Hallo mein Name ist Vreni und ich bin quasi ein "Neueinsteigerin".
Bin ziemlich Handarbeitstechnisch unterwegs und habe mir am Wochenende einen Webstuhl gebraucht gekauft. Es ist ein Webstuhl mit 2 Tritten und 2 Schäften. Ich denke das der Webstuhl selbst gebaut wurde und der Anleitung "Webstuhl selbst gebaut" von GEsa und Reinhard Gerndt.
Da ich zwar einiges über Bindungslehre etc weiß, gerate ich trotzdem ziemlich ins grübeln mit meinem neuen Gerät. Kette habe ich bereits mit einem vorhandenen Schärbrett geschärt und aufgezogen.
Als Kette habe ich ein vorhandenes Garn genommen das sehr dem Garn der Litzen ähnelt. Als benutze ich aktuell Zauberball von Schöppel. Die Wahl war einfach nur zu übungszwecken.
Da mir beim bäumen der Kette durch unsauberes Zusammenbinden der Kettfäden ziemlich Probleme gemacht hat, habe ich die Kette nicht unbedingt perfekt auf Zug bekommen. Einzelne Kettfäden sind daher etwas lockerer.
Vielleicht kann mir wer hier einige Tips geben und ist so lieb und klärt mich etwas auf. Da ich momentan als Studentin nicht so viel Geld habe möchte ich ungern einen richtigen Webkurs belegen.
Ich würd einfach mal meine aktuellen Fragen und schwierigkeiten schreiben.
Bei dem Webstuhl war ein 40/10 Webblatt dabei. Anfangs zog ich durch jedes Ried einen Kettfaden. Das Ergebnis war das der Schuß nicht gleichmäßig aneinander war. Die Schussfäden ließen sich leicht mit dem Fingernagel verschieben. Nun habe ich 2 Kettfäden durch eine Litze gezogen. Das Gewebe ist nun dichter aber der Schuß auch sehr sichtbar. Irgendwie hab ich das Gefühl das die Schußfäden auch jetzt nicht sauber aufeinanderliegen. Liegt es am ungeübten Anschlag? ungleicher Zug auf den Kettfäden? Auch ist mir so garnicht klar ob das Webbild ausschließlich von der Sauberkeit des Zuges auf den Kettfäden liegt oder es auch an meinem Anschlagbrett liegen kann. Evtl ist die Schraube mit der das Anschlagsbrett mit Webblatt verrostet ist. Eine weitere Frage wäre wie das Verhältnis von Kettfaden zu Schußfaden sein sollte hinsichtlich der Stärke.
Mein Ziel wäre es Schals und Tücher zu weben aus guter Leine oder so etwas. Das Gewebe sollte natürlich edel wirken.
Ich würde es wirklich klasse finden wenn wer die Zeit und Motivation findet micht zu unterstützen.
Herzliche Grüße Vreni
vreni-Straube 14.07.2015 22:59
WildeWebe Hallo Vreni,
Erst mal Herzlich willkommen hier und Herzlichen Glückwunsch zu deinem Webstuhl. Ich frag dich mal zuerst, wo Du lebst ;))) Vielleicht könntest Du ja zu mir kommen, ich bin ganz im Norden von Deutschland, in Kiel.
Antigone
WildeWebe (Manager) 14.07.2015 23:04
vreni-Straube oh nein wir wohnen nähe München...
vreni-Straube 14.07.2015 23:08
WildeWebe Schade. Dann muß es anders gehen.
Damit Du eine gleichmäßige Kettspannung hin bekommst, empfehle ich Dir jetzt, wo die Kette schon auf dem Webstuhl drauf ist, das Du immer wieder vorbindest. Mit dem Vorbinden kannst Du die Spannung immer wenigstens für die Strecke zwischen Warenbaum und Kettbaum einstellen und gleichmäßig hinbekommen.
Weißt Du wie man gleichmäßig vorbindet ?
WildeWebe (Manager) 15.07.2015 01:35
vreni-Straube Hmm vorbinden weiß ich nicht genau oder meinst du mit leisten? Die Kette muss ich sowieso neu aufziehen... Weißt du was bezüglich der anderen Themen? Kann aber ohne das ich weiß wie dick das Garn sein keine material kaufen .komm ich für meine Ziele nen 40/10 Kamm verwenden kann?
vreni-Straube 15.07.2015 11:57
vreni-Straube Kann man eigentlich Fotos hochladen? Hab mir jetzt mal das Handbuch weben bestellt. Vielleicht darf ich dich auch mal anrufen? Grüße
vreni-Straube 15.07.2015 11:59
WildeWebe Also eigentlich gibt es das nicht so richtig, das es ein bestimmtes Verhältnis zwischen Kette und Schuß gibt.
Wenn Kette und Schuß gleich dick sind, dann wird es ein ausgeglichenes Gewebe. Schuß und Kette sind gleichmäßig zu sehen. Wenn Du Kettfäden hast, die weit auseinanderstehen und der Schuß gleich Dick oder dünner ist, dann verschwinden die Kettfäden optisch unter dem Schuß. Wenn die Kettfäden eng beieinander stehen, fällt der Schuß weniger auf.
Entscheidend für das Verhältnis von Kette und Schuß ist nicht nur die Stärke der verwendeten Garne, sondern auch wie dicht oder weit auseinander die Kettfäden stehen.
Vorbinden ist der Arbeitsgang, mit dem Du die Kettfäden an die vordere Stange bindest, die dann dein Gewebe auf den Warenbaum zieht. Und wenn man immer wieder vorbindet, Stück webt, damm abschneided, wieder vorwebst, kannst Du auch schlecht gebäumte Ketten Stück für Stück abarbeiten. Wichtig ist natürlich beim Abschneiden die Kettfäden durch einen Zugknoten daran zu hindern, das sie durch Riet und Schäfte rutschen und alle Arbeit von vorne begonnen werden muß.
40/10 ist schon ziemlich grob, zumindest, wenn Du in jedes Riet einen Faden ziehst. aber einen Schal kannst Du auf jeden Fall damit machen. Die Lauflänge sollte dann irgendetwas zwischen 350 und 500 m/100 g sein. Wenn Du zwei Fäden pro Riet hast, kannst Du damit auch ein Tuch weben. Das Garn hat dann eine Lauflänge von 800 - 1000 m / 100 g
Ich würde Dir ganz dringend von Leinen in der Kette abraten, zumindest bist Du die Spannung wirklich unter Kontrolle hast. Leinen in der Kette ist vielleicht das schwierigste Material überhaupt.
Ich befürchte, das wir am Telefon nicht wirklich weiterkommen, aber Du kannst mich auch anrufen. Dann schreib Dir aber vorher einen Fragenkatalog und bereite Notizen vor, sonst ist alles weg, wenn Du aufgelegt hast. Das ist viel zu viel Information auf einmal.
Photos bekommst Du hier rein, in dem Du eine PN an Dich selbst schreibst, an die Du ein Photo anhängst. Dann öffnest Du die Nachricht, klickst das Photo an, klickst auf die Adresszeile, kopierst mit Strg. c und fügst diese Adresse mit Strg. v hier ein.
Dir das Buch zu kaufen ist eine sehr sinnvolle Sache. Ich kann Dir unmöglich alles auf die Entfernung erklären, das würde tatsächlich auch ein Buch ;)))
WildeWebe (Manager) 15.07.2015 17:29
vreni-Straube Herzlichen Dank für die Antwort!!!!
Also dann war bei meinem ersten Versuch, bei dem ich 1 Faden pro Ried eingezogen haben bei meinem 40/10 Blatt zu weit auseinander. Da ich den Schuß ja verschieben konnte. Und nun bei 2 Fäden pro Ried und dickeres Baumwollgarn wird es sehr schußlastig. Leinen bewegt sich arb bei Temperatur oder? Ich hab auf deiner Seite Schals mit Halbleinen gesehen.... sehr schön. Wenn ich Schals mit meiner Zielvorstellung webe ohne das ich mir nen anderes Blatt kauf, dann sollte ich also eher 2 Fäden pro Ried ziehen und wahrscheinlich aufjedenfall düneres Garn verwenden. Denkst du das Halbleinen ginge? Oder gibt es Garne die auch so kühl und edel wirken wie Leinen und sich leichter verarbeiten lassen. Ich denk auch mit den Buch ist mir schon sehr geholfen, wobei ich mir schon einiges selbst erklären kann. Mir war denk ich nur nicht so klar das 40/10 ein grober Kamm ist. Ich dachte das ist so der gängige Kamm... Weil bei den Tischwebstühlen immer der 40/10 dabei ist, soweit ich das in Erfahrung bringen konnte. Könntest du mir vielleicht Garne empfehlen die Halbleinen sind oder ähnlich wirken.Denkst du wirklich das ich mit dem 40/10 kamm Schals und Tücher weben kann die ähnlich wirken wie deine Halbleinen? Klar muss ich mit 2 Schächten immer auf Leinwand beschränken aber dann wahrscheinlich mit schönem Material und Farbe arbeiten?!
Lieben Dank Grüße Vreni
vreni-Straube 15.07.2015 21:00
WildeWebe Hallo Vreni,
Leinen ist so schwierig, weil es überhaupt keine Elastizität hat, das heißt, es nimmt jede kleine Spannungsschwankung *krumm* und es ist schwer ein gutes Fach zu erhalten. Alle anderen Fasern haben mehr Elastizität und dadurch gleichen sich kleine Unregelmäßigkeiten von selbst aus.
40 / 10 ist er übliche Kamm, weil die wenigsten Hobbyweber sich wohl fühlen, mit feineren Fäden. Wenn Du einen 40/10er doppelt stichst, dann kommt etwas sehr Ähnliches dabei heraus, wie wenn Du einen 80 / 10 einfach stichst. Meine Schals sind mit NeL 16/2 gewebt. Leinen in der Kette. Das ist sehr, sehr ungewöhnlich, die wenigsten Weber verwenden Leinen in der Kette. Halbleinen ist normalerweise Kette Baumwolle, Schuß Leinen, aber dann hat man die Unelastiziät und die Knitter in der Schußrichtung, deshalb habe ich mich für die andere Richtung entschieden.
Die Schals sind mit 8 Fäden/cm gewebt. Das heißt, es wäre genau dein Kamm, doppelt gestochen.
NeL 16/2 hat eine Lauflänge von 9600 m / kg.
Fang mit etwas einfacherem an. Tu Dir selbst den Gefallen. Meine erste Leinenkette war eine Tortur und da war ich kurz vor meinem Gesellenbrief. Ebenfalls einen Schönen Glanz haben mercerisierte Baumwollgarne und die sind viel einfacher in der Handhabung. Cottolin, Bomullin sind Mischgarne aus Baumwolle und Leinen, aber sie wirken eher stumpf, lassen sich allerdings problemlos verarbeiten. Tencel oder andere Viscosfasern haben auch diesen Glanz, ich habe aber noch nie damit gearbeitet. Und bei Viscosegarne gibt es auch welche, die sind geradezu schlüpfrig glatt, das ist auch sicher nicht einfach.
Ist die Frage mit dem Vorbinden geklärt ? Sonst mache ich Dir Photos, ich binde gerade selbst vor.
Ach und zu dem Abstand und der Verschiebefestigkeit. So lange das Gewebe auf dem Webstuhl ist, ist es immer beweglich. Das Gewebe schließt sich beim Abnehmen vom Webstuhl durch den Wegfall der Spannung und beim Waschen, das vor allem. Vorher ist es eher ein Verbund sich kreuzender Fäden, danach wird es zu einem Stoff. Die Fäden quillen etwas auf und gehen etwas ein und dann ist das Gesamtbild geschlossener.
WildeWebe (Manager) 16.07.2015 16:05
vreni-Straube Hallo Wilde Webe,
Vielen Dank für die Infos. Hab deine Tips bezüglich des Webkammes und der Ganrstärke gut gebrauchen können. Hab jetzt nochmal ne Baumwollkette aufgezogen mit 2 Fäden pro Ried. Hat viel besser geklappt als die erste Kette. Wobei ich das schären sehr schwer finde. Obwohl ich die Fäden fest zusammen bide, hab ich das Gefühl sie verutschen. Jetzt muss ich mal übung bekommen im Schuss. Webkante klappt unerwartet sehr gut. Hab mir jetzt noch einen Handschützen besorgt, da ich das Webschiffchen zum auffädeln doof finde. Nun bin ich grad am überlegen mir ein Spulgerät zu basteln. Hab heut schon die Nudelmaschine auseinander gebaut. Ist aber glaub ich unbrauchbar. Meine Idee wäre jetzt ein Handbohrer... Hast du ne Ahnung was man als Garnspulen benutzen kann? Evtl irgendein plastikrohl aus dem Baumarkt, was man in Stücke schneidet? Mal sehn... Wie behandelt man den ein Baumwollgewebe nach? Danke nochmal...
vreni-Straube 23.07.2015 23:04
WildeWebe Du kannst Dir Spulenhülsen aus Papier bauen ;)) Ich kenne sogar professionelle Weber, die das immer noch machen. Ich selbst habe Papphülsen. Die kosten 35 cent/Stück. Hab gerade noch mal geguckt. So viel habe ich nicht bezahlt ;)), aber ich habe sie ja auch schon Jahre.
Nimm Packpapier oder anderes festes Papier. Dann miss aus, wie groß die Spule sein darf in der Länge. Das hängt von deinem Schiffchen ab. Denk dran, daß Du Platz brauchst, um das Schiffchen einzusetzen und aus dem Schiffchen wieder rauszuholen. Wenn die Spule zu groß ist, wird das sehr fummelig. Dann schneidest Du Dir einen Streifen in der errechneten Breite zu, am besten einen langen für mehrere Spulen. Den schneidest Du in ca. 10 cm breite Stücke. Dann rundest Du die Ecken ab (muß nicht mal, aber sieht schöner aus und fleddert nicht so leicht aus.) Von der langen Seite aus aufwickeln, so daß es auch auf den Dorn deiner Spulmaschine passt.
Die meisten selbstgebauten Spulmaschinen, die ich kenne, sind entweder mit Nähmaschinen oder Waschmaschinenmotoren. Fußpedal ist natürlich toll.
WildeWebe (Manager) 24.07.2015 21:27
gabyps Akkuschrauber sind auch gut, damit kann man alles mögliche wickeln, und als Dorn könntest Du eine passende Sockenstricknadel nehmen
gabyps 24.07.2015 22:43
vreni-Straube Ach danke für die Tips. Hab jetzt den Handbohrer genommen klappte schwierig. Arbeite jetzt grad mit dem handschützen und ne Webbreite von 30 cm. Nun dachte ich ja eigentlich die Webkante klappt gut, aber nun zeigt sich das der Schußfaden an den rändern so wellig von der Kammlade nach hinten gedrückt wird. Das Randgewebe ist also locker und hängt in einer Welle ehre nach unten. Bin mir auch nicht sicher ob ich richtig anschlage und ob die Lade die unten am Webstuhl über eine schraube oddr so gedreht wird evtl mal geschmiert werden soll. Hmm in der Mitte sehr schön aber außen naja. Hab mir überlegt ob ich beidseitig einen Fangfaden durch den Kamm zieh und mit Gewicht beschwere? Wenn ich dich nochmal um Tops fragen darf...
Grüße Vreni
vreni-Straube 24.07.2015 22:45
vreni-Straube Hier mal ein Foto zu meinem Problem...
WildeWebe Das sieht aus, als wenn dein Anschlag noch sehr ungleichmäßig wäre und zu leicht. Aber immerhin hast Du keine Taille, das ist doch schon mal was ! Die Schlaufen an der Webkante können entweder durch zu viel Material beim Schußeintrag entstehen, oder, und ich glaube das ist wahrscheinlicher, es liegt an deinen Spulen. Die sind nicht fest genug gespult. Oder vielleicht auch nicht so, daß sie gleichmäßig ablaufen. Wenn dein Handschiffchen das Loch in der Mitte hat, dann muß die fertige Spule aussehen wie ein weicher Salino. Und sie wird aufgebaut durch Hubbel an beiden Seiten, an die man ranspulen darf, aber nicht drüber. Hat das Schiffchen das Loch vorne, sieht die fertige Spule eher aus wie eine Mohrrübe und der begrenzende Hubbel über den man nicht rüber darf ist nur unten auf der Spule, also da. wo man beginnt mit dem Spulen.
WildeWebe (Manager) 26.07.2015 20:12
vreni-Straube Ja... Ich zieh den Faden per Hand nach. Muss nochmal spulen. Jetzt hat es nur beim Warenbaum eh das Gewebe total verschoben. Ich glaub ich schlag viel zu leicht an und das Gewebe ist nicht fest genug?! Evtl geb ich zuwenig Schuss, bin nur nicht ganz sicher ob ich einen Bogen mache oder diagonal. Auch bin ich mir nicht sicher ob ich ohne Fach Anschlagen soll oder im Fach des Fadens oder auch im gewechselten Fach? Hört mir nicht gedacht das weben so schwer ist!!!
vreni-Straube 26.07.2015 20:59
WildeWebe Das wird gerne unterschätzt, denn schließlich weben ja schon die Kinder im Kindergarten ;))) Du ahnst nicht, wie oft ich mir das auf Märkten anhören muß ;)
Ich gehe davon aus, das Du den Bogen wie viel Schuß einzutragen ist, schon raushast, denn deine Kante wirkt ja schön gerade. Dein Anschlag ist nicht fest genug, davon gehe ich auch aus.
Ob Du einen Bogen machst oder diagonal einträgst, das ist nicht wichtig, beides geht. Bei Bildgeweben kommt man um viele kleine Bögen nicht drum herum aber beim Weben am Webstuhl für Stoff schon. Ich lege keinen extra Bogen oder keine Extraschräge mehr, bei mir läuft das mittlerweile automatisch beim Schußeintrag, aber das ist eine Geschichte von ziemlich langer Übung.
Ich kann mich erinnern, das ich zu Beginn auch mit dem kleinen Finger nach dem Fangen des Schiffchens nach gezogen habe.