weil ich von meinem Wolldeckenhemd so begeistert bin, wollte ich mir noch ein dünneres für die richtig warmen Sommertage weben.
Irgendwie kam mir der Gedanke, es mal mit Wolle- Seide- Mix zu probieren, obwohl ich Seide eigentlich sehr edel finde :) und nicht unbedingt für Feld- Wald- Wiesen- Abenteuer mit dem Hund.
Bin dann bei der " Wollbox " gelandet und hab' ein paar Garne gefunden, die mir gut gefielen. Die Inhaberin ist sehr freundlich und hat ausführlich Antwort gegeben, hat aber keine Erfahrung mit geeigneten Garnen zum Weben.
Ich hab' mich dann für dieses Garn hier entschieden. Laut Aussage ist es verzwirnt.
Als ich den Anfangsknoten machen wollte, um den Faden am Schärbaum anzubinden, riß mir der Faden schon beim leichten Anziehen. Ich dachte, das geht ja gut los, stellste Dich zu blöd zum Knoten an. ... also nochmal probiert... und wieder gerissen. Daraufhin hab' ich dann einfach mal so am Faden gezogen und er riß sofort.
Natürlich war ich brummig und hab' überlegt die Wolle zurückzuschicken, oder nur als Schußgarn zu probieren.
Leider bin ich aber auch 'nen ziemlicher Sturrkopp und was ich mir einmal in den Kopf gesetzt habe, geb' ich so leicht nicht wieder auf.
Ich WOLLTE das Hemd UNBEDINGT komplett Kette und Schuß aus diesem Garn.
Also hab' ich gaaanz vorsichtig genotet und einfach mal geschaut, was passiert, wenn ich gaaanz vorsichtig schäre. Erstaunlicherweise ging das Schären dann ohne Probleme und ohne weiteres Reißen.
Auch das Aufbäumen mit ordentlich Zug auf der Kette und Einfädeln ging ohne Reißen.
Ich mich tierisch gefreut und ans Weben gemacht.
Hier durfte ich leider lernen, daß wohl nicht unbedingt der Zug für die Kettfäden das Problem ist, sondern die Reibung. :(
Nach fast jedem zweiten Schuß reißt einer oder gleich zwei der Kettfäden. Seltsamerweise aber immer nur auf jeder Seite die drei ersten Fäden am Rand. Nur ein Faden ist bis jetzt einmal in der Mitte gerissen.
Liegt auf den Außenfäden eine größere Belastung als in der Mitte, oder ist das nur Zufall?
Ich hab' mich jetzt wirklich wie das besagte Eichhörnchen durchgebissen und die Länge, die ich für die beiden Ärmel brauche durchgehalten. Da ich aber ans Weben komme wollte und nicht dauernd Kette flicken, hab' ich die Kette jetzt runtergenommen und mit dem Hundemantel aus dem anderen Thread angefangen, wo ich jetzt auch wieder ins Stocken gekommen bin. :(
Hat jemand eine Idee, ob ich die Kette irgendwie nachträglich behandeln kann, damit sie robuster wird. Hab' irgendwann mal was darüber in 'nem Forum gelesen, weiß aber nicht, ob das noch geht, wenn die Kette schon geschärt ist.
Hatte auch was mit Bügelstärke einsprühen gelesen. Das hat aber nicht geholfen.
Liebe Grüsse
Wolfssohn
Wolfssohn 06.08.2017 17:25
WildeWebe Bügelstärke ist für Cellulosefasern. Bei tierischen Fasern funktioniert das nicht.
Das Einfachste wäre gewesen, die Kantenfäden doppelt zu nehmen. Die Belastung ist auf der Kante immer größer, als in der Mitte. das liegt schon daran, daß man immer einen Einsprung hat, zumindest ich habe den immer, und die Kantenfäden also weiter innen stehen, beim Anschlagen aber wieder auf die ursprüngliche Einzugsbreite geschoben werden, beobachte mal die Kanten beim Anschlagen direkt am Riet.
Allgemein gilt, wenn ein Faden schon bei leichtem Zupfen oder auch nicht ganz so kräftigem Rucken auseinander geht, dann ist er nicht als Kettfaden geeignet. Das liegt jetzt weder an dem Material Wolle, es sei denn, sie ist sehr weich, noch an Seide, die zumindest bei hochwertiger Seide mit langer Faserlänge, phsikalisch stärker ist als Stahl in der gleichen Stärke. Ich vermute, es liegt am Spinnen. Die Fasern sind zu locker mit einander versponnen und die einzelnen Fasern selbst, sind nicht besonders lang.
Ich weiß, in der Industriellen Fertigung wurden Wollketten geleimt, aber das ist eigentlich mehr, wenn die Fäden so viel kleine abstehende Härchen haben, das sie ständig aneinander haften bleiben, die Kette also *klebt*. Das Leimen hatte also die Aufgabe, diese Härchen anzulegen an den Faden, damit sich das Fach vernünftig öffnen läßt, ohne es bei jedem Anschlag neu nachrichten zu müssen. Leim bestand irgendwie aus Knochen. Ich glaub, das möchte man nicht nachmachen.
WildeWebe (Manager) 06.08.2017 17:37
Wolfssohn Antigone, danke für Deine ausführliche Antwort. Ja, ich denke, Du hast Recht mit der Verarbeitung. Hab' sofort gefühlt, daß das Garn total lose gesponnen und auch verzwirnt ist.
Es ist wirklich ein schönes Garn und als Schußgarn würd' ich es wohl bedingt nehmen.
Das fertige Teil fühlt sich total toll an. Eigentlich wollte ich es ja für den Sommer machen und nicht anwalken, sondern nur leicht waschen und gut. ... da ich aber dieses fluffige Wolldeckenfeeling liebe, konnte ich nicht widerstehen, es doch in die Waschmaschine zu stecken.
Seltsam von Hand ließ es sich nicht anfilzen, vermutlich wegen der kurzen Fasern.
Ich hab' s dann diesmal vorsichtig angetestet und nich so rabiat :) wie bei der Alafoss Decke.
Hab' " pflegeleicht 30 Grad " gewählt, das ist bei unserer Maschine, die mittlere Stufe, ein großes Badetuch für die Reibung mitgegeben und einen alten Gummischluffen, da ich keine Tennisbälle hatte und mit viel Wasser. Nach 25 Minuten hab' ich die Maschine abgestellt. Das Ergebnis ist genau geworden, wie ich es mir vorgestellt habe. :)
Die Wolle ist richtig gut aufgeflufft und obwohl sie wesentlich dünner ist, als Kari' s Wolle, ist das Teil nur wenig dünner als mein Wolldeckenhemd.
Ich glaub' , ich werd' mal versuchen, die Kette wieder draufzuziehen und mich durchzubeißen. Hab' ja Zeit. :) Ich werd' das aber mit den doppelten Randfäden versuchen. Der kleine Webstuhl hat den Vorteil, da die Kette ja jetzt nur noch so 2,70 m sein wird, daß ich ein paar Zusatzfäden am Rand von Hand einfädeln kann. Ich hoffe, daß es dann hält und ich den Rest fertig kriege.
Wenn nicht wird das Teil, was ich jetzt habe, 'ne Satteldecke, oder Hundemantel. :) ... mit sehr edlem Gemisch eben. :)