Hallo, ich hab ne Frage die mich beschäftigt. Gewerbe anmelden ist ja an sich kein Problem. An sich. ABER wenn ich nun den gelegentlichen Verkauf von dem ein oder andern gewebten Täschchen legaliesieren will - was gebe ich beim Amt an ? Mir wurde gesagt, weberei anmelden geht nicht, nähen geht nicht, weil das beides Ausbildungsberufe sind. Versteh ich ja irgendwie, ich will ja auch gar nicht vorgaukeln das ich was anderes als ein Laie bin, aber irgendwas blumiges aus dem Ärmel zaubern als Umschreibung ? Wie habt Ihr das gelöst ? Mögt Ihr mir das verrraten ?
Neugierige Grüße Silvia
ZeitenSprung 18.10.2011 10:30
Porta-patetDAWANDA Hallo, Silvia! Ich habe Herstellung und Vertrieb von Kunsthandwerk und Handarbeiten angegeben. Das ist allumfassend und ich kann im Endeffekt tun was ich will.
Und nachdem ich beschrieben habe, was ich mache, wollte mich noch nicht mal die HWK :( (zum Glück, der Beitrag übersteigt ja meinen Umsatz - von Gewinn rede ich noch nicht mal)
Porta-patetDAWANDA 18.10.2011 11:53
beiwerks ich bin angemeldet mit "Herstellung und Vertrieb von kunsthandwerklichen Produkten". Wenn Du nur wenig verkaufst, solltest Du steuerlich nichts geltend machen, also nur die Gewerbeanmeldung. Und erkundige Dich vorsichtshalber vorher nach Pflichtmitgliedschaften bei einer Berufsgenossenschaft - normalerweise ist man ja von Beitragszahlungen befreit, aber es kann unterschiedliche Regelungen geben.
beiwerks 18.10.2011 12:56
WildeWebe Ich bin, verwundert wahrscheinlich wenig, als Handweberin angemeldet und für mich ist die Mitgliedschaft in der Handwerkskammer auch gut.
Ich würde auch das Gewerbe versuchen über die IHK laufen zu lassen, kostet einfach wenig. Vertrieb und experimentelle Herstellung von mittelalterlichen Geweben und Herstellung und Vertrieb von kunsthandwerklichen Produkten vielleicht ?
WildeWebe (Manager) 18.10.2011 13:37
zwerghuebich Hallo Silvia,
hast du schon mal hier im Dawanda-Forum geguckt? Da steht einiges zum Thema Gewerbe, Kunsthandwerk und IHK oder HWK drin.
Mir hat man damals, als ich das Geschäft meiner Freundin (mittelalterliche Gewandschneiderei) übernehmen wollte, beim Ordnungsamt gesagt, dass ich mich nicht als irgendetwas bezeichnen kann, was ein Ausbildungsberuf ist. Darunter fiel aber nicht nur Näherin, Schneiderin oder sowas sondern auch die Aussage: "Wenn Sie irgendwas herstellen, was andere Leute anziehen, dann ist das Nähen und das geht nicht." Toll.
Das scheint aber auch überall anders und etwas willkürlich zu sein, bei meiner Freundin ging zum Beispiel Theaterkostümnäherin problemlos.
Wie wäre es mit Herstellung und Verkauf von Kunsthandwerk nach historischen Vorlagen/ mit historischen Techniken? Oder ist das zu schwammig?
zwerghuebich 18.10.2011 16:30
ZeitenSprung Erst mal Danke für Eure Ratschläge ! Hmm ich weiß gar nicht ob das historisch überhaupt rein muß. "Herstellung und Vertrieb von Kunsthandwerk und Handarbeiten", das gefällt mir gut. Umfaßt im weitesten Sinne ja sogar noch meine Knochenwerkeleien, ohne das der Begriff Knochen drin vorkommt, und nen Satz Topflappen könnte ich auch noch häkeln. ;o) Ich hatte ja bis vor wenigen Jahren 10 Jahre lang Gewerbe, aber in dem Beruf den ich erlernt hab, Floristik. Da ich unter einem gewissen Umsatz geblieben bin, haben wir jährlich eine Beitragsbefreiung der IHK ausgefüllt und gut war. Die Mitgliedschaft passierte automatisch.
Was Zwerghuebich schreibt, bringt mich auf die Palme. Warum darf man keine Klamotten nähen ? Weil man das nicht erlernt hat ? Das man Berufe schützt ist vollkommen OK. Ich möchte ja auch wissen, wer meine Haare schneidet und ob der Jenige das kann. In der Floristik hat man das abgeschafft, da darf jeder mit dem Resultat, das die kölner Floristmeisterschule geschlossen hat, weils Niemand mehr will. Aber anders als die Floristik ist die Handweberei vom aussterben bedroht. Warum kann man das was man da frickelt nicht ganz offiziell legalisieren ? Alles was ich möchte ist ab und zu mal was "Gewerkeltes" verkaufen ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu haben. *den_ganzen_Frust_mal_ablad*
ZeitenSprung 18.10.2011 18:00
WildeWebe Da es die Handweberei seit dem 1.8. nicht mehr geben soll, kann das eigentlich auch kein geschützer Begriff mehr sein...???? Aber auf jeden Fall hat die Handweberei schon länger keine Meisterbindung mehr und damit kann eigentlich jeder eine eröffnen.
Natürlich kannst Du Kleider nähen. Du darfst das eventuell nur nicht so nennen. Das war früher so. Deshalb heißt ein Freund von mir Holzkomponist und nicht Holzbildhauer, wobei ersteres seine Tätigkeit auch besser beschreibt. Es gibt deshalb auch Kleidermachereien u.ä. Such Dir nen hübschen Namen, in dem nähen nicht vorkommt und schon kannst Du nähen und vermarkten.
Früher habe ich deshalb mal überlegt mich FadenFantast zu nennen. Da war Handweberei noch geschützt und die Meisterprüfung in weiter Ferne. Handweberin gefällt mir aber doch besser.
WildeWebe (Manager) 18.10.2011 18:30
Fadensprung Ich schubs es mal wieder hoch...
Auch ich stehe grade vor den Fragen "anmelden als was, HWK ja oder nein" usw., habe mir gestern viereckige Augen angelesen und rumtelefoniert.
Einerseits möchte ich mich in die Handwerksrolle eintragen lassen, weil ich nun mal Handwerkerin bin, andererseits ist es auch ein Haufen Geld, den ich lieber für andere Dinge hätte. Mich hinter dem schwammigen Grauzonenbegriff "Kunsthandwerk" zu verstecken, gefällt mir nicht so wirklich, ich mach ja keine Kunst, nur Handwerk. Bei mir ist es also eher eine Frage der Ehre... :D
Dann habe ich auf der Seite vom Bundesinstitut für Berufsbildung, also ganz offiziell, etwas gefunden, was mir zwar keine Entscheidungshilfe ist, aber einigen von euch vielleicht:
Zitat: (...)Arbeitsgebiet: Das Weberhandwerk zählt heute zu den künstlerisch-gestaltenden Handwerken.(...)
Demnach sind wir Handweber Kunsthandwerker. Und sollte mir jemand von der HWK oder dem Gewerbeamt etwas anderes erzählen wollen (wie gestern geschehen), werde ich den Link weitergeben.
WildeWebe Kunsthandwerker sind auch Handwerker. Töpfer, Weber, Sticker, Stricker, Schneider, Goldschmiede ect.
Eine Freundin von mir ist den Weg gegangen sich als freiberuflich anzumelden.
Ich habe mich für die HWK entschieden. Ich zahle 12 € im Monat und kriege dafür eine Menge. ich besuche kostenlose Vorträge zu Gestaltung und Marketing. Ich weiß, das ich einen rechtlichen Rückenhalt habe, wenn es hart auf hart kommt. Als es darum ging eine offizielle Stelle zu haben, die mir bescheinigt, das mein Vorhaben ernsthaft ist, damit ich Fördergelder vom Arbeitsamt bekommen konnte, unterschrieb der Betriebsberater der HWK, obwohl ich ihm einen Bericht von 1984 mitgebracht hatte, in der sie Situation von Handwebern untersucht wurde und es sich seitdem eher verschlechtert hat. Er sagte : *ich soll hier nur unterschreiben, das sie sich realistische Vorstellungen machen, einen Versuch ist es allemal wert.* Ich hatte schon einen von der HWK gesponserten Messestand in einer Halle des Handwerks auf einer regionalen Messe und ich hatte schon einen Marketingberater, der nicht von völlig illusorischen Zahlen ausging in der Werkstatt. Ich habe meine Ausbildung zum Gestalter an der Akademie des Handwerks gemacht (dazu muß man nicht Mitglied in der HWK sein, aber die HWK trägt den größten Teil der Kosten) und das war der beste Unterricht, den ich in meinem Leben je bekommen habe. Die HWK muß man für sich nutzen. Dann ist sie das Beitragsgeld allemal wert. Und ich persönlich fühle mich damit nicht so allein und hilflos, wie wenn ich freiberuflich wäre. Sollte ich jemals eine Abmahnung bekommen, letztens bin ich knapp dran vorbeigeschlidderd, weil ich in historischem Kontext in meiner Beschreibung zu meinen politischen Boa die Boutiquen von Barabra Hulanicky in den 60ern in London erwähnt hatte, weil dort die Boa Teil einer Jugendbewegung wurde, die Boutiquen hießen BiBa und der Name ist verkauft, es gibt auch heute Boutiquen, die so heißen, würde ich mich an die Rechtsabteilung der Handwerkskammer richten.
Es gibt hochkarätige Ausstellungen in Handwerkskammern, die man nur als Mitglied nutzen kann. Ich mag die eher bodenständige Art der Mitarbeiter in den Handwerkskammern .
Wenn man natürlich all so etwas für sich nicht in Betracht zieht, dann ist es vielleicht sinnvoller sich freiberuflich anzumelden.
WildeWebe (Manager) 31.01.2013 00:21
CarolinesClothing Der letzte Beitrag hier von Antigone hat mir eine ganz neue Sicht auf das Thema Handwerkskammer gegeben. Als ich noch mein Gewerbe als Theaterkostümschneiderin angemeldet hatte, MUSSTE ich die Gebühren für die Handwerkskammer bezahlen. Auch bei geringem Gewinn war der Mindestsatz von 137 Euro/Jahr fällig. Und ich habe mich immer wahnsinnig darüber geärgert weil ich der Meinung war, ich bezahle für etwas, wovon ich nichts habe und was ich auch nicht brauche. Und fast 140 Euro tun auch echt weh, wenn man eh kaum Einnahmen hat. Rechnet man es um auf einen monatlichen Betrag, dann klingt es natürlich nicht so viel, aber bei mir wurde immer als Jahresbetrag abgebucht.
Sollte es doch irgendwann darauf hinaus laufen, dass ich wieder ein Gewerbe anmelde, dann werde ich den Beitrag für die Handwerkskammer bestimmt mit anderen Augen sehen und das Angebot vor allem mehr für mich nutzen.
CarolinesClothing 29.11.2016 07:16
WildeWebe Ja mir haben diese 140 € auch immer weh getan. Aber die Unterstützung durch die HWk war andrerseits auch wirklich hilfreich.
Ach und klar sollte ich ursprünglich auch in einem Stück zahlen. Aber mir wurde ganz ohne Schwierigkeiten die Splittung in 12 Monatszahlungen gewährt, ich hatte sehr den Eindruck : Da shaben sie öfter.
Nur im letzten Jahr wollten sie plötzlich einen Beleg vom Finanzamt.
Es ist aber auch von Bundesland zu Bundesland verschieden. Ich traf mal eine Töpferin aus Bremen auf einem Markt und die erzählte mir, daß sie eine Jury bei sich in der Werkstatt hatte, die hat entschieden, ob es mehr reines Handwerk oder auch künstlerische Auseinandersetzung ist und seitdem mußte sie gar keine Beiträge mehr zahlen, blieb aber in der Handwerkskammer als Mitglied.