Nachdem ich gerade mal wieder mehrmals ein paar Schuß zurückgewebt habe, um Springer zu entfernen, die passiert sind, weil ich mich mit dem Einweben in das neue Webgerät noch schwer tue, frage ich mich : Wie genau seid ihr bei Fehlern ?
Welchen Aufwand zu entfernen haltet ihr für angebracht ? Verstopft ihr lieber, oder webt ihr lieber rückwärts ? Macht ihr Unterschiede ? Je nachdem, ob das fertige Produkt für Euch ist, oder für andere ? ob ihr es im mittel oder in hochpreisigen Angebot verkaufen wollt ? welche Funktion es haben wird ? welche Auswirkungen der Fehler auf die Optik hat ? welche Auswirkungen der Fehler auf die Funktionalität hat ? oder warum auch immer ?
WildeWebe (Manager) 12.05.2011 13:37
zwerghuebich Beu sowas bin ich ziemlich genau - da packt mich der Perfektionismus. Gerade beim Brettchenweben habe ich schon mehrere Stunden damit zugebracht, einen Fehler wieder rauszutüfteln. Beim Tuchweben passiert mir so schnell kein Fehler,, weil ich so langsam webe und meistens ziemlich genau gucke, allerdings ärgert es mich ganz schön, wenn ich fertigen Gewebe dann doch einen Fehler entdecke. Meistens schaffe ich das nämlich hinterher, wenn alles fertig ist, so nach dem Motto UUUUps, da ist ein halber Diamant zu viel...
Wenn ich ein bißchen weniger faul beim Einrichten des Webstuhls wäre, würde mir das wahrscheinlich nicht passieren, aber ich bin zu faul, alles zum dritten Mal zu kontrollieren, ich geb´s ja zu.
zwerghuebich 12.05.2011 14:34
Porta-patetDAWANDA Das kommt bei mir sehr drauf an. Beim Brettchenweben sticht ein Fehler schon mal ins Auge, den entferne ich, wenn es noch geht. Ich habe aber auch schon bei einem komplexen Muster mit feiner Wolle die schon fertige Borte abgemessen und markiert. Da kam ich drauf, wenn ich die so abschneide für die Säume, wie ausgetüftelt, "verschwende" ich grad mal einen cm und der Fehler wird durchgeschnitten. Da habe ich mir das Zurückweben gespart. Seitdem messe ich immer erst, wenn die Borte schon einen Verwendungszweck hat. Ansonsten: wenn es nicht oder kaum sichtbar ist, lasse ich es. Weise aber potentielle Kunden schon drauf hin und lasse dann auch mal nen Euro nach. Bei Dingen, die ich hier online verkaufe, leiste ich mir das allerdings nicht. Das fände ich unfair.
Porta-patetDAWANDA 12.05.2011 14:46
waschbear Bei mir sind die Fehler ja nicht so komplex... da ich aber häufig mit recht flauschigen Garnen webe, die richtig zusammenkleben sobald sie verwebt sind, ist das Zurückweben oft keine Option. Von daher stopfe ich eher im Nachhinein.
Wenn ich nicht selber weben würde, und ich würde mir einen hadgewebten Schal kaufen, würde ich ich glaube schon zu der Sorte Mensch gehören, die einen kleinen Fehler irgendwie cool fände. Sowas findet man bei Massenware nicht... :-) Aber es müsste ein cooler kleiner Fehler sein, den man erst auf den zweiten Blick sieht.
Es gehört doch auch irgendwie dazu, dass man die eigene Arbeit am strengsten kritisiert. Ich denke nicht, dass ich einen Unterschied mache, ob ich ein Stück für mich webe oder zum Verkaufen. Wenn man den Fehler kaschieren kann (eben z.B. da die Naht platzieren oder durchschneiden), dann finde ich das gleichwertig mit dem Beheben des Fehlers. Aber wenn die Optik oder sogar die Funktionalität grob beeiträchtigt wird, dann muss der Fehler weg, ganz klar!
waschbear 13.05.2011 08:16
ZeitenSprung Ich schäme mich fast es zu schreiben - kleine Webfehler lassen die Handarbeit erkennen. Ich hasse es zurück zu weben,meist ist es danach schlimmer als zuvor. Aber ich webe auch selten um etwas zu verkaufen. Die Sachen die ich in meinem Shop hab und noch einstellen werde,sind die Überproduktionen meiner "Weber"laufbahn. Habe ich einen Tausch weise ich auf die Fehler hin.
ZeitenSprung 13.05.2011 10:01
Porta-patetDAWANDA @Blumenfreundin: Ich habe mir mal erzählen lassen, dass die persischen Teppichknüpfer absichtlich kleine Fehler einbauen mit der Begründung, dass nur Allah perfekt sei. Keine Ahnung, ob das wahr ist, aber irgendwie gefällt mir das.
Andererseits ist es auch schön, wenn man gefragt wird, wo man das Teil denn gekauft habe und dann die großen Augen, wenn man sagen kann: selber gemacht. Wobei ich es meist als handgefertigtes Einzelstück bezeichne. Klingt einfach besser.
Porta-patetDAWANDA 13.05.2011 10:06
ZeitenSprung @Porta-patet - ja davon hab ich auch gehört. Aber mir passiert es obwohl ich mir große Mühe gebe. Bisher finde ich es nich soo schlimm (und auch wieder doch) denn die erhaltenen historischen Textilien weise sehr oft Webfehler auf.
ZeitenSprung 13.05.2011 10:10
WildeWebe Es gab auch einen kürzlich verstorbenen deutschen Weber, der aus genau dem Grund kleine Fehler in seinen Geweben lies. Passend zu seinem tiefen Glauben, gibt es nach seinem Tod eine Stiftung von ihm zum Erhalt der Handweberei im Kloster Lüne bei Lüneburg.
WildeWebe (Manager) 13.05.2011 10:32
waschbear Handgefertigtes einzelstück... cool, das muss ich mir merken! :-)
waschbear 13.05.2011 14:13
zwerghuebich Ja, "perfekt sind nur die Götter" habe ich auch schon gehört. Stimmt schon, Webfehler sind (historisch gesehen) oft auch "authentisch", nerven mich aber trotzdem. Zum Glück läßt es sich ja meistens nicht ganz vermeiden ;-)!