie schwer es ist, ohne mal schnell jemanden fragen zu können, ich hatte das Glück mir viele Deutsche Bücher kaufen zu können aber vieles war arrabisch, und aus vielen vielen Fehlern und immer wieder auspobieren hatte ich dann irgendwann den Dreh rauß, auf italienisch gibt es 1-2 Bücher, mehr nicht. Meine ersten Schals weiß ich noch waren im Design wunderschön, aber hart wie ein Brett.
Märkte lohnen sich auch nicht mehr, früher gab es wenige und manche waren gut, heute in jedem Kaff, Attraktion für die Touristen, die meisten Gemeinden verlangen dafür Geld, somit wird jeder genommen, je mehr, desto mehr Kohle, natürlich für die Gemeinden und die Verkäufer schauen meist mit dem Ofenrohr ins Gebirge, außer man hat billig Ramsch und Kitsch. Trotzallem wünsche ich uns allen, daß sich die Zeiten mal wieder bessern.
HandwebereiOrditoio 14.07.2011 17:37
WildeWebe Das was Du da von dem kleinen Laden erzählst, klingt schlimm ! 40 Stunden...Was ist das denn ? Na immerhin hat er schon mal gesehen, wie die Fäden auf den Webstuhl kommen, weiß was Kette und Schuß sind und ein Fach. Aber dennoch. 40 Stunden... das ist eine Kette inklusive Entwurf und Materialrecherche/ berechnung einrichten. Zumindest, wenn es sich nicht nur um einen Schal oder einen Teppich handelt.
WildeWebe (Manager) 14.07.2011 21:22
HandwebereiOrditoio Vergaß ich zu schreiben, der Kurs kostet € 640,00 und jede Kopie über das gelernte, weil es ja kaum Bücher gibt kostet extra, sowas habe ich auch noch nicht gehört. Die Frau hat etwas Geld im Hintergrund, aber irgendwann sollte sich der Laden ja auch tragen und Mutter und Sohn gründen eine Gesellschaft, d.h., doppelte Kosten, die müssen ja auch erst mal reinkommen und im Winter ist hier noch mehr tote Hose als jetzt, da kann man nur mit Aufträgen überleben.
HandwebereiOrditoio 15.07.2011 09:21
beiwerks @WildeWebe Regallädchen: in Münster gibt es auch einen, klar probieren Kunsthandwerker dort zu verkaufen. Mein Eindruck ist: die Motivation dort hinzugehen ist die Schnäppchenjagd. Geeignet vielleicht um Reststücke oder Musterteile günstig und bequem loszuwerden. Vermarktung über Dritte: ein Laden muss normalerweise um ca. 50% höher verkaufen, das funktioniert nur in TOP-Lage. Also bleibt nur Selbstvermarktung - wie auch immer. Zielgruppe: Leute die gutes Handwerk schätzen, nicht unbedingt "Livestyle"-orientiert sind sondern qualitätsbewusst und ökologisch denken und handeln und es sich leisten können.
beiwerks 15.07.2011 09:29
WildeWebe Das was Orditoio anspricht, könnte vielleicht auch für uns ein neuer Vermarktungsweg sein, nämlich nicht die Weitergabe von Produkten, sondern von Wissen. Außerdem habe ich festgestellt, das Leute, die die erste Frustration beim Weben erlebt haben, lieber kaufen. Vorher denken sie : das kann ja nicht so schwierig sein, aber dann wissen sie es besser. Dann tröstet erst mal ein Kauf von Handgeweben und dann lernt es sich motivierter weiter. Ich glaube also, das Kursteilnehmer eher Kunden als Konkurrenten werden. Wenn sie später tief genug in die Materie eingestiegen sind, werden sie zu Kollegen.
Ich bin allerdings schon sehr überrascht, das der Kurs zu dem Preis besucht wird. Wie viele Schüler sind denn in dem Kurs ?
WildeWebe (Manager) 15.07.2011 16:28
WildeWebe @beiwerks ich habe mit diesen Regallädchen noch ein ganz anderes Problem. Ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich in einer Kiste oder auf einer Kleiderstange meine Produkte ansprechend zeigen kann. Textilien brauchen einfach Platz zur Präsentation.
WildeWebe (Manager) 15.07.2011 16:30
HandwebereiOrditoio @WildeWebe ich glaube es ist nur dieser eine Junge im Kurs und dazu fährt er auch noch fast 300km hin und zurück. Bin mal gespannt, was die Mutter mir mal erzählt, ob das was gebracht hat, ich kenne die Weberin nicht persönlich, höre aber immer wieder von ihr. Vor ca. 20 Jahren habe ich mal einen Kurs gegeben an einem Webrahmen, 2 Personen er Österreicher, Sie Deutsche, ich hatte damals das Gefühl, die kamen nur zum quatschen und habe es auch nie mehr gemacht, da arbeite ich lieber alleine an meinen Webstühlen. Außerdem gibt es ganz wenige Italiener hier in der Umgebung, die überhaupt Interresse für handgemachtes haben, die meisten haben davon überhaupt keine Ahnung mehr, die können noch nicht mal mehr einen Knopf annähen, das ist alles gut und schön, solange die Mutter oder die Oma noch lebt, auf die wird nämlich alles abgewälzt, noch, auch die Kindererziehung.
Zu den Regalläden gebe ich Dir vollkommen recht, die Präsentation ist damit nicht gewährt.
Das beste wäre hier bei DaWanda, der Preis ist super 5% vom verkauften und die Einstellungsgebühr, wir bräuchten halt nur mehr Kunden. Im stillen habe ich ja gehofft, daß durch die Verkäufe, weitere Kunden durch Mundpropaganda kommen, aber dem ist nicht so, ist das bei Euch auch so?
HandwebereiOrditoio 15.07.2011 16:59
WildeWebe Keine Ahnung, ob ich Mundpropaganda Kunden habe, aber ganz sicher habe ich Wiederholungskäufer, sowohl in der Werkstatt, wie auf Märkten, wie auch auf DaWanda.
Ich habe schon Rahmenkurse gegeben, die sehr positiv verlaufen sind und von einigen meiner Schülerinnen bekomme ich hin und wieder Post, in der sie erzählen, was sie sich jetzt trauen. Alle waren sie nach einem Wochenendkurs in der Lage selbständig einzurichten und weiterzuentwickeln. Das mag auch an meinem Konzept liegen. Ich schreibe gar nichts vor. Wer einen eigenen Webrahmen oder Tischwebstuhl hat, bringt den mit. Dann Kurzeinführung Bindungslehre, nur die drei Grundbindungen - Was kann Leinwand ? Gestaltungsmöglichkeiten - Die Gruppe wird von mir für 20 Minuten allein gelassen, jede/r entwickelt in der Zeit eine Idee - genmeinsames Durchsprechen der Idee - Überprüfung auf Umsetzbarkeit, Tipps - Gemeinsame Einführung ins Schären ohne Schärgerät - paarweises paralleles Einrichten der Webgeräte - Beginn Weben - Problemlösungen bei Taille, gerissenem Faden ect. - Das war's.
@Orditoio Ich frage mich, wieso haben sie nicht Dich gefragt ? Wäre doch eigentlich naheliegender, wo ihr sowieso schon zusammen arbeitet ? Ich biete Einrichten des eigenen Webstuhls bei den Leuten zu Hause an. Was das letztendlich kostet, hängt sehr von der Selbständigkeit der Schüler ab. Wer nur gemeinsam bäumt und sich die nächsten Arbeitsschritte erklären läßt und erst wieder ruft, wenn er nicht weiterkommt, der zahlt auch nur die ersten Stunden. Meist ist die nächste bezahlte Einheit Vorbinden und Anschnürung, Spulen, Anweben.
WildeWebe (Manager) 15.07.2011 21:40
Porta-patetDAWANDA Hallo zusammen! Kann mich endlich wieder mal melden. Ich hatte am WE relativ spontan eine Einladung, bei einem historischen Fest Weberei vorzuführen und war (neben der Büroarbeit) von Donnerstag bis Montag mal wieder fleißig. 6 m Brettchenborte und gute 80 cm am Gewichtswebstuhl sind das Ergebnis. Erwartungsgemäß habe ich auf dem Fest fast nichts verkauft, aber die Gage ist mir sehr willkommen.
Ich denke inzwischen auch, dass Handwerker/Handarbeiter am besten fahren, wenn Gage bezahlt wird. Das deckt doch zumindest die Kosten und gibt einen kleinen Lohn. Somit ist ein verkauftes Teil Zubrot.
Ich habe das Experiment mit der Selbsteinschätzung ein wenig abgewandelt. Ich habe Kleinkram (Häkelblüten, Lesezeichen, Bortenabschnitte, Beutelchen...) aber alles gut verwendbar in ein Körbchen gepackt und ein Kässchen daneben. Zettel dran und nicht mehr danach geschaut. So konnte jeder in das Kässchen legen, was er/sie dachte und mußte mir gegenüber keinen Preis nennen. Das würde ich auch nicht tun, weil es mir unangenehm wäre. Ich habe auf die Art tatsächlich ein paar Euro eingenommen und im Schnitt finde ich mich fair bezahlt. Allerdings wurde dieses Angebot nur von Kindern und Teenagern wirklich angenommen, Erwachsene scheuten davor zurück. Die haben sich nicht mal angesehen, was im Korb war.
Im übrigen habe ich in der Handarbeitsstube ein handgewebtes Kissen ergattert - wunderschön! Hergestellt wurde das Kissen und viele andere ganz wunderbare Dinge von Menschen in der Regens-Wagner-Stiftung. Ich konnte nur die Klappe nicht halten und habe den Frauen in der Verkaufsstube gesagt, sie müßten dringend die Preise anheben. Könnt Ihr Euch vorstellen, dass ich für ein handgewebtes Kissen, fertig genäht und mit Füllung gerade mal 15 Euro bezahlt habe? Und das Kissen ist ca. 30 x 40 cm groß
So, jetzt habe ich Euch genug zugetextet. Jetzt erzähl ich der Parkuhr noch ein bißchen was ;)