Hallo Ihr Lieben, ich hab eine etwas dumm klingende Frage, aber da viele Gärtner bei der Prüfung am umgraben scheitern, trau ich mich mal die Profis zu fragen. Wie ist das mit dem putzen des fertig gewebten Gewebes ? Bisher hab ich immer versucht gerissene Kettfäden mit einzuweben, den Schußfaden mitten in der Bahn neu anzusetzen und ins Fach mit einzulegen. Da ich fast immer Schurwolle ohne Ausrüstung verarbeite ging das bisher so lala einigermaßen gut. Aber in Textilmuseum Neumünster hat mir mal eine Dame erzählt das sie gelernte Gewebeputzerin war, also muß da ja mehr dran sein. Was ich auch gern wüßte, braucht man dazu eine Nadel die eine Kugel statt Spitze hat und wo kann man so was kaufen ? Die Gewebeputzerin saß an einem Lichttisch und hatte so eine Nadel in der Hand, allerdings hatte sie Feierabend und war im Aufbruch, da wollte ich sie auch ziehen lassen.
Neugierige Grüße Silvia
ZeitenSprung 04.07.2011 07:23
WildeWebe Hallo Silvia Die meisten Weber nennen das Verputzen heute Verstopfen. Und als solches ist es Dir im Forum wahrscheinlich auch schon begegnet. Unter "Rückwärtsweben - wie genau seid ihr" und unter Fachsimpelei "Kunststopfen" ganz am Anfang des Themas, ging es auch schon mal darum.
Du machst das total richtig mit Deinen Stoffen ! Wobei ich mir mittlerweile angewöhnt habe, die Ansatzstellen von alter zu neuer Spule nicht mehr in der Mitte des Schuß zu machen, sondern am Rand und wenn die Kante nachher verwebt wird, lasse ich alten und neuen Faden außerhalb der Kante hängen und schneide sie nach dem Waschen ab. Das hat den Vorteil, das keine dicken Stellen und sich rausarbeitende Fadenenden im Gewebe sind. Bei Wolle ist es nicht so schlimm, da hakt der Faden sich irgendwann ein, aber bei sehr glatten Stoffen sieht man diese winzigen aufrecht stehenden Fadenenden durchaus.
Das die Frau, mit der Du sprachst das gelernt hatte, ist aber ein Glücksfall ! Davon gibt es bestimmt nicht mehr viele. In der industriellen Weberei passieren manchmal sehr gravierend Fehler mit Mssen an gerissenen Kett- und verschobenen Schußfäden, bevor die Maschine gestoppt werden kann, und die zu Verstopfen erfordert wirklich einiges an Wissen und Können. Da ist mit dem Verstopfen eines handgewebten Stoffes nicht zu Vergleichen.
WildeWebe (Manager) 04.07.2011 13:12
ZeitenSprung Schneidest Du den Faden dann nah am Gewebe ab ? Dröselt sich das nicht auf ?
Die anderen Freds werd ich noch mal durchgucken deshalb. Danke Dir schon mal.
ZeitenSprung 04.07.2011 13:45
zwerghuebich Weißt du ja: mach ich genauso wie WildeWebe, die losen Enden der Schußfäden vernähe ich so 10 cm direkt am Rand hoch, den oberen Faden nach oben, den unteren nach unten - da das dann meistens in einer Naht liegt oder am Rand eines Tuchs fällt das nicht so auf wie mittendrin. Aber von mir wolltest du das gerade gar nicht wissen, oder ;-)?
zwerghuebich 04.07.2011 14:47
wonalux Ich mache es u.a. auch von der Bindung abhängig, wie ich den Faden wechsele: Bei Leinwandbindung fällt es weniger auf, wenn man im Gewebe ansetzt, aber z. B. bei Waffelbindung geht das gar nicht, weil die Flottierungen so lang sind. Wenn ich die Schussfarbe wechsele, setze ich nach Möglichkeit immer am Rand an. Im Gewebe fällt es sonst sehr auf. Das Verputzen der Fäden ist allerdings lästig, daher mag ich auch am liebsten Gewebe mit nur einer Schussfarbe ;-) Bei Wolldecken im Breitgratköper habe ich es mal so gemacht, dass ich die Fadenenden in den Köpergrat hineingezogen habe. Das habe ich in meinem Blog beschrieben: http://ikswonalu.blogspot.com/2011/03/ne...wolldecken.html So etwas geht natürlich nur bei einem ganz groben Gewebe.
wonalux 04.07.2011 22:05
ZeitenSprung @ Wonalux danke für die Antwort und auch dem link zum Blog. DAS mit der Zungenadel ist ne prima Idee ! Den Blog hab ich mir mal gespeichert, obwohl ich sonst überhaupt kein Blogfan bin.
@Zwerghuebich von Dir wollte ich das nicht wissen.Ich weiß doch wie Du es machst. ;o) Ich danke Dir trotzdem.
ZeitenSprung 05.07.2011 10:41
WildeWebe @wonalux Ich habe in einigen Situationen auch meine ganz eigene Art zu verstopfen entwickelt. Habe ich Springer in Schußrichtung, die womöglich im Abstand von wenigen Schuß mehrmals auftauchen, dann verstopfe ich nicht die Schußfäden, weil mir das Gewebe dann nämlich viel zu sehr geschädigt wird dadurch. Ich verstopfe dann in Kettrichtung. Also ich ziehe neue Fäden ZUSÄTZLICH ein und schneide keinen einzigen durch. Die zusätzlichen eingestopften Kettfäden binden, wie die ursprünglichen eigentlich hätten binden sollen. Die Stabilität des Gewebes bleibt erhalten, das Gewebebild verbessert.
WildeWebe (Manager) 05.07.2011 17:52
WildeWebe Die beiden Photos zeigen dieselbe Stelle vorher / nachher. Rubylove, falls es Dir bekannt vorkommt ;)). Ja, es ist Dein Babytragetuch !
Klar, es holpert noch ein bißchen, aber es ist kein Vergleich zu der Ausgangsposition. Hätte ich es traditionell verstopft, hätte ich die drei Schußfäden durchschneiden, im Rhythmus neu einziehen müssen und je einen neuen Faden darüber einziehen müssen. dann hätte ich eine Verdickung des Schußfadens an drei Stellen gehabt und zusätzlich eine Instabilität. Denn bei Leinen oder in diesem Fall mercerisierter Baumwolle ist der Faden sehr glatt und die Gefahr, das der zusätzliche Faden wieder rausrutscht ist durchaus gegeben. Habe ich bei dem Material einen langen Schußspringer, dann verfahre ich traditionell, aber verankere den zusätzlich eingezogenen Schußfaden, in dem ich Anfang und Ende im parallelen Schuß eine kurze Strecke zurückführe, also eine U-Wende an Anfang und Ende habe. Meist sind die zurückgeführten Enden kürzer, als einen Zentimeter.