nun habe ich endlich, endlich den Webstuhl zu Hause bestückt (vorher habe ich nur in meinen Museen, bei meiner Meisterin oder in der Uni die Webstühle eingerichtet oder bewebt, der zu Hause stand noch still...) und bin dabei, mir auch für zu Hause alles nötige Zubehör zusammen zu sammeln.
Ein Schärbaum fand sich zum Glück in der Uni, auf meinen Rahmen hier passten nur 9m und das reichte für den aktuellen Plan (Weihnachten kommt schneller, als gedacht...) eindeutig nicht aus. Doch alles Suchen nach einem schönen Spulrad blieb vergeblich.
Zur Zeit nutze ich eins, dass von einem Zahnrad angetrieben wird (vgl. GlimakraSpulräder), vermisse aber eindeutig, den runden, glatten Lauf, den ich von den Spulrädern aus meinen Museen kenne. In der Uni nutzen wir eine Maschine, machbar, aber die mag ich mir für zu Hause nicht anschaffen. Die sieben nötigen Goldbarren wollte ich eigentlich lieber in Garn investieren :)
Nun also die Frage: wie spult ihr?
Die Bohrmaschinen-Variante habe ich ausprobiert und für zu langsam und wackelig befunden, ebenso das Rührgerät aus der Küche. Gibt es noch mehr Tricks, die ich ausprobieren könnte? Haushaltsgeräte, die sich umfunktionieren lassen?
Hier steht noch das Unterteil einer alten Tretnähmaschine, das ich mir gerne umbauen würde, doch scheitere ich an der Suche nach einem ordentlichen Dorn. Auch in den Baumärkten hier vor Ort konnte man mir da nicht weiterhelfen. Habt ihr da noch einen Tip für mich?
Ich freue mich, auf eure Antworten und schicke liebe Grüße vom Webstuhl! Canary
das ist tatsächlich ein großes und weit verbreitetes Problem. Ich habe ne elektrische Spulamschine, die ich mal zum halben Preis bekam, weil sie für linkshänder gebaut ist. Mein Faden kommt trotzdem von rechts und ich führe ihn auch mit der rechten Hand, allerdings läuft er von unten auf die Spule auf, aber da kann man sich dran gewöhnen Nach 7 Jahren mußte ich den Motor austauschen, alles andere war noch intakt Ich hatte einen Elektriker, der mir half und mir einen Ersatzmotor von der gleichen Firma in Italien einsetzte, kostete ein Fünftel von dem, inklusive Arbeit, was mich eine neue Spulmaschine gekostet hätte.
Sowohl in der Werkstatt meines ersten, schottischen Weblehrers, wie auch in der Werkstatt, in der ich mein erstes Prakikum machte, wurden Eigenbauten genutzt, die einen Waschmaschinenmotor zur Grundlage hatten. Ich glaube in allen Fällen wurde der Dorn von einem Dreher hergestellt. Gas reguliert durch den Tritt einer elektrischen Nähmaschine.
In der Werkstatt, in der ich getuftet habe, wurden nur Kettspulen gespult und das mit einer am Tisch befestigten Bohrmaschine. Die war aber alles andere als Langsam. Sie war auf highspeed eingestellt und festgestellt. Regulieren war da nicht. Auch nicht so notwendig, wie in einer normalen Weberei, weil immer das ganze Pfund Wolle auf eine Spule gespult worden ist. Schlecht ausgeschlagen durften die aber nicht sein ! Fummeln und stückweises Spulen völlig unmöglich.
Mann Antigone - hättest Du nicht sagen können, das Dein Spulgerät für Linkshänder ist ? Jetzt habe ich das genau so nachgebaut (bekommen). Sie sieht übrigens auch genau so aus, vermutlich Zufall. Bei mir war der Grundstock ein Nähmaschinenmotor von einer Billignähmaschine. Motor samt Gaspedal. Den Dorn hat mir ein Dreher gemacht, und er ist das Schwachstück an dem Gerät. Ich habe da schon einige verschlissen und ich habe es schon bereut mir keine professionelle Maschine gekauft zu haben. Wenn man viel arbeitet, lohnt gutes Gerät.
da fällt mir noch was ein, ich gucke ab und an Dokus/Videos, wie man Anderswo webt. Dabei fallen mir immer wieder dieser Machart Spulgeräte auf : http://l7.alamy.com/zooms/0c66f50a1c0e4a...uang-bhej71.jpg die gibt es in unterschiedlichen Größen und sie sehen aus, als könne man sie nachbauen.
Moin Sylvia Ich bin mir ziemlich sicher, daß ich das erwähnt habe, weil ich das eigentlich immer tue, wenn ich jemanden an meinem Spulgerät einweise. Es muß ja eine Erklärung dafür geben, daß man bei mir von unten spult und nicht, wie übich von oben . Aber ich mache mir keine Sorgen ;)), Du hast mit meinem Gerät gespult und bist klargekommen, also wirst du auch mit deinem Gerät klar kommen.
In meiner Ausbildungswerkstatt hatten wir ein Spulgerät, bei dem war der Bajonettverschluß des Dorns der Schwachpunkt. Hat auch ungefähr 7 Jahre gehalten. Sowohl das Gerät in der Ausbildungswerkstatt, wie auch mein jetztiges Gerät wurden in den 80er angeboten von einem der damals zahlreich wie Pilze aus dem Boden schießenden Garn- und Webzubehörhändlern. Beide haben so zwischen 500 und 800 DM gekostet. Ich weiß nicht mehr genau, wieviel ich für meins bezahlt habe, aber ich weiß, daß es der halbe Preis war, weil ich es erst in den 90ern gekauft habe, als wieder einer dieser Läden schließen mußte. Das waren die Kunsthandwerk Werkstätten Wald. Der Betreiber hat mein Gerät selbst entwickelt und der Dorn, er ist aus Messing, das war er übrigens auch bei dem Gerät in der Ausbildungswerkstatt, hält und hält und hält. Dreimal auf Holz klopfe. Und ja, es lohnt sich bestimmt, etwas Professionelles zu kaufen, allein, man muß das Geld dafür haben. Ich hätte es nicht gehabt jemals den vollen Preis zu bezahlen und die aktuellen professionellen Spulgeräte kosten gern das doppelte oder dreifache von damals.
Ich bin ja nicht davon ausgegangen, daß du es doof gefunden hast ;)) Wie kommst du darauf ? Jetzt spulst du halt auch von unten. Es sei denn dein Motor dreht anders herum, oder nicht ;)) Du weißt ja, rechts und links sind meine großen Schwächen.
Ich bin mit meinem Spulrad hoch zufrieden und hoffe, daß mein Bruder sich bereit erklärt den nächsten Motor auszutauschen, wenn es wieder so weit ist.
Dann werde ich wohl einmal schauen, ob ich hier irgendwo einen Dreher finde, der mir einen Messingdorn anfertigt, den ich dann mit meiner Tretnähmaschine kombinieren kann. An einem Spulgerät mit Nähmaschinenmotor habe ich auch schon gearbeitet, mir gefällt im Moment vor allem die Idee, mit der Tretmaschine auf Strom verzichten zu können :)
Du hast ein Spulgerät für Linkshänder?! Das ist ja witzig! Ich bin Linkshänder, bin aber noch nie auf die Idee gekommen "anders herum" zu spulen. Das muss ich wohl einmal ausprobieren :)
Ich habe die Tage noch einmal geschaut und bis auf Troika (aus Finnland?) bieten alle Händler nur noch das Zahnradspulrad vom Glimakra oder das elektrische, bei dem man links und rechts je einen Dorn hat, an. Dann bleibt mir wohl nur, entweder auf das Troika Spulrad zu sparen (oh, das könnte dauern...) oder den Selbstbau durchzukalkulieren.
@Zeitensprung: Kannst Du ungefähr sagen, wie viel Du in Dein neues Spulrad investiert hast? So als ungefähren Anhaltspunkt?
Das soll ja so supertoll sein, das neue Spulradprinzip mit der mittig gehaltenen Spule. Was soll ich sagen. Ich habs probiert und bin überhaupt nicht klargekommen.
Nein, das kann ich nicht sagen. Es war ein Langzeitprojekt, ganz unfreiwillig. Wie das so ist, wenn man denkt, kann nicht so schwer sein, müsste man doch hin bekommen, und es selbst nicht kann. Der Nähmaschinenmotor lag halt da. Das Gehäuse war glaube ich von Elektronik Conrad, aber was da innen noch dazu musste ? Ich weiß es nicht mehr. Die Dorne habe ich ertauscht, also Arbeit gegen Arbeit. Die Nähmaschine war eine Billige vom Discounter, es war die Zweite, bei der unten etwas in der Plastikmechanik gebrochen war. Und das letzte billige Mistding, das ich gekauft habe. Der Motor und das Fußpedal scheinen aber robust zu sein. Ich suche gerade in Netz und finde das Ding, das meinem Prinzip sehr ähnlich ist (bzw umgedreht) https://zsag.abacuscity.ch/de/A~6.22.15/...he-Spulmaschine http://www.scforum.spinnradclub.de/viewt...hp?f=19&t=22602
Dann gäbe es alternativ das Prinzip Drechselbank, das hat wohl den Vorteil das die Rolle nicht einer oder zur Seite wegflitzt, damit gearbeitet habe ich noch nie. Drechselbänke gibt es ab und an wohl für kleines Geld und sie sollen zu drechseln nicht viel taugen, aber dafür könnten sie richtig sein : http://www.kuenzl.de/webzubehoer/webzube...inwinderavl.jpg
Außerdem gibt es Leute, die auf der Bohrmaschine oder dem Akkuschrauber spulen, habe ich noch nie gesehen und auch nicht ausprobiert.
Für stromlose Selbstbauten, ist wohl immer ein großes Schwungrad nötig, wenns ruckelfrei laufen soll. Es gibt einige Varianten auf Spinnradbasis, oder aber die oben verlinkte Form, mit einem großen Rad und einer Schnur zu einer kleinen Übersetzung an der zu füllenden Rolle, das muss ja irgendwie Geschwindigkeit bekommen. Das braucht alles Platz. Vorteil an der Spinnradlösung - Fußantrieb, man hat die Hände frei.
Wie kommst du denn an das Photo von Künzl ? Wenn ich Künzl aufrufe hab ich da immer nur die Lieste und muß mir den Rest denken oder woanders hersuchen.
Ich bin zwar nicht gefragt, kann's dir aber trotzdem sagen: grün dargestellte Artikelnummern sind in dem Shop Links. Da findest du auch die Farbkarten der Garne.
Von ebenda habe ich übrigens mein Handspulrad (Zahnradmodell, Hersteller: AB G. Anderssons Vävskedsfabrik). Da wird es mir schon gelegentlich zu heiß von der Reibungswärme des durch die Finger laufenden Garns. Und ihr wollt noch schneller? Spult ihr mit Handschuhen oder mache ich was falsch?
Leinen spule ich tatsächlich mit Pflastern an den Fingerkuppen. Aber Achtung ! Darauf achten, daß es Baumwollpflaster sind. Gibt es leider kaum noch, meine Mutter hatte noch einen alten Vorrat. Synthetikpflaster machen es nur schlimmer, da verbrennt man sich richtig ! Leder geht auchist nur schwierig fest um den Finger zu bekommen. Meine Chefin in der Tufterei, die die mit der Blhrmaschine auf Full Speed spulte, spulte mit Arbeitshandschuhen. damit hab ich mich nie anfreunden können. Die Finger werden mir zu unbeholfen dadurch. Das fühlt sich an, wie es aussieht, wenn man durch dicken Nebel geht. Irgendwie verschwommen.
Zitat von WildeWebe im Beitrag #9Das soll ja so supertoll sein, das neue Spulradprinzip mit der mittig gehaltenen Spule. Was soll ich sagen. Ich habs probiert und bin überhaupt nicht klargekommen.
Dito :-)
Zitat von ZeitenSprung im Beitrag #10Für stromlose Selbstbauten, ist wohl immer ein großes Schwungrad nötig, wenns ruckelfrei laufen soll. Es gibt einige Varianten auf Spinnradbasis, oder aber die oben verlinkte Form, mit einem großen Rad und einer Schnur zu einer kleinen Übersetzung an der zu füllenden Rolle, das muss ja irgendwie Geschwindigkeit bekommen. Das braucht alles Platz. Vorteil an der Spinnradlösung - Fußantrieb, man hat die Hände frei.
Danke für Deine Ausführungen und die vielen Links!
Das Schwungrad, hier direkt mit der Hand über die Kurbel rechts angetrieben, wäre in meinem Selbtsbau ja durch das sehr große Schwungrad der Tretnähmaschine ersetzt. Das sieht in etwa so aus: https://www.picclickimg.com/d/l400/pict/...nem-Gestell.jpg und ist vom Durchmesser größer, als mein Unterarm lang, das sollte als Schwungrad reichen. Vom Platz her sollte das alles passen, momentan steht das Gestell unter meinem großen Schreibtisch als Tischbein. Dann muss ich nur noch schauen, wie ich den Dorn lagere, aber das könnte man sich von den Selbstbauten abschauen, deren Links zum Spinnradclub du gepostet hast. :) Die Antriebsübertragung würde ich von "meinem" Museumsrad übernehmen (Link s.o.). Man muss das Rad ja nicht neu erfinden :) Vorteil wäre, man hätte auch hier die Hände frei und bei hand- bzw. fußgetriebenen Modellen kann man zusätzlich die Geschwindigkeit genauso wählen, wie man es mag, da brauche ich dann zum Glück auch keine Handschuhe :)
Ganz vielen lieben Dank für Eure Tipps! Sollte ich eines Tages alle „Zutaten“ zusammen haben, berichte ich gerne, was weiter aus dem Projekt geworden ist.
Liebe Grüße!
P.S. ich habe als Juwelierwerkzeug Dorne in halbwegs passenden Größen entdeckt und überlege, das einmal zu versuchen, sonderlich viel aus dem Fenster geschmissenes Geld wäre es nicht, und ich weiß, wie viel meine Gedankenkonstruktion kann.