ich habe auf einem Flohmarkt einen alten DDR-Webrahmen ergattert, VEB Radebeul, Modell 8, 50 cm und vollständig. Sieht so aus (http://picclick.de/Webrahmen-Modell-8-DD...ml#&gid=1&pid=1) Das ist erst Mal sehr schön, finde ich. Die beiliegende Anleitung ist allerdings eher dürftig. Macht nix, es gibt ja Internet.
Nun stehe ich aber verwirrt vor meinem Rahmen und frage mich, warum um alles in der Welt der denn ZWEI Kettbäume und einen Warenbaum hat. Auf den vorderen Kettbaum sollen gemäß Anleitung die Lochfäden, auf den hinteren die Schlitzfäden aufgezogen werden. Warum macht man so was? Das scheint mir nicht nur beim Aufziehen der Kettfäden sehr umständlich, sondern auch beim anschließenden Nachlassen und Neuspannen der Fäden, wenn ich ein längeres Werk erzeugen möchte. Lasse mich gerne eines Besseren belehren.
Falls niemandem ein triftiger Grund einfällt, spricht etwas dagegen, einfach einen Kettbaum wegzulassen und alle Fäden auf den dann allein vorhandenen aufzuziehen?
Danke für sachdienlliche Hinweise. epsilontik
epsilontik 31.10.2016 15:12
lebenswust Hallo,
erstmal herzlichen Glückwunsch zu deinem eigenen Webstuhl =)
Zu deiner Frage: Bei einem Webstuhl mit Loch-Schlitz-Blatt bewegst du beim Weben immer nur die Hälfte der Fäden, die durch die Löcher gezogen sind. Diese Fäden haben dadurch einen längeren Weg zum Warenbaum zurückzulegen, als die stets gerade verlaufenden, nicht bewegten Schlitzfäden. Dadurch werden sie mehr gedehnt und dürfen deshalb nicht so straff gespannt sein, wie die "Schlitzfäden", je nach Material wird es evtl. nötig, die Spannung gesondert zu regulieren.
Möchtest du mit einer Leinen- oder dünnen Baumwollkette weben, ist es sicher besser, die beiden Kettbäume wie in der Anleitung beschrieben zu benutzen.
Wenn du zwei verschieden starke Materialien für die Loch- bzw. Schlitzfäden benutzen möchtest, kommst du mit zwei getrennten Ketten ebenfalls besser.
Wenn du unbedingt mit nur einem Kettbaum weben möchtest, könnte die Kettspannung unter Umständen auch bei längeren Webstücken brauchbar bleiben, wenn du ein gezwirntes Wollgarn als Kettmaterial benutzt (bei kürzeren Webtücken funktioniert das, längere habe ich auf so einem Webstuhl noch nicht gewebt). Sollte es doch zu erheblichen Kettfadenspannungsunterschieden kommen, kannst du - so es dein Design zulässt - zum Ausgleichen der Kettspannung unterschiedliche dicke Schussfäden einsetzen.
Viel Spaß beim Experimentieren und teile uns doch bitte deine Erfahrungen mit einem oder zwei Kettbäumen hier im Forum mit.
Liebe Grüße Isabel von *webenslust*
lebenswust 31.10.2016 15:35
WildeWebe Ich bin echt beeindruckt. Ein Gatterkammgerät mit zwei Kettbäumen, das nenne ich mal durchdacht. Was Isabel schreibt, sehe ich ähnlich. Alle Argumente für zwei Kettbäume teile ich. Außerdem hättest du später, wenn Du dich eingewebt hast dadurch die Möglichkeit zwei völlig verschiedene Materialien in der Kette zu nutzen und dadurch Effekte zu erzielen.
Die meisten Gatterkammrahmen haben allerdings nur einen Kettbaum und es werden viele schöne Dinge darauf gewebt. Also es geht auch mit einem Kettbaum. Ich muß aber dazu sagen, das bei wenigen Versuchen mit einem Gatterkammrahmen, es mich extrem gestört hat, daß die eine Ebene des Fachs (das ist die Öffnung zwischen den Kettfäden durch die man das Schiffchen schiebt) straff gespannt ist und die andere Quasi durchhängt.
Wie ich schon schrieb, ich habe damit wenig Erfahrung. Vielleicht meldet sich ja noch eine von unseren fleißigen Gatterkammweberinnen in dieser Gruppe, die kann dann mehr praktische Erfahrung einbringen als ich. Ich webe ja seit 30 Jahren auf großen Webstühlen und das ist in vielerlei Hinsicht doch wesentlich anders.
WildeWebe (Manager) 31.10.2016 23:25
epsilontik Dankeschön für eure Erklärungen und Hinweise. Dann fange ich also mal mutig mit beiden Kettbäumen an Werde anschließend berichten.
LG Epsilontik
epsilontik 01.11.2016 20:03
WildeWebe Ja, bitte ;)) Das wäre toll, wenn Du schrei8bst, wie es Dir damit ergangen ist.