ich liebe US Webanleitungen. Und nun kenn ich meist nur die englischen Begriffe.
Gibt es besondere Bezeichnungen für ......
Color-and-weave motifs
Summer/Winter
slip knot
vG Ulrike
Patternmakerfan 24.05.2013 11:09
roeschen68 also.... gewebt hab ich ja noch garnicht, nur was in Planung und das Gern hab ich schon. Aber ich stricke und häkle nach US-Anleitungen. Slip knot ist ein einfacher Überhandknoten, Summer/winter lässt auf die Saison schließen in der das Gewebte Stück genutzt/getragen wird, würde ich sagen, und Color and weave? Vielleicht Färben und Weben? Wenn ich etwas mehr text drumrum oder Abbildungen dazu hätte, wäre es vielleicht einfacher. LG Vera
roeschen68 24.05.2013 13:20
WildeWebe color-and-weave Farbverflechtung slip knot Ziehknoten, heißt übrigens im Seglerdeutsch Slipstek und auf Slip legen, heißt einen Knoten so zu binden, das er sich auf Zug öffnen läßt. Es ist der Knoten, der einfach eine halbe Schlaufe bildet und am kurzen Ende aufgezogen wird. www.youtube.com/watch?v=7KkMNHX9e_0;
Summer und winter muß ich passen. Ich hab mir die Struktur noch nie genauer angesehen. Könnte Kuvikas sein, aber das kann jemand anders wahrscheinlich besser beantworten.
Webspinne Overshot sind Schußflottierungen und die Musterungen, die dabei enstehen (ich glaube Dräll gehört dazu), Deflected Doubleweave habe ich bisher so verstanden, daß es so aussieht wie Doppelgewebe, aber nicht wirklich eines ist. Bin mir da aber nicht sicher.
WildeWebe Dräll ist eine Overshot Bindung, das ist richtig ! kennt irgendwer den deutschen Begriff dafür ? Für den Sammelbegriff, wie Overshot einer ist ? Der Begriff Overshot umfasst eigentlich sämtliche Bindungen mit aufliegenden Musterschußflottierungen. Dalldräll ist eine Overshotbindung, aber nicht jeder Overshot ist ein Dalldräll.
Ich finds völlig verrückt, aber schon seit mindestens einem Jahr denke ich immer mal wieder und wie heißt das auf Deutsch ?
Handgewebe Hallo, die Drell-Bindungen haben wir unter "Bindungen für verstärkte Gewebe" Unterpunkt Bindungen mit zwei Schussfadensystemen auch als volkstümliche Bindungen zusammengefasst. Zu denen gehören hauptsächlich die in Skandinavien gebräuchlichen Bindungen Munkabälte (Halbdrell) und der Daldrell. Sowie der Rosengang. Liebe Grüße Ute
Handgewebe 25.05.2013 12:54
WildeWebe Aber das trifft es natürlich nicht wirklich. Jede Menge Bindungen erfasst der Begriff nicht und unter volkstümlich läßt sich auch weniger vorstellen, als unter Overshot.
Benennung in der Weberei ist echt so'ne Sache. Munkabälte und Dalldräll würde ich ganz eindeutig zu den Overshot zählen. Verstärkte Gewebe mit zwei Schußsystemen : Kuvikas, Reformbindung, Schußdouble.
Bisher gehörte zu meiner Definition für verstärkte Gewebe durch ein zweites Fadensystem die erhöhte Belastbarkeit. Das gilt aber für Gewebe mit langen Flottierungen nicht.
Ich habe in meiner Ausbildung auch lancierende Gewebe mit durchgenommen, das wären ja Munkabälte und Dalldräll in gewisser Hinsicht auch. aber ich meine es gäbe noch einen anderen Begriff. Übrigens hatte ich Berufsschule in Sindelfingen, das war damals die Möglichkeit in Deutschland einen Abschluss in der Weberei zu machen. Lief über Blockunterricht. 4 Blöcke zu je 4 Wochen mit 8 Stunden täglich. Mehr Theorie als Praxis, na klar, denn wir hatten ja noch die Ausbildungswerkstätten. Kukate gab es damals noch gar nicht. Es hat Sindelfingen sozusagen abgelöst. Und schon als ich mich mit den ersten Kukatener Schülern unterhielt, merkte ich, da wird einiges anders benannt, anders zugeordnet, anders gemacht. Wahrscheinlich gibt es noch viel mehr *Schulen* und regionale Unterschiede. Nach meiner Ausbildung kam dann auch das Übernehmen von skandinavischen und englischen, sowie amerikanischen Begriffen *in Mode* ;)). Manchmal hätt ich gern ein Wörterbuch !
WildeWebe (Manager) 26.05.2013 16:49
Handgewebe Liebe Antigone,
Inge hat ja die Ausbildung auch in Sindelfingen gemacht. Die Gliederung, nach der wir arbeiten ist mit der Handwerkskammer irgendwann so festgelegt worden. Zu den verstärkten Geweben gehören auch noch der Schussdouble und die zwei Kettsysteme- Kettdouble. Gehört aber neben dem Kuvikas und dem Doppelgewebe, schlauchbindung Hohlgewebe nicht zum Prüfungsgegenstand für Gesellen. Wir haben es nur mitbehandelt. Ich habe es jedoch noch nicht wirklich selbst gemacht, so dass mir das alles sehr verworren ist. Entweder mache ich es irgendwann oder mir reicht das was ich weiß. Schön wär schon eine Vereinheitlichung der Bezeichnungen und Zughörigkeiten. Aber so lange wir im Deutschen ungefähr wissen, was gemeint ist geht es ja noch. Wann hast du denn gelernt? Liebe Grüße Ute Noch ein Zusatz. Was ist Reformbindung?
WildeWebe Zwischen 86 und 88 Gesellenausbildung. 98 Meisterprüfung. Aber extern. Ich wollte damals gern in den Kukate Kurs, aber der war schon begonnen, und die Gruppe relativ groß. Inge hat mir deshalb abgesagt. Ich war aber in dem Jahr arbeitslos und wollte die Zeit nutzen. Ich hab mir dann innerhalb von einem Jahr das theoretische Wissen über Bücher angelernt. Viele davon aus dem 19. Jahrhundert, die ich nicht photographieren oder kopieren durfte, weil sie damals schon 100 Jahre alt waren. Ich bin dann immer zum Lesen nach Hannover gefahren, dort an der Uni gibt es sehr viel Webliteratur und habe im Lesesaal gelesen. Frau Fanny Pracht hat mich unterstützt und mir einen Praktikumsplatz in Reutlingen, an dem ich auch mein Meisterstück webte vermittelt, dort habe ich Kuvikas und Damast, Damast einschließlich des Einrichten eines Webstuhls dafür, inklusive aller Gewichte und Fadenzüge, Musterlitzen ect. kennenlernen dürfen, an einem anderen Praktikumsplatz durfte ich für eine Woche in einer Fachhochschulwerkstatt am PC gestützen Webstuhl weben und mir mal Jaquard- und Schaftmaschinenwebstühle näher betrachten. Da aber alles so rein theoretisch in kurzer Zeit gelernt wurde und so einsam, ist von vielem nicht viel hängengeblieben. Die Prüfung habe ich dann zusammen mit den Kukatenern gemacht. Insgesamt waren wir 13 Prüflinge.
http://www.cs.arizona.edu/patterns/weaving/books.html#R Der letzte link führt in eine phantastische Sammlung von Webbüchern aus verschiedenen Jahrhunderten und Nationen. Gegründet und geführt von einem engagierten Mathematik und Informatikprofessor, der die einzelnen Bücher einscannte. Die Bücherei hat sich nicht weiterentwickelt, seitdem er leider an Krebs verstarb. Wir hatten uns direkt die Wochen vor seinem Tod noch ein/zwei Mal gemailt, weil ich ihm anbot, die bei meiner Leserei gefundenen Fachbücher, die er noch nicht in seiner enormen Bücherei eingestellt hatte, für sein Projekt einzupflegen. (jedenfalls die, die ich entweder in Antiquariaten oder in photocopierter Form hatte). Ich bekam dann irgendwann eine automatische Antwort mit der Todesnachricht. Aber dieser Mensch hat wirklich was getan für den Erhalt des alten Wissens.
Haranie Vor ein paar Tagen wurde ich gefragt, was Deflekted Doubleweave auf deutsch heißt. Es ist nicht das erste Mal ,aber es läßt mich jetzt so schnell nicht wieder los. Wenn man sich das Gewebe und auch die Patrone dazu ansieht, ist es für mich klar, das ist kein richtiges Doppelgewebe. Denn nach meiner Meinung hat ein Doppelgewebe 2 wirklich eigenständige Gewebeseiten und 2 verschiedene Ketten . Das ist aber bei diesem Gewebe nicht der Fall. Wenn man nun im Lexikon nachsieht, so findet man für das Wort deflekted die Übersetzung abgeleitet oder abgefälscht. Dadurch, dass man die Schußfäden über oder unter Kettfäden flotieren läßt entsteht ja noch kein Doppelgewebe. Es ist aber trotzallem ein sehr interessantes und auch wirkungsvolles Gewebe. Ich persönlich finde den Begriff abgefälscht gar nicht so verkehrt.
Geruhsame Weihnachten und ein gesundes Neues Jahr 2016
Haranie
Haranie 24.12.2015 16:20
WildeWebe Und wenn man deflected doubleweave filzt, dann gibt es bei einigen Kombinationen sogar definierte Löcher im Gewebe. Die handwoven hat mal eine Anleitung für Schals herausgegeben, die so gemacht sind.
Das ist auch so ein Fall, in dem ich keine deutsche Bezeichnung weiß. Es wäre auch noch möglich, das sich diese spezielle Bindung tatsächlich in Amerika entwickelt hat und woanders, bevor die Welt globaler wurde, kaum gewebt wurde.