mich beschäftigt grad' eine Frage. Ich hab' den kleinen Ashford Tischschärbaum mit 40 cm Breite und ca. 85 cm Höhe. Wenn ich ihn auf den Tisch stelle, finde ich es ziemlich unbequem zu schären, weil meine Arbeitshöhe immer so' n Zwischending ist, also schäre ich jetzt auf dem Boden, was ich viel bequemer finde.
Jetzt hab' ich festgestellt, daß wenn er auf dem Boden steht, ich die Fäden viel fester um den Baum spanne.
Wenn man die Spannung beibehält, macht es dann eigentlich einen Unterschied für das spätere Weben, ob ich relativ fest spanne, oder lockerer? Sobald ich die Kette runternehme, erschlafft sie doch eh?
Wie ich bei Kari geschärt habe, meinte sie nur, ich solle darauf achten gleichmäßig zu spannen, nicht zu fest, aber auch nicht zu locker.
am Allerwichtigsten ist das Du gleichmäßig schärst. Dann solltest Du so fest schären, das sich die Fäden nicht ineinander drücken. Dafür legt Du ja zusätzlich Leisten oder Papier ein. Wenn zu locker geschärt ist, zieht sich das beim weben nach, das ist nicht so dolle.
Ich hab' s jetzt gestern mal probiert. Hatte noch Restgarn, was weg musste und da spielte es keine Rolle, wenn es nicht so genau wird.
Hab' ein Teil der Kette fest um den Schärbaum gezogen, den zweiten Teil etwas lockerer und dann die entspannten Teile nebeneinander gelegt. Es waren schon einige Zentimeter Unterschied und das bei 1,60 m Kettlänge. Bei 4,40 m für ein Hemd könnten das durchaus die entscheidenden fehlenden Zentimeter gewesen sein. Ich hatte die letzten beiden Hemden schon sehr straff geschärt.
Ich glaube auch hier spielt das Material eine Rolle. Wolle ist meist elastisch, die verzeiht einiges, aber Baumwolle ist schon fester und Leinen ist ein Biest. (finde ich)
Das ist der Grund, warum nur sehr wenige Weber Leinen in der Kette verwenden. Jeder noch so kleine spannungsunterschied zeigt sich da später im Fach.
Ich hab mal ne Kette geschärt mit 14 Farben mit Wolle von Traub. Obwohl gleichzeitig gekauft hatten die einzelnen Farben unterschiedliche Wollen. es war natürlich alles 100 % Wolle, aber einiges fühlte sich eher als Mischung mit shetlandwolle an, anderes eher wie Merino Anteil. Zusätzlich waren sie auch noch unterschiedlich versponnen. Einige mit mehr Drehungen pro cm, andere mit weniger. Ich habe dann zum Ausgleich die locker gesponneren Garne fester geführt, die festeren lockerer und erhielt dann wirklich ein glattes Gewebe. Es ist übrigens die Kette von unserem Gruppen Avatar, das hier jetzt mein Avatar ist.
Zeitgleich war in der Kukatener Webklasse das Wolldecken weben dran. durch meine damalige praktikantin habe ich erfahren, daß eine Schülerin ebenfalls verschiedene Farben mit verschiedenen Qualitäten von Traub genutzt hatte und das sie versucht hat, die Ungleichheit mit besonders sorgfältigem Schären auszugleichen. Die Decke ist dann gewellt und mit Ausbeulungen gewesen, weil sich die Fehler übertragen haben.
Aber im Normalfall gilt natürlich, so gleichmäßig wie möglich. Deshalb habe ich noch gelernt, man dürfe die Schärarbeit auf keinen Fall über Nacht unterbrechen, zumindest nicht in einem Zopf, weil sich dann nachts schon eine gewisse Dehnung bei den bereits geschärten Fäden ergibt, die die neu aufgebrachten Fäden noch nicht haben.
@ZeitenSprung
legst du beim Schären Papier ein ? Oder meintest du später beim Bäumen ? Ich frag, weil ich mir bei vielfädigen ketten schon manchmal Gedanken mache, weil der Weg um den Schärbaum immer länger wird, dadurch, daß der Streifen von aufgeschärten Fäden immer breiter wird.
Ah, direktzetteln. Hab ich nur einmal gemacht, fand ich nicht so überzeugend besser, vermutlich. weil mir die Übung fehlt. mein erster Weblehrer hat nur mit Direktzettel gearbeitet. Der hatte eine 4 m breite Wand hinter dem Webstuhl, an der waren lauter Leisten mit schräg eingesetzten Rundstäben angebracht. Auf jedem Rundstab eine Kone. Hugh kaufte ausschließlich Restgarne aus der Garnproduktion für die Textilindustrie und falls er Farben nicht gebrauchte, färbte er die über. Schade, das wir keinen Kontakt mehr haben, heute wüßte ich gerne, wie er das Garn auf einer Kone, ohne es abzuhaspeln gefärbt hat. Also stand hinter ihm eine Wand von Farbe. Alle Garne 100 % Wolle und in nur einer Stärke. Dann hat er die Fäden für einen Inch zusammengeführt, immer in mehreren Farben und den Streifen einmal am Anfang, in einem bestimmten Abstand noch mal, in der Mitte, mit dem gleichen Abstand noch mal und am anderen Ende rauflaufen lassen. Dann hat er sich die Fäden für den nächsten inch zusammengesucht und diesen verteilt. Das erlaubte ihm sehr intuitives arbeiten. Er hat mir erzählt, daß mal eine vorwiegend rosafarbene Kette ursprünglich vorwiegend blau hatte werden sollen, er durch die Farbwahl während des Schärens aber immer wieder zu eher rosa und braun und nur wenig blau gegriffen hatte. Fand ich sehr beieindruckend damals.
Diesen Hugh hätte ich gerne kennen gelernt. Ganze Konen färben ? Kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Farben intuitiv verarbeiten schon. Das ist überhaupt beeindruckend, wie sich Farben im Gewebe verhalten, und wie Farben die als Kone oder Knäuel nebeneinander schrecklich aussehen, ein gefälliges Gewebe ergeben.
Von dem hab ich in 10 Tagen auf der Kieler Woche und einem einwöchigen Besuch in seiner Werkstatt mehr gelernt als im ersten Lehrjahr ! Wirklich schade, daß das mit dem Kontakt irgendwann schwierig wurde. Er webt mittlerweile auch schon lange nicht mehr.