Ich habe mal einen Text vom schwarzen Brett hierher genommen. Der Text ist von Sabine-Rosine, einem neuen Mitglied
Hallo, ich bin vor einigen Minuten diesem Forum beigetreten, warum..... , es ist etwas schwierig. Ich habe nun in fast 30 Jahren so einiges gewebt, immer für den Eigenbedarf, einfach aus purer Begeisterung für das Weben. Ich hatte 3 Webstühle, jetzt nur noch 2 und habe darauf jeweils grosse Wolldecken, unzählige Flickenteppiche, Damastsets auf meinem Öxabäck, Bekleidungsstoffe, Möbelbezugsstoffe, Vorhangsstoff gewebt, die ich dann auch vernäht und für die Einrichtung bzw. für meine Kleidung benutzt habe. Die Webstühle sind auch einige Male mit umgezogen , stehen jetzt auf dem ausgebauten Dachboden und warten auf meinen Einsatz. Und ausgerechnet jetzt, wo ich die Zeit, sehr viel Material und einen schönen Arbeitsplatz habe, denke ich immer wieder über den Sinn und die Verwendungsmöglichkeiten der Gewebe nach und deshalb bekomme ich einfach nicht den Impuls, endlich anzufangen, sondern nähe, filze, stricke usw. Ich sehe meine Gewebe, an den Fenstern, überall im Haus und diese sind ja nicht nur schön, sondern auch sehr langlebig. Also wohin!! mit den neuen Flickenteppichen, Wolldecken, Vorhängen? Irgendwie ist es ja auch eine Platzfrage, wenn ein recht grosses Haus mit dem Handgewebten voll ist, bleibt nur noch das "Horten" in den Schränken. Also habe ich mich vor ca. 8 Wochen entschlossen, meine 1. Wolldecke aus handgesponnenem , selbstgefärbten (Zwiebelschalen, Krapp usw.) Shetlandgarn, gewebt nach einer Anleitung für schussverstärktes Gewebe zu verkaufen. In einer ebay Kleinanzeige, allerdings ... ist das der Haken? .. möchte ich, weil die Decke etwas ganz Besonderes ist (für mich!), auch einen stattlichen Betrag dafür haben. So, und das ist der Punkt, der mir eigentlich schon immer klar war, den ich aber nur bisher verdrängt habe. Offensichtlich will kein Mensch eine handgewebte Decke für 300,00 oder auch 200,00 Euro haben. Jedenfalls ist das jetzt mein Eindruck und deshalb schreibe ich diesen "Roman", um hoffentlich zu erfahren, wie es anderen Weberinnen (egal ob mit Werkstatt oder privat ohne klassische Ausbildung) ergeht. Gibt es überhaupt auf diesem modeorientierten Markt für Bekleidung und Wohntextilien eine Nachfrage für diese zeitlosen, langlebigen, schlichten "Kunstwerke" , sehen die Leute überhaupt noch das Besondere an diesen Produkten? Oder finden sie diese Objekte nur hausbacken und bieder (diese Ausdrücke wurden mir gegenüber etwas höflich ummantelt benutzt). Über Antworten, vielleicht auch Ratschläge würde ich mich sehr freuen. Sabine
WildeWebe (Manager) 28.04.2016 17:18
WildeWebe Liebe Sabine,
Mit diesem Problem kämpfen alle Weber, aber für mich hört sich dein Preis ganz vernünftig an. Gerade in den letzten Wochen habe ich das Gefühl, das sich Webereien wieder etwas besser verkaufen lassen, aber vielleicht war das bei mir auch gerade nur eine zufällige Häufung von Einkäufen und Aufträgen.
Meine Mäppchen zum Beispiel sind viel zu billig, ich weiß das. Viele Mäppchen aus maschinengewebten Stoffen kosten nicht mehr, aber ich bin leider nicht in der Lage, das einfach auszusitzen und einen höheren Preis zu fordern, weil ich irgendwie meine Werkstattmiete herein bekommen muß und festgestellt habe, daß ich sie zu dem Preis ganz gut verkaufe.
Meine Leinenschals habe ich früher mal für 48 € angeboten, inzwischen kosten sie 78,- € und werden dennoch gut gekauft, bei denen hat die Preiserhöhung im Absatz überhaupt keinen Unterschied gemacht und nachdem Leinen so extrem teuer geworden ist, werde ich den Preis vielleicht noch weiter hochsetzen müssen, mal sehen, was dann passiert.
Wolldecken habe ich schon für den von Dir angegebenen Pres verkauft. Ich erinnere es gerade nicht genau, aber ich glaube für 250 €. 1,50 m x 2,00 m.
Wenn Du in einer finanziell unabhängigeren Situation bist, als ich das bin, dann würde ich von den Preisen erstmal nicht abweichen. Aber ebay geht für Handgewebtes gar nicht. Zumindet ist das mein Eindruck, wenn ich auf Ebay mal handgewebt als Suchwort eingebe. Und bei Ebay Kleinanzeigen guckt nur ein kleiner Teil der Ebay Kunden, meist die die auf Schnäppchenjagd sind und in der Nähe wohnen. Das ist nicht dein Klientel !
Da hast Du mehr Chancen z.B. hier auf Dawanda. Sehr viel mehr Chancen. Oder auch auf etsy. Wenn Du mein Profil aufrufst, kannst Du die blaue Zahl hinter *Verkaufte Produkte* noch aufrufen. Ich bin in den letzten Jahren nicht so viel zum Weben und Einstellen gekommen, aber wenn Du von hinten anfängst, kannst Du sehen, daß ich auch durchaus hochpreisigere Artikel verkauft habe. Verliere nicht den Mut.
Märkte funktionieren für mich oft nur sehr mäßig, ich hatte viele Märkte, bei denen ich nur die Standgebühr rausbekommen habe. Allerdings dann im Laufe der Jahre auch die Märkte herausgefunden, die für mich funktionieren. Und anfangs habe ich viel im Bekannten und Freundeskreis verkauft. Da mußt Du Dich nicht scheuen, Geld für deine Arbeit zu nehmen, lade sie in die Werkstatt ein und sie werden verstehen, warum Handgewebtes teuer sein muß.
WildeWebe (Manager) 28.04.2016 17:34
Gundels-Webereien Hallo miteinander, eine Freundin (sie töpfert und malt) und ich gehen gerne gemeinsam zu Märkten oder veranstalten selbst ein Treffen im kleineren Kreis. In jedem Fall machen wir dann in unseren Freundes-und Bekanntenkreisen per Mail Werbung. Das hat sich durchaus bewährt. Gerade im Freundeskreis haben sich "Stammkunden" herauskristallisiert. Bei manchen Veranstaltungen biete ich dann auch noch Mitmachangebote an, die aber nicht aufwändig sein dürfen, weil ich ja Zeit für Verkaufsgespräche brauche. Ich fände es von Vorteil, wenn ich auch einige Artikel zu niedrigeren Preisen hätte - Kleinvieh macht auch Mist. Aber mir fehlt hier die zündende Idee. Letztes Jahr hatte ich Lavendelsäckchen, die gingen gut weg. Aber jetzt muss ich auf die nächste Lavendelernte warten. Nächstes Wochenende ist Mittelaltermarkt und ich bin sehr gespannt, was dabei rauskommt. Grüße Hildegund
Gundels-Webereien 28.04.2016 17:52
Sabine-Rosine Guten Morgen an alle, die mir so schnell geantwortet haben,
zunächst vielen Dank für die Kommentare auf meinen Artikel. Auch wenn ich von niemandem ein Patentrezept auf Knopfdruck erwarten kann, so ist es sicher hilfreich, sich einmal über diese Aspekte der Handweberei auszusprechen. Ich bin vor vielen Jahren einige Monate lang in das Kloster in Lüneburg gefahren,in dem im Erdgeschoss eine Handweberei untergebracht war. Herr Meier, ein Webmeister, hatte die Leitung und bildete Praktikantinnen aus, die dann ihre Gesellenprüfung in Sindelfingen gemacht haben. Ich war "nur" ein nicht ernstzunehmender Gast, der nach Auffassung der anderen niemals in der Lage sein würde, die Geheimnisse der Bindungslehre und die Technik des Kettschärens sowie des Aufbäumens und der komplexen Funktionsweise eines Kontermarschwebstuhles zu verstehen, ganz zu schweigen davon, dass dann ja auch noch Weavepoint auf den Markt kam - eine richtige Weberin braucht kein Computerprogramm - so war die Meinung. Diese Frauen haben z.T. ihre Werkstätten gegründet und dann habe ich sie nochmal in Webe Mit gesehen und dann vergingen die Jahre. Ich habe inzwischen gewebt und gewebt, die entsprechenden Kenntnisse kann man sich auch ohne Ausbildung aneignen und als ich einmal vom Webstuhl aufgeschaut habe, waren sie alle weg. Wo waren die Werkstätten, wo waren die Gewebe, es ist fast so, als wenn ein Zeitalter vom Erdboden verschluckt worden ist. Und zu den Zeiten in Lüneburg haben wir niemals über die Vermarktung gesprochen, vielleicht weil uns alles, was mit Profit zu tun hat, einfach abgestossen hat ... wir lebten ja in einer besonderen, anderen Welt. Mit bunten, selbstgefärben Wollsträngen, die im Garten hingen, dem Oberwebmeister, der im Sonnenschein an einem Spinnrad saß und dem Geräusch (Lärm!!) der Webstühle. Ich denke, dass meine momentane Trägheit eine logische Folge dieser damaligen Kurzsichtigkeit ist und ich ja eigentlich nur verkaufen möchte, um für mich und völlig frei etwas Neues zu weben. Und das ist ja eigentlich ziemlich selbstsüchtig, wenn ich an andere Frauen denke, die mit ihrer Webarbeit ein Einkommen erzielen müssen. Deshalb werde ich Deinen guten Rat, Antigone, auch annehmen, und es einmal mit dem Verkauf über DaWanda probieren - ich habe auch noch eine Patchworkweste und einen kleinen Quilt in den Ebay Kleinanzeigen, die könnten dann auch hier angeboten werden. Kleiner Scherz am Rande: Ich würde diese Sachen, auch Sets etc. innerhalb der Familie oder an Bekannte verschenken - wenn ich diesen damit eine Freude bereiten könnte. Aber meine Schwägerin steckt diese Teile gerne in die Waschmaschine ins Kochprogramm... und das tötet jegliche Lust am Verschenken ab. So, ich denke, dass ich jetzt erstmal einen kleinen Schritt in die genannte Richtung gehe und auch wieder mit dem Weben anfange. Und falls jemand mal einen webtechnischen Rat haben möchte oder etwas Material braucht (ich habe so viel, dass ich es im Leben nicht aufbrauche), würde ich gerne helfen - falls möglich, ich bin ja nur Hobbyweberin. Bis dahin liebe Grüße Sabine
Sabine-Rosine 29.04.2016 09:29
Esther-Mueller-123 Liebe Sabine, Mit Interesse habe ich Deinen Beitrage gelesen und mich in vielen Gedanken wieder gefunden. Meine webausbildung habe ich in Schweden gemacht, leider zügelten wir vor der Prüfung wieder weg und habe ich auch kein Papier. Zurück in der Schweiz habe ich genau das erlebt, der Neid, der einem von den Berufswebern entgegenschlägt. Ich konnt und kann damit nich viel anfangen. Ich verstehe es einfach nicht, auch wenn ich weiss, dass ich in einer besseren Situation bin und nicht vom Weben Leben muss.Ich versuche auch, meine Preise im rahmen zu halten und sicher nicht zu billig zu sein. Aber es ist ein steiniger Weg, wie Du auch festgestellt hast. Märkte funktionieren für mich schlecht, die Leute sehen einfach die Arbeit nicht. Ich habe begonnen meine gewebten Sachen mit Gestrickten und gehäkelten Kleinigkeiten zu kombinieren. Das geht gut und ich mache das auch gerne. Ich hatte eine schwere Krise und wollte alle meien Webstühle verkaufen, da ich plötzlich das Gefühl hatte, es sei alles so sinnlos. gottlob habe ich mir dann ernsthafte Gedanken gemacht und auch gemerkt, dass ich total überarbeitet war. Zeitgleich verlor ich die Freude an der Musik, die mich das ganze Leben begleitet hat mit viel Instrumentenspiel. Das war genug Warnung. Ich kam dann auch zum Schluss, dass ich das weben und machen muss, das für mich stimmt, ohne die Ansichten von anderen Personen. Ich hatte solche in meinem Umfeld, die immer wussten, was doch gut sei für mich. Ich lass mich nicht mehr davon abbringen und seither geht es besser. Wahrscheinlich wirke ich auch überzeugter von meiner Arbeit. Nun bin ich an einer HomPage und möchte vor allem kreativ tätig sein. Freue Dich an Deinen schönen handgemachten Textilien, die du mit viel Zeit hergestellt hast und sei stolz darauf, Sabine. Das können bei Weitem nicht Alle und es ist eine sinnvolle Tätigkeit, die Dir sicher gut tut. Ich glaube, dass man auch versuchen sollte, das Gefühl für Qualität wieder zu fördern und dort liegt vielleicht auch einen Sinn in unserer Tätigkeit. Der Preis für die Decken ist definitiv nicht zu hoch. Versuch es einfach weiter. Nun muss ich mich auch entschuldigen für meinen Erguss, vielleicht hilft es ein wenig. Melde Dich doch wieder, würde mich freuen. Der Austausch ist so wichtig. Liebe Grüsse Esther ( Hast Du eine eMail Adresse? )
Esther-Mueller-123 29.04.2016 15:05
WildeWebe Ihr Lieben,
Es gibt diese neidischen Weber, ich weiß. Und ich habe nie verstanden, warum manchmal mit solchem Dünkel argumentiert wird. Es gibt nicht nur eine Art zu weben, es gibt nicht nur einen Ort, an dem man es lernen kann und es gibt jede Menge hilfsbereiter Weber. Inzwischen hat sich doch in großen Teilen die Erkenntnis durchgesetzt, das nur alle zusammen was für das Gewerk tun können und hier in der Gruppe waren und sind alle Typen von Webern oder auch nur Webinteressierten, die vielleicht gar nicht selbst weben wollen, aber handgewebtes oder einfach altes Handwerk oder überhaupt Handwerke oder Selbstgemachtes im Allgemeinen mögen, willkommen. Ganz bewußt habe ich das hier als offene Gruppe angemeldet, damit jeder einfach dazu stoßen kann, ohne sich erst um die Aufnahme bewerben zu müssen oder auf eine Einladung zu warten. Deshalb würde ich mich sehr freuen, wenn ihr euch jetzt nicht in einen Schmollwinkel zurück zieht, sondern die Diskussion hier weiter führt, sie ist nämlich wichtig !!
Ich bin ja nun auch ausgebildete Weberin, sogar mit Meistertitel und mache das seit 30 Jahren, aber ich bin immer bereit jedem dazu Auskunft zu geben.
Ether hat vollkommen Recht, es ist nicht gut, sich von der Meinung anderer von dem abbringen zu lassen, was man möchte.
Es gibt halt auch unter den Webern solche und solche.
Antigone
WildeWebe (Manager) 29.04.2016 21:50
WildeWebe @Sabine-Rosine
Das Phänomen ist allüberall. In meiner Webklasse, ich hatte noch Blockunterricht in Sindelfingen waren 22 Schülerinnen und ein Schüler. Zwei davon haben nicht weben gelernt, sondern Webmustergestaltung, was ist das lange her. Den Ausbildungsbreruf des Webers gibt es ja seit einiger Zeit so nicht mehr, es ist mit anderen textilen Gewerken zusammengefasst und heißt jetzt textile Gestaltung, da sind auch die Stricker und Sticker, Posamentierer, Filzer und Klöppler mit einbegriffen. Diese Zusammenfassung ist ein Versuch der Innung die Ausbildung wieder attraktiver zu gestalten. Für mich ist es komisch, daß ich jetzt als Meisterin für textile Gestaltung geführt werde. Ich habe tatsächlich auch eine Ausbildung als Gestalterin im Handwerk, aber für mich waren bisher die Textilgestalter, die, die Textildesign studiert haben. Egal, die Hauptsache ist, das all diese textilen Berufe nicht ganz verloren gehen. Den Beruf des Webmustergestalters gibt es sicher schon viel länger nicht mehr.
Von den 21 Webern meiner Klasse haben viele nach der Ausbildung noch eine therapeutische Ausbildung gemacht und in der Therapie gearbeitet, aber auch die Werkstätten sind sehr viel weniger geworden, die in denen ich mal gearbeitet habe, existieren nicht mehr, es sei denn sie gehören zu anthroposophischen Schulen. Ich habe keine therapeutische Ausbildung hinterher gemacht, habe aber dennoch auch in dem Bereich gearbeitet. Wie viele von meinen Klassenkameraden noch wie lange weitergewebt haben, das kann ich nicht sagen, aber es waren ganz sicher nicht alle. Und nur wenige versuchen davon zu überleben.
WildeWebe (Manager) 29.04.2016 22:05
WildeWebe Sorry Esther, das fehlende s im ersten Post in deinem Namen ist keine Absicht ;)))
WildeWebe (Manager) 29.04.2016 22:06
Sabine-Rosine Guten Morgen Esther, Antigone und Hildegund,
die Freude über das Interesse an meinen Problemen und Eure Antworten haben mich jetzt schon so beeinflusst, dass ich meine, die verloren gegangene Begeisterung für das Weben wieder zu spüren. Unabhängig davon, ob diese Gewebe einen Marktwert haben oder "nur" ein Ausdruck meiner persönlichen Natur sind. Trotzdem reizt es mich, einmal die Reaktion der Konsumenten kennenzulernen, die offensichtlich für Produkte, die auch nicht zwingend zum Überleben notwendig sind, sehr viel Geld ausgeben, weil sie Freude an schönen Dingen haben, seien es nun Bilder, Bücher, Möbel und ausgefallene Kleidungsstücke, warum also nicht für diese Richtung von Kunsthandwerk? Ich habe neben dem Weben immer sehr viel genäht, meine Kleidung, Vorhänge, Kissen, eben alles, was zu einer Wohnungseinrichtung gehört. Habe dann auch mit dem Patchworken angefangen, weil eine Freundin aus der Lüneburger Zeit zu mir sagte, wenn du so gut nähen kannst, musst du das auch mal versuchen, das ist ein Rausch. So bin ich dann immer wieder dem Weben untreu geworden und habe schöne Stoffe gekauft - Westfalenstoffe, Marimekko, Almedahls, Klippan. Der Vergleich einer aus solchen Stoffen gefertigten Decke, Tasche oder Bluse mit den gleichen Teilen aus handgewebten Stoffen fällt auf den ersten Blick eindeutig zugunsten der Druckstoffe aus, zumindest sind das meine Empfindungen. Bei intensiverem Betrachten verändert sich allerdings die Wirkung. Die Druckstoffe haben eine oberflächliche Ausstrahlung, die gewebten ein gewisses Innenleben und eine zeitlose, zurückhaltende Schönheit, hinzu kommt noch das Empfinden beim Anfassen. Aber jede Art muss für sich bleiben, jedenfalls in einem Werkstück. In einem Raum dagegen passen handgewebte Kissen/Polsterbezüge hervorragend zu bedruckten Vorhängen. Das Gewebe muss nur irgendwie schlicht und graphisch sein, in klaren Farben ( wie es die Schweden so gut können). Also habe ich es mit Taqueté und Samitum versucht, große Motive sind möglich und es passt. Kein fertig gekaufter Stoff hätte diese Wirkung, wie ein 80x80 grosses Sofakissen mit einem Einzelmotiv in Taqueté Technik. Diese Technik wurde immer wieder im Vävmagasinet beschrieben und ich habe ein sehr schönes Buch von Gisela von Weisz, die tolle Taschen in dieser Technik gewebt hat, das meiste ist aus Stoffresten! Deshalb denke ich, wenn ein handgewebter Stoff den Vergleich mit einem schönen Druckstoff aufnehmen soll und diesen u.U. sogar in den Schatten stellt, muss er in dieser auffallenden Weise in Erscheinung treten. Wenn ich mich wieder an den Webstuhl setze, werde ich wohl diese zwar sehr zeitraubende, aber im Ergebnis beeindruckende Technik anwenden. Vielleicht läßt sich so ein Stück Stoff besser vermarkten, als ... nun ja ... ein Damastgewebe, weisse Kette, weisser Schuss. Auch sehr schön, aber die Menschen benutzen meistens nur noch Papierservietten. Durch mein PW-Interesse bin ich auf ein kleines Unternehmen in England gestossen - Oakshot o.s.ä -, die handgewebte Unistoffe in Leinenbindung sehr erfolgreich vertreiben. Das wäre eventuell auch eine Möglichkeit, eine Kette mit 3 oder 4 Farben ( gelb, rot, orange, beige), diese gestreift, aber jeder Farbabschnitt nur 20-30 cm breit. Dann alle möglichen Schussfarben, analog zur Kette oder auch uni und in dünner Baumwolle. Diese Bahnen könnten dann von den Patchworkerinnen verwendet werden. Und sie lassen sich dann auch problemlos mit kleingemusterten Druckstoffen kombinieren. Z.Bsp. Blaudruckstoffe mit einer o.g.Kette in weiss und beige Schattierungen. So, jetzt ist aber Schluss mit meinem Roman, aber Ihr seht, dass dieser kurze Austausch schon was Positives bei mir ausgelöst hat. Um zum Sachlichen zurückzukommen, wenn Ihr mal ein Buch benötigt, welches nicht mehr käuflich ist, oder vielleicht eine Patrone aus Weavepoint, würde ich mich freuen, wenn sich jemand bei mir meldet. Zu Esthers Frage wegen der eMail Adresse, ist diese nicht in diesem Forum hinterlegt? Ich habe mir das noch nicht genau angesehen, aber ist es klug, sie öffentlich bekanntzugeben? Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende und bedanke mich nochmals für die Aufmerksamkeit, liebe Grüße Sabine
Sabine-Rosine 30.04.2016 10:18
WildeWebe Sabine, wie spannend !
Ich freue mich über diesen Austausch. Ich habe Taqueté noch nicht gewebt. Ich müßte jetzt auch gucken, was das genau ist, aber Kuvikas habe ich bereits gewebt und angeboten. Gewebt habe ich es bei meiner begleitenden Meisterin während meiner Ausbildung zur Meisterin, da habe ich übrigens auch Damast gewebt, das wird einmalig in meinem Leben bleiben, weil ich an so einen Webstuhl vermutlich nie wieder dran komme und selbst wenn, wüßte ich nicht, wie ich ihn stellen sollte. Wenn Du diese Bindung liebst und ihre Gestaltungsmöglichkeiten, dann mach genau das ;)) Ich wäre da sowieso auch neugierig ;)))
Ich verstehe deine Überlegungen, glaube aber, das etwas ganz anderes entscheidend ist. Webe, wozu du stehen kannst !
Ich glaube, ich bin sehr geprägt davon, daß mein erster Weblehrer nur auf vier Schäften webte, nur Rosengang, aber dann ganz vielfarbige Kette und zwar keine erkennbaren Streifen, sondern so, wie in den meisten meiner Leinenschals, die Anregung geht nach wie vor auf Hugh Gray zurück. http://s31.dawandastatic.com/Message3/97...0663418-745.jpg
Da ich nie viel Geld hatte und mir meine Werkstatt, inklusive Garne über Jahre stückchenweise zusammentragen mußte, mein Platzangebot sehr gering ist, ich habe zwei Webstühle, aber von denen stand aus Platzgründen bisher nie mehr als einer und der hat nur vier Schäfte und einen Rollenzug, dennoch habe ich jetzt in 6 Jahren 300 Verkäufe, mußte ich mich auf einfachere Techniken beschränken. Gerade hat eine Kundin eine Decke und zwei Kissenhüllen bei mir abgeholt und sie war so angetan, daß es ihr die Sprache verschlug. Als sie die Textilien zu Hause an ihren Platz gebracht hatte, rief sie noch mal an ;)), weil sie so begeistert ist. Während sie mit mir die Gestaltung besprach, flossen mehrmals Tränen, weil sie sich diese Textilien von einem Schmerzensgeld leistete und damit alte Geschichten wieder hoch kamen. So tragen meine Gewebe mit zum Heilungsprozess (psychisch, die körperlichen Probleme hat sie gemeistert) bei. Und ich glaube, darauf kommt es an. Emotionalität. Emotionen werden natürlich immer von anderen Dingen ausgelöst, deshalb vermute ich, das alles, was authentisch gewebt ist, eine Chance hat.
Ich habe einmal bei Patchworkern mit ausgestellt, da gab es leider überhaupt kein Interesse, ich bin einfach ignoriert worden, man ging zügig an mir und meinen Textilien vorbei. Für Dich aber könnte das anders sein, weil Du anders denkst und fühlst, wie ich, und wenn Dir Patchwork liegt und Du Lust hast für Patchwork zu arbeiten, dann kannst Du das auch ganz anders rüber bringen, wie ich.
Meine Kissen verkaufen sich super. Vor allem in natura. Sie verkaufen sich so gut, daß sie hier auf DaWanda selten auftauchen, weil sie vorher schon weg sind. Wenn ich meine Kissen aber in Kommission gebe, verkaufe ich 1 im halben Jahr und das obwohl sich die Ladeninhaber alle Mühe geben, sie wunderschön dekorieren und ins Fenster stellen.
Am besten verkaufen sich Schals. Ich wollte ursprünglich überhaupt keine Schals herstellen, weil die irgendwie jeder Weber hat und ich meinte, der Markt sei längst gesättigt, aber ich habe es dann auf wiederholten Kundenwunsch begonnen und ich könnte nicht mehr ohne.
Übrigens kann man Damast auch mehrfarbig gestalten. Es muß ja nicht Ton in Ton sein. Wenn ich es hinkriege, photographiere ich mal die Ausmusterung (der Beweiß, das ich mit meinem Entwurf mehr anfangen kann, als nur das im Meisterstück gezeigte) meines Meisterstücks, das hat eine Kett- und eine Schußfarbe. Blau und naturweiß. Und mir fällt der Name des Künstlers gerade nicht ein, aber der macht ganz bunte Ketten und schießt sie dann in schwarz. Auch in Damast. Das Herausragende an Damast ist doch, daß ich so frei, wie sonst nirgendwo meine Bindungskästchen verschieben kann, ich meine damit die Einheit von 4 x 4 Fäden und so verteilen kann, wie ich möchte. Du hast allerdings Recht, die Textilien müssen irgendwie auffallen, sonst gehen sie unter. Ich war super skeptisch, als ich begann Handgewebtes übers Internet zu verkaufen. Ich habe nicht dran geglaubt. Weil die Haptik nicht übermittelbar ist und war dann sehr überrascht, daß ich schon im ersten Jahr so viel verkauft habe, wie an 10 Markttagen, nur mit viel weniger Aufwand und Kosten.
Ach, und nein, wir kenne deine email nicht. Die emails mit Benachrichtigungen über dieses Forum werden automatisch versandt. Aber du kannst Esther eine PN schicken. Gehe dazu in *mein DaWanda* - *meine Nachrichten* *Nachricht verfassen*. Adresse ist der Mitglieds- oder Shopname, das was hier auch in Blau unter dem Post erscheint. Bei Dir wäre es Sabine-Rosine. Und das ist dann Privat. DaWanda könnte es lesen, da hätten sie aber viel zu tun, dafür gibt es keine Veranlassung und natürlich könnt ihr dort auch im geschützten Rahmen eure email Adressen austauschen.
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WildeWebe (Manager) 30.04.2016 15:43
Sabine-Rosine Hallo Antigone, ich finde es auch sehr schön, dass ich mit Dir jemanden getroffen habe,die sich für diese Ausnahmegewebe interessiert. Ich habe zu der Lüneburger Zeit schon angefangen, das Geheimnis dieser Bindungen zu lüften, aber die anderen Frauen haben immer abgeblockt und sind brav Herrn Meyers ( schreibt sich mit y, habe nochmal nachgesehen) Vorschlägen - Gerstenkorn und Rosengang gefolgt. Natürlich sind diese Gewebe ebenso schön, es kommt nur auf den Verwendungszweck an. Z.Bsp. für Handtücher ist Taqueté im Ganzen nicht geeignet, höchstens als Bordüre. Ich hatte zu der Zeit einfach die Lust, andere Bindungen kennenzulernen, zu sehen, ob ich überhaupt in der Lage bin, die Logik zu begreifen und wenn dieses dann klappte, zu sehen, was für ein Gewebe dabei herauskommt. So, also Taqueté ist eigentlich Kuvikas, oder auch Summer & Winter. Bei den Amerikanern waren diese Bindungen schon vor 100 Jahren bekannt und beliebt. Im" A Handweaver's Pattern Book" v. M.P Davison kommen diese in Variationen mit wunderschönen, großflächigen Mustern vor (sehr geeignet für Bettüberwürfe) und alle auf 4 Schäften zu weben. Kuvikas und Summer & Winter werden ja mit "Tabby"nach jedem Musterschuß gewebt. Taqueté hingegen, der so wie auch Kuvikas eine Grundkette auf 1 und 2 hat und eine Musterkette auf den übrigen Schäften, wird dann ohne Tabby gewebt, so dass 2 oder 3 Farben ganz rein nebeneinanderliegen und man von den Bindekettfäden nichts sieht . Diese bewirken nur, dass die in dem jeweiligen Feld nicht erwünschte Farbe sozusagen gem Musterentwurf unterdrückt - weggedrückt wird. Und das gefällt mir besser , zumindest für einige Gewebe, die ruhig etwas kräftig werden sollen (Sets, Läufer und auch Kissenbezüge), als jetzt Damast, wo ja immer die Kette bzw. der Schuß durchschimmert - dies sieht allerdings im Resultat wiederum feiner und eleganter aus. Beim Taqueté wird also immer Schaft 1 mit den entsprechenden Musterschäften - sagen wir 3 und 6 gehoben und schwarz erscheint auf 4 und 5, den Schäften die unten sind und deren Fäden vom Schwarz überlagert werden können, nur von den Bindekettfäden gehalten, das musst Du aber vorher in einem Erscheinungsbild festlegen - dafür ist Weavepoint ganz toll. So, als nächstes hebst Du Schaft 1 mit den Schäften, wo Weiß obenliegen soll (neben dem zuvor gewebten Schwarz), hier Schaft 3, der wird gesenkt und 4,5 und 6 bleiben oben, d.h. Weiß verschwindet nach unten - faszinierend!. Als nächstes Rot neben den schon gewebten Reihen mit Scharz und Weiß und dann bleibt ja nur noch Schaft 6 zu senken und Schäfte 3,4,5 , die ja schon zuvor mit Scharz und Weiß gewebt haben bleiben oben, also Hebung. Zusammenfassend: Immer wo die gewünschte Farbe erscheinen soll, muß man den Schaft senken und durch die gleichzeitige Hebung der übrigen Schäfte verschwindet diese Farbe/Schuß auf die Rückseite (die sieht nachher auch sehr interessant aus). Diese ganze Prozedur wird dann nochmal mit Schaft 2 wiederholt, wegen der Grundbindung und dann kommen die übrigen Musterungsmöglichkeiten, abhängig von der Schaftzahl (ich habe es mit 12 gemacht) an die Reihe. Weil aber z.Bsp. schon bei den o.g. 6 Schäften 24 oder mehr Trittkombinationen möglich sind und man möchte sie ja auch gerne ausschöpfen, wird jetzt folgendes gemacht: Nur 1 und 2 werden beim Kontermarsch wie üblich verbunden, die Musterschäfte sind auch untereinander verbunden, aber nicht mit 1 und 2, weil man mit einem Fuss den 1 und dem anderen Fuss den jeweiligen Musterstritt betätigt und das geht ja nur, wenn sie nicht untereinander blockieren. Sehr schön ist das auch bei Erika Arndt, S. 263 beschrieben, hier Kuvikas, ohne Leinenbindungsschuss ist es Taqueté. Samitum wird lediglich als dreischäftiger Köper gewebt, was noch schöner aussieht, als Taqueté, der ja leinenbindig ist. Die gewebten Farben liegen durch die relativ lockere Ketteinstellung und einen festen Anschlag nebeneinander und man kann dann z.Bsp. ein Quadrat/Rechteck in Rot, einen Rahmen in Schwarz und das auf einem weißen/beigen Hintergrund weben. So natrlos, wie das nachher aussieht, kann kein PW-Muster genäht werden. Das Ganze nennt sich auch ganz profan weft-faced compound tabby oder schußverstärktes Gewebe mit Warenaustausch. Es ist also kein Doppelgewebe, weil nur 1 Kette, die den Grund webt. Das ganze ginge auch als echtes Doppelgewebe - auch viel feiner - aber das würde wohl die Kapazität eines Handwebstuhls überfordern. Das geht auch auf einem Damastwebstuhl, dann muß man für jeden Musterschuss die entsprechenden Musterschäfte ziehen, kann dann aber wirklich unendlich mustern. Das wird wohl auch mein nächstes Projekt auf dem Öxabäck. Ach du liebe Zeit, jetzt habe ich schon wieder so viel geschrieben, aber vielleicht bekommst Du ja Spass an dieser Technik - gerade wenn Du auch Decken und Kissenhüllen verkaufst. Die Gisela von Weisz hat auf S. 51 eine Decke/Matte vorgestellt, in der 5 Farben als Blöcke nebeneinander sind - toll, bestimmt auch schön für einen Teppich und dann als Stoffrestverwertung! Entschuldige, dass ich jetzt so viel geschrieben habe, aber Deine abgebildeten Gewebe gefallen mir sehr gut, vor allen Dingen sehen sie so ordentlich und akkurat aus. Das ist meine Schwäche, die ich keine Ausbildung hatte. Die ausgebildeten Weberinnen haben akkurate Gewebe mit einmalig schönen Webkanten, meine hingegen sind ganz schrecklich, um nicht zu sagen schlampig. Aber weil mir ja keiner auf die Finger gesehen hat, ist da jetzt wohl nichts mehr dran zu ändern - nur bei Schals kann ich die Kanten ja nicht einfach in einem Saum verstecken - also wären solche Accessoires für mich nicht so günstig. Zum Schluß fällt mir jetzt noch der von Dir erwähnte Damastwebstuhl , den Du nicht hast, ein. Ich hätte Dir meinen glatt geschenkt - ein Glimakra mit Aufsatz von 20 Musterschäften und Verlängerung (es geht aber auch sehr gut ohne). Als wir für 2 Jahre in der Nähe von Lindau gewohnt haben, wollte ich in unser neues Zuhause nur 2 mitnehmen, den Öxabäck und den Lervad und habe meinen Glimakra wie sauer Bier den Nachbarinnen angeboten - ich dachte immer, dass die Süddeutschen sich mehr für das Weben interessieren, als wir im Norden. Keiner wollte ihn auch nur geschenkt haben und da haben wir aus lauter Jux eine Anzeige aufgegeben. Zwei Tage später wurde er von einem Ehepaar aus Augsburg abgeholt, sogar Geld habe ich noch dafür bekommen! Ja schade, neulich habe ich meinen Bandwebstuhl nach Süddeutschland verkauft, hier im Forum hätte er bestimmt auch Liebhaberinnen gefunden. Aber jetzt ist es zu spät und ist endgültig Schluß mit diesem Beitrag, sonst bekomme ich noch eine Beschwerde! Also viele liebe Grüße, Sabine
Sabine-Rosine 02.05.2016 10:37
WildeWebe keine Beschwerde, sondern ein Kompliment.
Du kannst wunderbar erklären ;)) Na klar, hab ich vieles davon bei anderen Bindungen schon mal gehört, dennoch ist mir aufgefallen, daß ich deine Ausführungen flüssig gelesen und sofort verstanden habe.
Summer and Winter ist übrigens, zumindest im Amerikanischen, ein Sammelbegriff für viele Bindungen, die alle gemeinsam haben, daß sie mit Kett- und Schußseitigen Effekten arbeiten.
ist vielleicht ganz gut, daß du deinen Damastwebstuhl schon weggeben hast ;))) Er hatte mich ganz schön in Schwierigkeiten gebracht, weil ich ihn ganz sicher hätte haben wollen, aber doch weder Platz noch Geld dafür gehabt hätte, zumindest zur Zeit nicht. Ich habe meine kleine Werkstatt, aber wohne bei meiner 89 jährigen Mutter, um sie zu unterstützen. Mein Kram lagert im zweiten Raum der Werkstatt und bei meiner Mutter im Keller.
Als ich meine Gesellenprüfung gemacht hatte, wollte ich auch unbedingt mit mehr Schäften arbeiten. Ich mag die vielschäftigen Gewebe sehr. Aber die Gelegenheit ergab sich nicht und so habe ich mich mittlerweile mehr auf Farben und Strukturen eingewebt, als auf aufwändige Bindungen. Ich hätte um ein Haar auch mal einen Webstuhl mit Schaftmaschine geschenkt bekommen, er sollte aus der Ausbildungswerkstatt der Textildesigner in Hannover raus. Ich hatte die Zusage schon, aber dann bekam ihn doch eine Studentin. Ich war dort nur für wenige Wochen und durfte an einem Computer gestützten Webstuhl arbeiten. Das war toll und hat meinen Horizont sehr erweitert.
Das Buch von Gisela von Weisz kenne ich nicht, habe gerade versucht es bei amazon zu finden, aber ohne Erfolg, kannst Du mal mehr Daten zu dem Buch schicken ?
Übrigens tüftele ich gerade an einer Rekonstruktion eines Wischmopps aus den 40er 50er Jahren. Bisher noch rein theoretisch. Es ist ein Schlingenstoff und die Schlingen werden von der Kette gebildet. Das Material ist sehr dick. Es gibt glatt laufende Kettfäden dieses dicken Material, die Kettfäden aus dem selben Material die Schlingen bilden und auch noch eine Grundkette aus mehrfach gezwirnter Baumwolle, wie man sie auch für Teppiche nutzt. Ich vermute ich werde es umdrehen müssen und den Schuß in Schlingen legen müssen, denn sonst bräuchte ich zwei Kettbäume und zusätzlich aufgehängte bremsbare Spulen, wie man sie auch für Cord und Samtbindungen nutzen kann, Was natürlich auch Schlingengewebe ist. Oder mache ich da einen Denkfehler ? Ich werde mich mal mit einer Weberfreundin austauschen, die gerade einen Cordworkshop gemacht hat, Bin gespannt, was sie dabei herausgefunden haben.
Übrigens kannst Du hier in den Thread Photos stellen, in dem du dir selbst eine PN (persönliche Nachricht) schreibst. Das geht auch über *meine Nachrichten*. Du schreibst einfach deinen eigenen Account in die Adresse. Dann rufst Du diese Nachricht auf und klickst das Photo an, das daraufhin vergrößert wird. Die neu erschienene Adresse, die des Photos kopierst Du mit Strg C und fügst sie hier ein mit Strg V. Ich mache mir dazu immer ein paralleles Fenster auf. Nachdem Du das Photo aufgerufen hast, kommst Du mir der Zurücktaste wieder in deinen Account. Anfangs habe ich immer geschlossen, aber es ist kein eigener link und dann bist du erst mal draußen aus DaWanda. Mich würden Photos von deinen Geweben sehr interessieren.
Und : es gibt viele ausgebildete Weber, die weniger ausprobieren, als Du.
Sabine-Rosine Hallo Antigone, zunächst eine Korrektur, ich schrieb, dass es sich bei Kuvikas etc. um ein Gewebe mit einem Kettsystem und 2 Schußsystemen handelt. Das ist falsch, es fiel mir eine Stunde später ein, aber ich wollte nicht nochmal an den PC. Es sind 2 Ketten und 1 Schuß, der mit der Bindekette bzw. der Musterkette webt. Nur der guten Ordnung halber, falls jemand meine Ausführungen ganz genau liest und das könnte irreführend sein. Der Mopp ist toll, so einen habe ich bis vor einem Jahr - geerbt von meiner Mutter - sogar benutzt, die Schlingen habe ich aufgeschnitten, um die Staubflusen besser auskämmen zu können. Es ging aber auch nicht gut, so habe ich ihn schweren Herzens weggeworfen. Allerdings haben wir uns in Hergensweiler (Aufenthalt in Süddeutschland) einen ähnlichen Mopp wieder kaufen müssen. Wir waren verpflichtet, in dem gemieteten Haus den Holzfussboden zu ölen und haben das mit so einem Teil gemacht, allerdings war es ein finnisches Produkt mit viel längere Schlingen. Zu der Gewebetechnik habe ich gleich nachgesehen. Ich glaube, dass es sich um ein s.g. "Loom Controlled Pile Weave" handelt, Diesen Begriff habe ich aus Peter Collingwood und einem anderen amerikanischen Webbuch. Weiterhin heißt es "Corduroy", also Cord in unserem Verständnis. Du bist mit Deinen Überlegungen auch auf der richtigen Fährte. Es gibt einmal Kettpiles und zum anderen Schußschlingen, die ja beim Teppich aufgeschnitten werden, weil sie den Flor bilden. Und Du hast Recht, bei dem Kettcord braucht man zwei Ketten, also einen 2. Kettbaum, oder hängt die 2. hinten mit einem Gewicht über Tisch oder Stuhl, habe ich auch schon gemacht, bevor ich einen 2. Kettbaum hatte. Üblich ist aber wohl die Schussvariante. Es heißt, dass 2 Pile-Picks zu einem Groundpick kommen. Die Pilepicks bilden die Flottierungen , der Leinwandschuß bindet alles ab, deshalb die -und auch notwendige - feste Grundstruktur. Der Einzug (je nach Länge der gewünschten Flottierengen, evtl. müßten sie mit dem Finger noch mehr herausgezogen werden), geht über 3-4,3-4ff., usw., gewünschte Länge der Schlaufe. Für den Grund Schaft 1, Schaft 2, dann wieder die Flottierung, dann wieder 1und 2. Verschnürung und Tretweise:1. Tritt, Schaft 1 Hebung - treten = Flottierung, 2 Tritt, Schaft 2 Hebung treten, = Flottierung, 3. Tritt 1 und 3 Hebung = hier ist die1/2 Leinenbindung, dann wieder die beiden o.g. Mustertritte, dann 2.Rest- Leinenbindung auf dem 4. Tritt mit 2 und 4 Hebung. Ist eigentlich eine einfache Bindung, ich würde sie auch gerne einmal weben, aber dann ganz dicht und die Schhlingen aufschneiden - was man nach P. Collingwood während des Webens wegen der Spannung machen muss. Ich hoffe, dass ich Dir ein wenig weiterhelfen konnte,(ob meine Interpretation korrekt ist, kann ich natürlich nicht garantieren), ich eigne mir ja alles Wissen aus Büchern an - übrigens ist das Lesen meine allergrößte Leidenschaft. Ich schreib Dir mal die Daten zum dem Buch v. Gisela von Weisz auf: ISBN 91-631-5033-6, erschienen 2004. Da ich leider alle Unterlagen vor unseren Umzügen weggeworfen habe, weiss ich nicht mehr so genau, wo ich es bestellt habe. Ich meine allerdings, dass es Swedenform, Frau Meyer in Dornstadt war,die kennst Du bestimmt, sie hatte mir dieses Buch auch empfohlen. Vielleicht hat sie ja noch Restbestände, falls es nicht mehr aufgelegt wurde. Zu Deinem Vorschlag, meine Gewebe einmal abzubilden folgendes: In dieser "computertechnischen" Hinsicht bin ich leider ziemlich unbeholfen, es interessierte mich auch nie so. Ich habe aber schon meinen Mann darauf angesprochen, ob es dies und das fotografiert und mir dann behilflich beim - wie sagt man - hochladen? - ist. Nur darf ich ihn nicht drängen, mein "Webfimmel" ist für ihn manchmal recht lästig (und ich hatte gedacht, er fängt nach dem Berufsleben auch damit an, wie das Ehepaar aus Augsburg). In früheren Zeiten haben doch auch fast ausschließlich Männer gewebt, die Frauen mußten spinnen und das Material vorbereiten, aber gut, er sammelt lieber Modellautos. Also, ich hoffe, in den nächsten Wochen meine Gewebe mal zeigen zu können. Bis dahin liebe Grüße Sabine
Sabine-Rosine 03.05.2016 10:32
WildeWebe Hat das Buch auch einen Titel ??? Über Isbn habe ich es jetzt bei amazon nicht gefunden.
Ich lese auch gerne und viel und auch englischsprachige Fachliteratur, merke aber das ich in den letzten Jahren mehr zum Anlesen und ins Regal stellen übergegangen bin, ich weiß dann, wo etwas steht ;))
Deine Überlegungen zu den Schußschlingen sind spannend. Allerdings glaube ist, daß diese Mopps anders gemacht wurden, weil die Rückseite ganz glatt ist, das was Du beschreibst, kennt man ja auch von der Honigwabe, wenn die Flottierungen lang sind, wie auch bei Overschottbindungen ect., dann könnte man diese nach dem Weben aufschneiden, dann hätte man auch eine Struktur, aber eine mit offenen Enden. Und ganz klar ist, das man sie tatsächlich auch aufschneiden müßte, weil die Spannung sonnst zu groß wird. Ich möchte die Schlingen aber erhalten und denke deshalb an zusätzliches Schußmaterial für die Schlingen, also z.b. einfach durch Herausziehen. Ich werde vermutlich einfach einen Versuch starten.
Herausziehen wäre über Kette natürlich viel einfacher. Meßstab einlegen, anschlagen, LW Schuß drüber, Meßstab entfernen. Über Kette bräuchte ich eben noch mehr als einen zweiten Kettbaum. Einen Kettbaum für die Grundkette in dickem Garn, einen Kettbaum für die Grundkette in dem Struktur gebenden dünneren Teppichkettgarn und eine Möglichkeit mit dem dicken Garn Schlaufen zu ziehen. Eventuell haben die Hersteller des Mopps beide Grundketten auf einem Baum gehabt, denn beide Systeme sind aus Baumwolle und auch wenn das eine dick und das andere dünn ist, haben sie vielleicht doch einen ähnlichen Einsprung. Ich möchte aber das dicke Garn aus Teppichwolle einsetzen. aber nicht Wolle als Strukturkette.
Deshalb glaube ich tatsächlich, daß die Mopps eber mit zusätzlicher mechanischer Hilfe gewebt wurden, als nur mit Bindung. Weißt Du, wie ein Samt gemacht wird ? Die Fäden, die die Schlingen für den Samt bilden, sind auf einem Gatter hinter dem Webstuhl auf Spulen. die unabhängig voneinander ablaufen können, angeordnet. Der Weber legt bei jedem Musterschuß einen Stab mit ein und schlägt diesen auch mit an. Durch die elastische Kettspannung kann der Stab auf das Gewebe geschoben werden. Zwischen den Musterschüssen natürlich auch hier Leinwandbindung. Nach ca. 6 eingewebten Stäben zieht der Weber die Stäbe von nahe dem vorderen Streichbaum wieder raus und legt sie am Anschlag wieder an. Meist schneidet der Weber schon während des Webprozesses nach Vorlagen die Schlingen teilweise auf. Dadurch entstehen die Muster. Die Lichtbrechung unterscheidet sich, je nachdem, ob das Licht auf offene oder geschlossene Schlaufen fällt.
Dieses System der Spulengatter mit einzeln ablaufenden Spulen wurde ich der Industrie viel eingesetzt, z.B. auch bei Stoffen mit Kettlancierungen, es erhöht die Mustervielfalt enorm, weil jeder Kettfaden so viel oder so wenig abgebunden werden kann, wie das Muster es vorgibt, ohne das Spannungsschwierigkeiten in der Kette entstehen.
Ich glaube für meinen Schlingenstoff kann ich zusammenfassen : Entweder wirklich aufwändiges Einrichten, Zwei Kettbäume und frei laufende Spulen, einfaches Weben oder ganz einfaches Einrichten, nur das Teppichgettgarn auf einem Kettbaum, etwas umständliches Weben mit Grundschuß dicke Wolle, Musterschuß dicke Wolle und alternierend Teppichkettgarn zur Fixierung. Im Musterschuß müßten die Schlingen auf die Gewünscht Länge gezogen werden.
WildeWebe (Manager) 03.05.2016 12:27
Sabine-Rosine Hallo Antigone, leider habe ich ein bisschen Pech, ich hatte soeben eine Nachricht verfasst, dann die Anleitung für das Einstellen von Photos verfolgt. Das mit den JPG Bildern - es waren Patronen - hat nicht geklappt, und als ich zurückkam, war mein Text weg. Also nochmal: Das Buch hat den Titel Skaftväxling det enkla sättet att Väva Mönster taqueté, samitum und liseré. Alles Schwedisch, aber man kann es auch bei Nichtkenntnis der Sprache gut nachvollziehen. So, nun sehe ich beim Durchblättern, dass Liseré ein Erscheinungsbild hat, was evtl. Deinen Plänen nützlich sein könnte. Wenn Du das Buch nicht mehr bekommst, könnte ich die entsprechenden Seiten auch abscannen und Dir schicken. Was mir noch einfiel zu der Mopptechnik - könnte es evtl. auch Rya auf einem LB Grund sein? Die Webtechnik des Samtherstellens (Velvet /Velveteen) habe ich mir auch angesehen. Allerdings ist mir dieses Thema erstaunlicherweise doch etwas zu kompliziert, aber vielleicht werde ich hoffentlich bald meine "Webauffassungsgabe" etwas steigern. Bis dann, Sabine
Sabine-Rosine 03.05.2016 18:29
WildeWebe Hallo Sabine,
Mir Rya auf Leinwandbindung ließe sich das ganze sehr ähnlich nachbilden. Das ist mir auch aufgefallen, aber der Mopp selbst ist eindeutig nicht in Knüpftechnik hergestellt.
Ich werd mal nach dem Titel googeln.
Du hast doch eine sehr gute technische Auffassung fürs Weben. Neu ist immer mal was. Auch für mich. Ich habe in der Vorbereitungszeit für die Meisterprüfung sehr viele Bücher, die man nicht photokopieren oder ausleihen durfte, weil sie mehr als 100 Jahre alt waren, an der Universität Hannover gelesen. Und oft gedacht : Davon habe ich keine Vorstellung..... Das Weben ist so ein großer Bereich, ich glaube nicht, daß man in einem Leben alles erfassen könnte, selbst dann nicht, wenn man gar nichts anderes täte. Deshalb bleibt es immer spannend.
Antigone
Kannst Du mir skaftväxling übersetzen ? Hat das was mit Schaftwechseln zu tun, wie bei Collingwood ?
Ich glaube aber, das ich versuchen will, mich so dem Problem zu nähern. bei den Kreativchaoten ist der Wischmopp gerade Thema. http://de.dawanda.com/topic/23/13685743. So bin ich drauf gekommen. In drei Wochen soll das Thema gewechselt werden ;)). Ich beschäftige mich jetzt schon eine Weile damit und werde mal Versuche starten.
Webbücher interessieren mich halt immer, vor allem wenn sie bis zur Hälfte des 20. Jahrunderts erschienen sind. Wenn ich in Weberkreisen mal erwähnt habe, daß ich Forschung für sehr lohnenswert halte, wurde da meist mit leichtem Unverständnis, manchmal auch der Einschätzung, daß das ja nichts sein kann oder auch *Ach, nein, mich interessieren die Neuveröffentlichungen* drauf reagiert, aber einige habe ich auch schon anstecken können ;))
Sabine-Rosine Hallo Antigone, ja, Skaftväxling ist shaft switching , nur anders eingerichtet als bei Collingwood, der ja nach der Probierphase einen speziellen Webstuhl für diese Technik entworfen hat. G.v.Weisz macht das mit geringem finanziellen Aufwand mit einigen Teilen u.a. aus dem Baumarkt und es ist bestimmt toll. Allerdings habe ich meinen Webstuhl nicht in dieser Weise umgerüstet, sondern nachdem ich einige Meter ohne Schaftwechsel mit dem zuvor eingerichteten Mustereinzug gearbeitet habe und das ist ja auch schon eine unendliche Geschichte, habe ich die Litzen von einem Schaft auf den anderen gehängt auf eine ziemlich wacklige Art. Also oben eine Metallleiste zu der sich noch an Ort und Stelle befindlichen Schaftleiste geschoben und festgeklebt, unten die Damastgewichte (für jede Litze eins - die U-förmigen) und dann erst dieses zu dem gewünschen Schaft transportiert und dort wieder angebunden. Es ist ja schon einige Jahre her, aber ich meine, ich hätte es so gemacht. Es war eine schreckliche Fummelei, aber .... ich konnte ein anderes Muster weben. Von diesem und den anderen Geweben habe ich heute Photos gemacht, wir wollen sie heute noch ein bisschen sortieren - es ist eine ganze Menge. Es kann also noch ein paar Tage dauern,wenn Du interessiert bist, schicke ich Dir gerne Aufnahmen. Ich habe gestern nochmals die Vorgehensweise mit dem Kopieren und Einfügen getestet, ich glaube, nun müßte es klappen. Vor lauter Begeisterung habe ich alles Mögliche aufgenommen, soll ich Dir die Bilder nach und nach schicken, oder nur ein paar ? Du kannst mir ja kurz Bescheid geben. Kennst Du übrigens das Handweaving.net, da habe ich mir vor 10 Jahren allen Ernstes alle möglichen Patronen heruntergeladen, hunderte müssen es wohl sein und div CD's dort bestellt, auf denen historische Bücher, z.Bsp. Luther Hooper, Johann Michael Kirschbaum, Posselt, Christian Morath, Frickinger mit wunderbaren Mustern (25 /30schäftige Muster, unglaublich!) abgespeichert sind. Und dann habe ich mir noch das Buch von einem G.H. Oelsner mit CD auf der Tausende von Patronen im WIF-Format gespeichert sind.Eine davon habe ich für Vorhänge genommen, so eine Bindung hatte ich noch nie in unseren Büchern gefunden Ein Doppelgewebe, in der die Kettfäden des unteren Gewebes ein Muster auf dem oberen Gewebe bilden und die Schussfäden des oberen Gewebes ein Muster auf dem unteren Gewebe. Aber, wenn ich mir heute meine Aufzeichnungen ansehe, frage ich mich, wie ich das überhaupt bewältigt habe. Ich denke, dass die einfacheren Bindungen mit entsprechend schönen Garnen auch mehr Spass beim Weben bringen, z.Bsp. würde ich auch gerne mal Opphämta probieren. So, also Du schreibst mir wegen der Bilder und ich werde jetzt in den nächsten Tagen/Wochen erst mal meine Nähprojekte abarbeiten, ich habe jetzt mit Taschen und Behältern angefangen, auf die Art und Weise spar ich in der Küche so manche Schublade. Bis dahin liebe Grüße Sabine
Sabine-Rosine 04.05.2016 19:24
WildeWebe Moin Sabine,
Natürlich interessieren mich deine Bilder und gerne auch alle ;)) Sie hier zu posten ist natürlich sehr aufwändig vor allem, weil DaWanda dir nach dem dritten Losschicken sagt, Du müßtest ein Captcha eingeben, eine wackelige Nummer, die du entziffern mußt. Deshalb fänd ich 3 er Gruppen sehr sinnvoll und dann können wir uns darüber austauschen. Das fänd ich am allertollsten. Und super gerne hier in der Gruppe. Die wirkt oft so tot und ich habe mich hier manches Mal schon als Alleinunterhalter gefühlt....
Gerade wird wieder mehr gepostet, Vielen Dank an Alle, die hier mitschreiben,
ich war sogar schon mal so frustriert, daß ich die Gruppe schließen wollte. Aber da kamen dann ziemlich viele Rückmeldungen, daß es mehr Mitleser, als Mitschreiber gibt
Ihr dürft euch alle gerne einklinken !! Herzlich willkommen und nur zu !
Ich habe Schaftswitching noch nie probiert. Ich weiß, daß Andreas Möller eine Litze entworfen hat und sie sich patentieren ließ, die man nachträglich einhängen kann, sie kann geöffnet werden oben und unten, wo sie am Schaft sitzt, ich weiß aber leider nicht, ob sie irgendwo erhältlich ist, die würde das dann sehr vereinfachen. Aber wenn Du da Interesse dran hast, wende dich einfach an ihn selbst. Es ist ein sehr erfinderischer und kommunikativer Weber, der viele Tricks zum effizienteren Weben entwickelt hat und der sein Wissen weitergibt. Mittlerweile in Kursen, aber er beantwortet eine Frage nach seinen Litzen sicher auch so. Ich habe ihn übrigens beim Zugfahren kennengelernt, er fiel mir auf, weil er einen gewebten Pullover mit Farbverflechtungen trug und wir saßen in einem Abteil, danach sind wir uns immer mal wieder über den Weg gelaufen.
Handweaving.net hat die Bücher aus der Bücherei von http://www.cs.arizona.edu/patterns/weaving/books.html übernommen. Der Sammler, dessen Namen mir gerade nicht mehr einfällt, war ein Physiker und Informatiker der Universität. Er hat all diese tausende von Werken, Bücher, Zeitschriften, Artikel zusammengetragen. Ich hatte Kontakt zu ihm, weil ich einige Werke, die ich noch photokopieren durfte aus der Zeit meiner Vorbereitung auf die Meisterprüfung, hinzufügen wollte, deutschsprachige Werke sind naturgemäß nicht so stark vertreten auf der Seite, doch nach zwei mails hin und her brach es ab, er war an Krebs erkrankt und innerhalb weniger Monate verstorben. handweaving.net gab es schon vorher mit der Mustersammlung, die auch immer weiter ergänzt wurde und wird. Sie übernahmen dann die weitere Pflege der Bibliothek. Du kannst alle Titel aus dieser Bücherei kostenlos herunterladen.
G.H. Oelsner ist mir bekannt, ich habe allerdings mehr von Franz Donat und Schams gelesen, am meisten fasziniert hat mich Nicolas Reiser. Vor allem seine beidrechten Reformgewebe. Die anderen Namen kommen mir teilweise bekannt vor. Ich habe viel gelesen, damals an der Uni Hannover, was ich nicht besitze und nicht irgendwo in Aufzeichnungen habe, ich weiß nicht, ob ich das alles in meinen Karteikasten zur Übersicht der Literatur aufgenommen habe. Ich kann mich schlichtweg nicht erinnern ;))
Zwei Bücher, die ungewöhnlich sind und sich nicht mit den Geweben befassen, sondern mit der Bauweise und der besten Ausnutzung von Webstühlen sind mir oft schon Ratgeber gewesen. Lehrbuch der Weberei, Dr.Beyssell und w.Feldges, Berlin 1863 neu aufgelegt 1984, Edition Libri rari, Th.Schäfer, Hannover ISBN 3-88746-101-0 http://www.amazon.de/Lehrbuch-Weberei-Ge...uch+der+Weberei
WoW ! ich bin schon mal ganz beeindruckt. Spontan beeindruckt mich das erste Photo mit den klaren Farbflächen am allermeisten und mit der witzigen Ecke. Das ist jetzt welche Bindung ? Ein Doppelgewebe ? Erstaunlich, wie konatant die Farbe innerhalb einer Reihe bleibt.
Das im Flur kann ich gar nicht richtig erkennen, ich vermute eine Overschotbindung, welcher Art auch immer, also etwas mit lang aufliegenden Flottierungen ?
Das dritte hat was von Kuvikas.
Damit Du Dich nicht alleine quälst hier ;)) Stelle ich Dir ein paar Photos meiner Kuvikas Kissen ein. Die Farbwahl in der Kette ist nicht auf meinem Mist gewachsen, der Webstuhl bei meiner Schaumeisterin war bereits eingerichtet. Das ist die gleiche Werkstatt, in der ich auch meinen Damast zur Meisterprüfung gewebt habe. ich hatte den Stoff lange liegen, weil mich die Farbigkeit so an Stützstrümpfe erinnerte, was als Decke furchtbar aussah, funktionierte als Kissen sehr gut und gefiel auch mir, sie waren ganz schnell verkauft. Aus meiner Werkstatt heraus, erstaunlich, denn die war in einem 1000 Seelen Dorf und dieselbe Kundin hat auch gleich noch das zweite Kuvikas Projekt komplett aufgekauft, so daß ich das gar nicht mehr photographieren konnte. Deshalb sind jetzt alle Photos zu einem Stoff.
WildeWebe Und zu deinen Teppichen laß ich mir was von Dir erzählen, bevor ich mich hier blamiere und meinem Ruf als Meisterin alle Unehre mache ;))) Ich erkenne sicher ein Blockgewebe mit Köperstruktur im ersten Bild und einen gemusterten Spitzköper im zweiten, aber das dritte wirkt ripsig, liegt es nur am Photo, oder gibt es wirklich einen Grat ?
WildeWebe (Manager) 06.05.2016 13:52
Sabine-Rosine Hallo Antigone, leider habe ich keinen Kommentar zu den Bildern gegeben, weil ich von der Prozedur des Übertragens in dieses Forum schon ziemlich gefordert (um nicht zu sagen überfordert ) war - ich denke aber, mit etwas Übung wird es immer besser. Doch nachstehen die Erläuterungen, in der dargestellten Reihenfolge: 1. ist ein Lampas aus einem amerikanischen Webbuch, für uns Beiderwand, auf der Rückseite sind die gefüllten Kissen blau. 2. ein normales Doppelgewebe mit Warenaustausch 3. Ein Anfangsgewebe (Kissenbezug) - also schon uralt, damals habe 12 Kissenbezüge gewebt, die jetzt z.T. in Patchworkarbeiten verwertet werden. Dies ist eine Atlasbindung auf 10 Schäften nach Laila Lundell. 4. Das ist ein interessantes kleines Teil, in der Tat, Kuvikas, aber hier Samitum, der Kettrest, den ich wie beschrieben von einem Schaft auf den anderen transportiert habe. Zuvor habe ich auf 12 Schäften ohne Schaftwechsel Samitum mit festen Einzügen gewebt. Die Bilder dafür kann ich noch zeigen, wenn Du magst - oder überhaupt von Seiten Dawandas keine Einschränkungen bei soviel Bildern bestehen. 5.Auch hier hast Du es erkannt, Spitzköper und einfache Reihen, aber viel Farbe 6.Der gelbe Läufer ist ein Köper nach einer Patrone von Collingwood, 6 Schäfte, es heißt 1/3/1/1 twill kombiniert mit 3/1/1/1 Twill. Die andere Seite ist mit blau gemustert, es schimmert ja auch ein wenig durch. Aber eine sehr schöne Bindung, weil der Läufer sehr solide und dick ist, nicht so dünn wie andere Bindungen, da ich ja keinen richtigen Teppichwebstuhl habe und deshalb der Anschlag nur mittelmäßig ist. So, also ich kann gerne weitermachen, wenn Du möchtest. Vielen Dank auch noch für die Tipps wegen der Bücher und den Andreas Möller habe ich auch vor Jahren im Vävmagasinet gesehen. Ich weiß, dass er auch zeitweise in Finnland lebt, interessant für mich, weil meine Schwägerin Finnin ist und mein Bruder jetzt nach dem Berufsleben fast ständig dort wohnt. Finnland ist ja auch eine Fundgrube für schöne Gewebe, Garne und herausragendes Design für andere Handwerksprodukte. Die von Dir gezeigten Kissen sehen sehr gut aus, ebenso die Präsentation. Wenn ich nicht weben würde, hätte ich mir so etwas bestimmt gekauft. Auch die Farben gefallen mir. Ich mache es ja immer gerne bunt, aber nur deshalb, weil das einfach mehr Spass macht. Und meine Gewebe sind natürlich in der Qualität überhaupt nicht mit Deinen zu vergleichen. Weil ich ja 1. immer in der Probierphase bin und 2. bei einer 12 m Kette nach 6 Metern etwas anderes weben möchte, alles umschnüre, wenn es mit der Bindung zusammengeht. Nur die Fadendichte kann ich natürlich nicht mehr ändern, deshalb kommen manchmal abenteuerliche Sachen dabei heraus - aber Hauptsache, es macht Spass! Bis dahin liebe Grüße Sabine
Sabine-Rosine 06.05.2016 15:27
WildeWebe Hallo Sabine,
Ich habe mir jetzt zwei Fenster aufgemacht ;)) Das ist ein Novum, was ich durch dich alles lerne ;)), um deine Bilder sehen zu können und deinen Text parallel zu lesen.
Beiderwand ist mir bekannt, ich habe es auch schon gewebt, nach einer Patrone aus dem 18.Jahrhundert, die meine erste Lehrerin, eine Weberin, die ich kennenlernte, als sie schon über 80 Jahre war und die zusammen mit ihrer Tochter eine Weberei im Kieler Umland führte, aus dem Magazin eines Museums abschrieb. Das Museum ist später ausgebrannt und das Archiv der Webmuster dabei leider verloren gegangen. Das Haus konnte gerettet werden. Das war allerdings eine ganz andere Gestaltung, deshalb bin ich vermutlich nicht drauf gekommen, aber dieser Trick ein Grundgewebe zu haben und die Flottierungen liegen auf, als wären sie gestickt, der ist schon toll und dein Stück ist ne Wucht. Mit skandinavischer Weberei habe ich mich weniger beschäftigt, als andere Weber, die das VÄV lasen, ich hab nur ein paar Hefte in der Hand gehabt, ich habe statt dessen das Textilforum abonniert und das Geld reichte nur für eine Zeitschrift. Durch eine Freundin habe ich dann sehr viel handwoven zu lesen bekommen, die mir mehr entsprach, als das VÄV. Ich mochte dort vor allem die experimentellen Sachen.
Bei deinem Kissen war ich erst auf Atlas ;)), aber die melierten Flächen erinnerten mich an den Eindruck, den ich während des Kuvikas Webens teilweise hatte, voll vertan, würde ich mal sagen ;))
Den Köper bei deinem Collingwood Teppich habe ich gesehen. War mir dann allerdings nicht sicher, ob es wirklich einen Köpergrat gibt, oder das Photo einfach schräg ist. Dennoch hat der Teppich eine sehr ripsige Struktur. Das erinnert mich an einen Köper, den ich aus einem alten Buch nahm und auf dem PC gestützen Webstuhl nachwebte. Ich war damals sehr überrascht, wie sich die Flottierungen ineinanderschoben und das das Gewebe so anders wirkte, wie ich es von der Patrone her angenommen hatte. Ich muß mal sehen, ob ich noch ein Stück davon habe, viel davon habe ich als Einschläge für Kalender verwendet, die ich verkauft habe. Ich geh mal auf die Suche.
Ja, mach gerne weiter ! Ich genieße diesen Austausch sehr !
Und stelle dein Licht nicht unter den Scheffel ! Das ist großartig, was Du da machst und tatsächlich ist das ein Vorteil, den Hobbyweber vor Webern haben, die irgendwie versuchen, ihre Kosten rein zu wirtschaften und womöglich noch Gewinn machen wollen, was mir sehr selten gelingt. Eine Freundin von mir ist seit ihrem 30. Lebensjahr durch einen Schlaganfall halbseitig gelähmt. Sie ist eine der besten Weberinnen, die mir bekannt sind. Naturgemäß arbeitet sie eher langsam, aber traut sich an alles ran und hat schon viel ausprobiert. Ich schätze das sehr ! Sie hat z.B. schon Teppiche nach Navajo Art gewebt und so lange wir nah beieinander wohnten, bin ich immer gern in ihre Werkstatt gekommen und habe gestaunt und gelernt. Auch von Dir lerne ich gerade und das ist wunderbar und war vor Jahren meine Motivation diese Gruppe zu gründen. Zum einen wollte ich nicht alle an mich gerichteten Fragen per PN immer wieder beantworten, zum anderen wollte ich einen Ort schaffen, in dem alle, die interessiert sind, voneinander lernen können.
WildeWebe (Manager) 06.05.2016 16:50
WildeWebe Ich wollte noch hinzufügen : Dieser Austausch bringt mich dazu, mich mal wieder um meine stillgelegten Quellen zu kümmern, Gewebe, wie auch Literatur und das tut mir ausgesprochen gut.
WildeWebe (Manager) 06.05.2016 17:01
Sabine-Rosine Hallo, guten Morgen, hier weitere Bilder: http://s32.dawandastatic.com/Message3/98...2693315-618.jpg http://s32.dawandastatic.com/Message3/98...2693394-146.jpg http://s32.dawandastatic.com/Message3/98...2693462-950.jpg http://s32.dawandastatic.com/Message3/98...2693806-123.jpg das Wetter ist so schön, für den Rest des Tages machen wir eine Fahradtour zu Elbe. Wenn ich Dir irgendwann mal im Detail schreibe, dass das wieder Weben- und Radfahrenkönnen für mich am 11. Juli 2013 das Wichtigste im Leben war, da fiel ich nämlich von demselbigen in Bregenz am Rheindelta- mit schwerwiegenden Folgen- und dachte immer nur, jetzt kann ich nie wieder weben. Dann wurde mir klar, dass ich vielleicht nie wieder richtig laufen kann. Als beides wieder ging, hatte ich grauenhafte Angst, mich auf das Rad zu setzen. Aber vor 8 Wochen habe ich dieses Alptraum endlich überwunden, und fahre ohne Angst wie früher. Vielleicht hat diese Angst auch die Freude am Weben überschattet -aber ich fühle, dass ich allmählich aus diesem Jammertal herauskomme, sonst hätte ich auch nicht die Kommunikation in diesem Forum geschafft. Deshalb machen wir heute eine schöne Radtour, damit ich nicht aus der Übung komme. Und ich freue mich schon auf den Pfingstmarkt in Satemin, denn kennst Du bestimmt auch! Ich wünsche Dir einen ebenso schönen Tag, bis dann liebe Grüße Sabine
Sabine-Rosine 08.05.2016 10:10
Sabine-Rosine Hallo Antigone, natürlich habe ich beim Einstellen der Photos wieder einen Fehler gemacht. Die Beschreibungen habe ich an die Nachricht an mich aufgeführt, da ja nachher nur die JPG-Adresse kopiert wird, ist der Text natürlich weg. Also: 1. die beiden großen Kissen = Schussrips die kleinen sehen nicht so toll aus, aber eine sehr interessante Bindung, die ich Stippen/Pebble genannt habe. Sie erinnerte mich an die gleichnamigen Kartengewebe v. Marijke van Epen, die ich dann auch irgendwann als Doppelgewebe mit 2 Ketten (irgendwo in Vävmagasinet, finde ich nicht mehr) gesehen habe. Ich habe die Patrone umgedreht, also Schuß = Kette,was das für ein Gewebe ist??, die Patrone ist auch eingefügt. Der Flickenteppich ist LB ganz weit eingestellt, dass blau und weiß nebeneinanderliegen, die Bordüre ist Wedge "Rölakan" aus Swedish Rag Rugs. Handwoven habe ich auch in der Anfangsphase abonniert, alles sehr interessant und umfangreich, nur... die optische Gestaltung der Gewebe - typisch amerikanisch habe ich immer gesagt- hat mir nicht so gut gefallen. Und Textilforum ist eine sehr anspruchsvolle Zeitschrift, die bewegte sich - so fand ich - mehr in Künstlerkreisen, zu denen ich mich nicht zähle. Früher hatte ich auch Webe mit, habe die großen A 4 Ausgaben auch auf Ebay angeboten, aber auch die will keiner haben - ausserdem fand ich dieses Magazin doch etwas sehr teuer. Wenn Du sie gerne (geschenkt) haben möchtest? Grüße Sabine
Sabine-Rosine 08.05.2016 11:02
WildeWebe Moin Sabine.
Genieße deinen Elbe Tag ! Ich war gestern stundenlang mit einer Freundin spazieren und habe das sehr genossen, was ich nach einem ersten Sparziergang heute mit diesem Tag anfangen möchte, weiß ich noch nicht.
Ich habe gerade herzlich in mich rein gegrinst. Nein, ich hätte auch noch webe mit und weben + abzugeben ;))) Das Textilforum hat viel bodenständiger angefangen, die Entwicklung zur Kulturzeitschrift kam erst später, ich habe sie immer gern gelesen, ich habe allerdings in den 80ern schon ein Interesse an Textil Kunst entwickelt. Und das handwoven von früher, also späte 80er frühe 90er unterscheidet sich stark von dem handwoven um 2000 und mittlerweile hat es sich wieder sehr verändert, weil der Fokus sich sehr hin zu Gatterkamm und einfachen Geweben verschoben hat. Das galt zumindest bis vor zwei Jahren, danach hatte ich keine aktuelle handwoven mehr in der Hand.
Und dein *nicht-mehr-weben-können* Problem hatte ich ähnlich auch. Als ich auf einen Kunsthandwerkermarkt nach Mützingen während der kulturellen Landpartie gefahren bin, als Ausstellerin, hatte ich während der Fahrt meinen Hund vorne zwischen meinen Beinen. Irgendwie hat der sich sehr angelehnt, aber ich habe ihn gelassen. Als wir Pause machten, bekam ich mein Knie nicht mehr gerade, später schwoll es an, war ziemlich schmerzhaft. Es stellte sich heraus, ich hatte mir den Miniskus gequetscht. Weil er nur gequetscht war, habe ich mich gegen eine OP entschieden. Hatte erst mal 12 Tage Markt, danach etwas Pause, aber mit dem Weben wurde es schwer. Zwischenzeitlich ging es gar nicht, da habe ich dann angefangen wieder Schmuck zu machen, was ich liegen gelassen hatte, sobald ich mit dem Weben angefangen habe. Ich mußte irgendwie Einnahmen haben. Mein Brötchenjob reichte exakt für die Miete von Werkstatt und Wohnung, Strom und Telefon. Ich hatte das Glück eine Freundin zu haben, die eine Zulassung für die Tafel hatte, dort immer zum Ende hinging und schwer beladen mit Lebensmitteln wieder kam, von denen sie mir abgab. Außerdem hatte ich einiges an Geweben liegen, die noch genäht werden mußten. Ich nähe nicht gern, deshalb laufen gewebte Stoffe bei mir auf. Gerade ausgeheilt hatte ich einen Unfall mit zwei sehr schlecht erzogenen riesigen Hunden, die uns auf dem Spaziergang begegnet sind. Jedes Tier bestimmt an die 70 kg, bullige Viecher, Malosser Typ, wie eine sehr sehr große Bulldogge. Der Rüde wollte unbedingt meinen Hund beißen und anstatt daß ich ihm den Befehl gegeben hätte aus der Situation raus zu gehen, was er ohne Weiteres getan hätte, habe ich ihn im Halsband gefaßt, er ist natürlich ausgewichen und hat mich rumgezogen, aber der Fuß blieb stehen, ich konnte danach nicht mal einen Fuß vor den anderen setzen. Zu meinem Glück war die Freundin, die mich an den Bahnhof gebracht hatte, noch da und brachte mich nach Hause. Miniskus andere Seite, eingeklemmt. Ich mußte meinen Hund für eine Woche von jemand anderem spazieren führen lassen, wer mich kennt, weiß, daß das echt was heißen will. Zu allem Überfluß hatte ich vor dem Markt einen Auftrag für 36 m Trachtenstoff angenommen, ein Auftrag, der sämtliche Schwierigkeiten mit sich brachte, die man sich nur denken kann, ich habe allein ein halbes Jahr nach dem Material gesucht und dann konnte ich nicht weben, wegen der Knieverletzungen. Es war heftig.
Mich hat ein geliehener Webstuhl mit Schafthebevorrichtungen per Hand, wie ihn auch meine halbseitig gelähmte Freundin benutzt gerettet. Endlich konnte ich wieder weben, wenn auch nicht den Auftrag weiter bearbeiten. Das ging dann irgendwann stundenweise wieder, aber nach einer Stunde gabs trotz bandagierter Kniee Schmerzen. Ich hab die Technik verändert und nicht locker gelassen, dann wurde es wieder besser.
WildeWebe (Manager) 08.05.2016 12:48
WildeWebe Deine Ripsbindung ist toll. Und die Idee sie diagonal zu vernähen, finde ich genial ! Und die andere Bindung finde ich ebenfalls sehr spannend, vor allem kann man sie bei Direktanschnürung, also einen Tritt pro Schaft beliebig miteinander kombinieren. Die Farbwirkung von der zweifarbigen Kette macht sie natürlich noch spannender. Bindungstechnisch ist das zweite einfach ein Spitzköper, die anderen würde ich den Kreppbindungen zuordnen.
Ich muß mal photographieren gehen.
WildeWebe (Manager) 08.05.2016 12:52
WildeWebe Vor dem Photographieren stand das Umräumen, bei mir ist es so eng, daß ich häufig für einen Arbeitsgang umbauen muß ;))
Die Photos zeigen meinen ersten Kettrips und gleichzeitig mein erstes experimentelles Gewebe, das sogar einen Namen erhielt : Vom feurigen Gaukler, nachts auf dem Eis.
Leider konnte ich den Läufer oder Wandbehang nicht im Ganzen so photographieren, daß man hätte sehen können, was da in der Gestaltung des Gewebes passiert, deshalb folgen dem Überblicksphoto einzelne Ausschnitte, die man gedanklich quasi überlappend aneinandersetzen muß.
Wie kam es zu dem Gewebe ? Ich hatte vorher drei Ketten Babytragetücher in Regenbogenfarben gewebt. Das Garn Klippans Leinen NeL 16/2 war schon damals irre teuer, es kostete 128 DM / kg netto, hinzu kamen Steuern, Versand aus der Schweiz, damals hat Zürcher & Stalder noch nicht von Deutschland aus verschickt und Zoll. Also war es völlig undenkbar, dieses Garn nicht bis zum letzten Ende auszunutzen. Ich hatte insgesamt etwas mehr als 2 kg Reste auf 72 Spulen verteilt, auf manchen Spulen noch einige Lagen, auf anderen war die Pappe der Spule schon gut zu sehen. Da kam die Idee zu Tischsets in Kettrips, natürlich sollte so viel wie möglich von der Kette zu sehen sein. Ich habe errechnet, wie weit ich mit meinem Garngewicht ungefähr kommen könnte und habe mit dem Schären begonnen. In den Randstreifen ist es relativ klar 8 Fäden einer Farbe getrennt von 4 Fäden Nachtblau. Wenn Du genau hinsiehst, kannst Du erkennen, daß ich von Anfang an kein orange mehr hatte und den orangen Streifen aus Rot und Gelb zusammengesetzt habe. Das Mittelfeld ist geschärt mit einem Faden Nachtblau, einem Faden einer anderen Farbe. Um das Ganze lebhafter zu gestalten und die ripsige Klarheit einer blauen Rippe im Wechsel mit einer farbigen Rippe aufzubrechen, habe ich absichtlich *Fehler* ins Fadenkreuz gegriffen und die auch möglichst zufällig und intuitiv. Ich habe an der Kette insgesamt 11 Stunden geschärt, immer wachsam, und nie ganz sicher, daß ich auch wirklich bis zum Schluß ausreiche und hinkomme. Es war sehr aufregend und fühlte sich ausgesprochen leichtsinnig und gefährlich an. Natürlich mußte ich immer wieder beim Schären anknoten, denn manche Fäden waren ja nur 2 oder drei Meter lang und nicht immer ist die gleiche Farbe auf beiden Seiten des Knotens. Die Kettlänge erinnere ich nicht genau, aber es müssen so ungefähr 11 bis 13 m gewesen sein.
Ich habe 18 Fd/cm eingezogen, normal verwende ich das Garn für meine Babytragtücher und Schals mit 8 Fäden pro cm. Beim Einrichten habe ich das *fehlerhafte* Fadenkreuz exakt so eingehalten, wie ich es gegriffen habe. Beim Weben führte das natürlich zu Verkreuzungen der Kette hinter den Gelesestäben, die ich dann immer wieder nach hinten gestrichen habe. Insgesamt war es mühsam zu weben. Die Kette war so dicht, daß es manchmal schwierig wurde das Fach zu öffnen, obwohl Leinen ja nun nicht so hakt, wie z.B. Wolle, ich denke 2 Fäden weniger pro cm hätten besser funktioniert. Ich habe insgesamt 12 oder mehr Tischsets gewebt und zum Schluß dann den Läufer, in den ich alles einbaute, was ich vorher beim Weben gelernt hatte. Die Idee der Dynamik war, mit ganz feinen Rippen beginnen, BW 34/2 als Schuß, langsam grober werden, dann dünn und dick im Schuß wechseln, Bruch und den Rhythmus zurückführen. Ehrlich, ich war enttäuscht, als das Gewebe vom Webstuhl runter war, ich hatte mir das viel großartiger vorgestellt, die Wirkung der verschiedenen Schußstärken viel klarer erkennbar. Erst die Reaktion anderer auf das Stück haben mir gezeigt, das mir meine Absicht doch gelungen war. Ich hatte es kommentarlos in eine WG Küche gehängt vor der Frühstückszeit, mich an den Tisch gesetzt und einfach abgewartet, ob es Reationen geben würde und wenn ja, welche. Als der erste reinkam, sofort den Hänger entdeckte und ihn aus dem Bauch heraus mit *Was für ein Spektakel* benannte, wußte ich, daß sich die Mühe gelohnt hatte. Ich stelle jetzt erst das leider wirklich schlechte Gesamtphoto ein und dann die Abschnitte, wie ich sie gewebt habe. Steht man davor, beginnt man die Analyse allerdings meist genau anderes herum mit dem klarerer Wechselstück.
WildeWebe Weil ich so unglücklich damit bin, das die Wirkung nicht richtig rüber kommt, hier noch ein Photo. Das ist vor Jahren analog aufgenommen worden und ich hatte vergessen, das ich es habe,sonst hätte ich vermutlich nur das geschickt. Der Läufer wäre mir schon etliche Male abgekauft worden, aber es gibt nur ganz wenige unverkäufliche Gewebe bei mir, ich besitze von mir zwei Schals und zwei Mäppchen, diesen Läufer und die Ausmusterung des Meisterstücks. Und die werde ich auch behalten ;))
Sabine-Rosine Hallo Antigone, ja, die Fahrt war schön und ich habe anschließens noch genäht. Diesmal eine Tasche als Geschenk für unsere Nachbarin, in der ich ihr die leeren Marmeladengläser zurückbringe, die sie mir zu Nikolaus mit vielen anderen Köstlichkeiten vor die Tür bestellt hat. Ich muß gestehen, dass ich nicht nur überrascht, sondern auch sehr verlegen über so viele Geschenke war. Deshalb, weil wir zu dem Zeitpunkt erst ein halbes Jahr hier wohnten, wir uns überhaupt nicht kannten, ausser Guten Tag sagen und sie auch einer anderen Generation angehört. Jedenfalls habe ich in meiner "Verzweiflung", nun auch etwas zurückzuschenken, wieder eines von meinen Damastsets genommen, sowie ein paar selbstgebackene Weihnachtsplätzchen. Da ich bis heute keinen Kommentar zu dem Set (hiervon schicke ich Dir auch noch Photos) habe, befürchte ich, dass sie mit diesem Teil überhaupt nichts anfangen konnte. Also habe ich einen Korb aus Stoff mit Seminole-Muster und jetzt noch eine pfiffige Schultertasche genäht, dekoriert mit kleinem Filzobst. Alles in rot, denn die Nachbarn haben eine lackrote Haustür und einen roten Hausgiebel, weil ich dachte, Rot ist die Lieblingsfarbe. Hoffentlich liege ich richtig, sonst tappe ich von einer Peinlichkeit in die andere. Eines von diesen Sets hatte ich mal unserem Nachbarn in Hergensweiler geschenkt, der hat das gleich auf den Flurboden fallen lassen und sagte" Ach so, selbstgemacht ? ......, das war der Kommentar. Und vor 20 Jahren habe ich einem Bauern in Handorf, wo wir früher wohnten, als Dankeschön für das Wegziehen eines großen Steins mit dem Traktor, ein Geschirrtuch geschenkt. Da keine Rückmeldung kam, frage ich, wie es denn seiner Frau gefalle. Kommentar: Ach.... der Lappen ...... Meine Bekannte aus dem Lüneburger Webkreis sagte daraufhin zu mir, du darfst doch solchen Leuten soetwas nicht schenken, die haben doch überhaupt keine Ahnung. Tja, ich bin also hin- und hergerissen, die einen können damit nichts anfangen, finden es vielleicht sogar unschön, die anderen sind voller Überheblichkeit. Ich sitze wohl immer zwischen den Stühlen. Ich fotografiere die Sachen für meine Nachbarin bevor ich sie wegbringe, mal sehen, was Du dazu sagst - hoffentlich nicht nur aus Höflichkeit! Dein Ripsgewebe ist wie alle anderen Sachen wunderbar anzusehen und das ist eben auch der Unterschied, wenn eine richtige Ausbildung da ist. Ich hätte die größten Ängste, eine 14 m Kette aus Leinengarn für einen Kettrips zu schären und zu bäumen. Ich denke BW 28/2 oder auch 34/2 ist doch für mein Potential viel leichter. Das Ketteschären ist überhaupt mein größtes Handikap, habe ich auch leider in Lüneburg nicht gelernt. Also habe ich entweder nur mit 2 Fäden gearbeitet, dann nach der Anleitung von Erika Arndt...über den Daumen, unter den Zeigefinger usw. mit dem Schärbrettchen. Aber ich höre heute zum ersten Mal mit Erstaunen, dass auch eine Fachfrau länger als 2,3 oder 4 Stunden mit dem Kettherstellen beschäftigt ist. Was machst Du denn, wenn Du die schon auf dem Baum befindliche Kette über Nacht liegen lässt, um am nächsten Morgen weiterzumachen? Dann werden doch die bereits geschärten Fäden durch die Spannung länger als die neu hinzukommenden - was sich ja beim Bäumen ungünstig auswirkt. Deine Miniskusverletzungen sind bestimmt sehr schmerzhaft gewesen und dann auch noch in der Situation, dass Du für einen Auftrag liefern musstest - eine schlimme Verkettung. Denn unter normalen Umständen hättest DuDich ja über eine Bestellung gefreut. Das ist es eben, solange alles gut geht, hält man gewisse Dinge für wichtig. Wenn dann solche Probleme auftauchen, bittet man ja nur noch darum, dass es wieder so wird wie früher. Ich habe vor langen Jahren schon sehr viel auch über Krisensituationen - körperlich, seelisch gelesen - habe dieses Wissen dann auf die Familie angewandt . aha, deshalb Herzinfarkt - das Herz ist zu hart - deshalb Diabetes - alles Süße auch im übertragenen Sinne ist gefährlich. Ich selbst war ja i.O., nicht krank, voller Energie, immer schnell laufen und viel schaffen. Im Buch ("Krankheit als Weg") hatte ich leider das Kapitel, warum manche Menschen Unfälle erleiden, nicht aufmerksam genug gelesen. Als mich jemand verärgert fragte, welchem Leiden ich denn mal zum Opfer fallen würde, antwortete ich, ach, ich falle bestimmt mal von der Leiter - weil ich im Garten immer in den Bäumen rumhantiert habe. Und siehe da, nicht die Leiter wars, sondern das Rad. Jetzt musste ich endlich stehenbleiben und meinen "Schweinsgalopp", wie mein Mann mir dann auch unter die Nase gerieben hat, aufgeben, sozusagen zum Stillstand und zur Hilflosigkeit verurteilt. Ja, das war eine harte Lehre, vielleicht komme ich noch mal an den Punkt, zu sagen, es war auch eine heilsame Lehre. Deine Miniskusverletzungen haben ja was mit Gelenken zu tun - lenken - immer beweglich sein und dann rächt sich der Körper,ich fange schon wieder mit dem Analysieren an..Wenn Du Lust auf solche Lektüre hast (Thorwald Dethlefsen). So, davon genug, ich versuchs wieder mit ein paar Bildern http://s32.dawandastatic.com/Message3/98...2788240-713.jpg http://s32.dawandastatic.com/Message3/98...2788340-243.jpg http://s32.dawandastatic.com/Message3/98...2788424-879.jpg Das 1. ist ein kleiner Läufer, Rosengang mit Gegenbindung 2. Set Kuvikas mit Tabby 3. Vorhänge mit Scheindreherpartien. Das "Besondere" an diesen Vorhängen ist, dass ich für den Schuss selbstgesponnes Ramie verwendet habe, na ja, unpraktisch, es fusselt fürchterlich beim Waschen aber mir machte das Material so einen Spass, es ist ganz seidig und langfaserig, aber nicht einfach zu spinnen. So, das wars für heute, liebe Grüße Sabine
Sabine-Rosine 09.05.2016 12:29
WildeWebe Gerade habe ich wenig Zeit und antworte Dir später ausführlich, will nur schnell loswerden, daß ich überhaupt nicht spinnen kann ;))) Na klar, habe ichs mal versucht und auch ein Garn zusammenbekommen, aber es hat mich nicht wirklich interessiert. Eine Freundin von mir, die ihre Weberausbildung abbrach, weil sie dort nicht genug Informationen bekam für das, was sie weben wollte, will und tatsächlich auch tut, nämlich Bilder, spinnt hervorragend. Sie weiß sogar, wie sie ein Garn in einem bestimmten Nm hinbekommt, hat sich mittlerweile auf sehr ausdrucksstarke, sogenannte Artgarne spezialisiert.
Und das mit deinen Weberei Geschenken ist ein Ding. Ich habs aber auch erlebt, daß Leute voller Verachtung für das Gewerk waren, *das macht meine Kleine gerade im Kindergarten*, bis sie mal in meiner Werkstatt waren. Da kamen sie dann oft auch rein und waren felsenfest überzeugt, sie könnten das auch und zwar sofort. Wenn möglich habe ich sie dann meinen Webstuhl gesetzt und ein paar Schuß machen lassen, schon dabei haben sie dann gemwerkt, das es doch schwieriger ist, als gedacht. Wenn ich auf lange Märkte, mehr als 5 Tage gegangen bin, habe ich meinen Webstuhl nackt mitgenommen und dort eingerichtet, da standen sie dann neben mir und meinten.....*Und wann fangen Sie an zu arbeiten ?* Für die meisten Menschen ist weben nur das Schiffchen hin und her schmeißen, was ja auch nicht *nur* ist, wie wir beide wissen, Kettfäden sind irgendwie in der Vorstellung immer auf dem Webstuhl und das Muster ergibt sich ohne Zutun.
Die unfreiwillig komischste Situation hatte ich mit einer Kundin, die mich erst fragte, ob ich mit Wolle webe, ich antwortete : *Selten, vorwiegend mit Pflanzenfasern, Leinen und Baumwolle * und mich dann fragte * Und, halten Sie ihre Schafe am Haus ?* Und immer wieder, nicht nur ein/zweimal hatte ich Kunden, die in meinen Stand kamen und nicht davon ausgingen, daß der Stoff handgewebt ist, sondern vermuteten, ich verarbeite eben Stoffe und Kunden, die ein Babytragtuch, eine Tischdecke, befühlten und mit der Information, daß die handgewebt sind, fragten : *Ist das ein Teppich ?* Ich bin auch schon gefragt worden . *Können Sie nicht mit günstigerem Material arbeten, damit es billiger wird ?*
Sowas läßt einen einigermaßen verunsichert zurück. Hier auf DaWanda hatte ich das aber noch nie.
WildeWebe (Manager) 09.05.2016 14:54
Gundels-Webereien Liebe Antigone, liebe Sabine-Rosine, von Eurer Diskussion hier bin ich völlig fasziniert und merke da immer wieder, wie viel ich noch zu lernen habe.
Vorhänge sind auch ziemlich weit oben auf der Liste der Dinge, die ich als nächstes weben möchte. Verschenken würde ich sie nur innerhalb der Familie, wo sie wertgeschätzt werden. Ansonsten habe ich am Freitag und Samstag während unseres ersten MIttelaltermarktes hier in Ilvesheim meinen Webstuhl dabei gehabt - ein Riesenaufwand, obwohl es nur ein sehr einfacher Webstuhl ist. Ich habe vor Beginn der Veranstaltung die mitgebrachte Kette eingezogen und auch sicherheitshalber ein paar Zentimeter gewebt, um zu sehen, ob die mitgebrachte Wolle mit der Kette funktioniert. Es war nämlich ein Webstück, wie ich es sonst nie machen würde. Aber aus Gründen der Anschaulichkeit genau richtig. Dicke Wolle, zwei Fäden pro cm, und genauso dicke Wolle im Schuss. Was eben auch noch so übrig war. Ich bekomme nämlich gelegentlich Wolle geschenkt von Freundinnen, die selbst nicht mehr stricken. Und das ist nicht immer das ideale Material für meine Zwecke. Ich habe auch nicht fortlaufend gewebt, sondern immer nur dann, wenn sich jemand interessierte. Dabei konnten die Besucher durchaus einschätzen, welcher Unterschied zwischen dem gezeigten groben Gewebe und den Stücken, die ich zum Kauf angeboten habe, war. Ich habe das aber auch immer wieder thematisiert. Trotz des warmen Wetters konnte ich vier Schals verkaufen und darüber hinaus habe ich die Veranstaltung als Werbung betrachtet. Viele Besucherinnen haben meine Visitenkärtchen verlangt. Jetzt ist der Webstuhl noch nicht wieder aufgebaut, weil mein Mann die Gelegenheit genutzt hat, um die Werkstatt zu streichen. Ob ich den Aufwand noch mal betreibe, weiß ich jetzt noch nicht. Bei anderen Veranstaltungen habe ich oft ein Leporello dabei - selbst fotografiert - , auf dem der ganze Prozess vom Schären bis zum fertigen Produkt gezeigt wird. Das wird oft auch sehr interessiert angesehen und da kam auch schon der Kommentar, dass das Weben am Webstuhl ja wohl nur ein kleiner Teil der ganzen Arbeit sei. Letztes Jahr hatte ich bei der Insel-Art meinen Schärbaum dabei. Die Besucher/innen konnten sich dann ein Garn aussuchen und jeweils eine Runde schären. Die Vorauswahl hatte ich natürlich getroffen, indem ich nur passendes Garn bereit gestellt hatte. Diesen Schal habe ich dann fertig gewebt und unter den Teilnehmer/innen verlost. Das kam gut an und hat Spaß gemacht. Bei der Veranstaltung dieses Wochenende kamen zweimal Leute auf mich zu, die Ideen hatten, was sie gerne gewebt haben wollen. Ich nehme keine Aufträge an, dazu bin ich mir in Bezug auf meine Arbeitsergebnisse nicht sicher genug. Ich habe die Beiden an Dich, Antigone, verwiesen. Ob das tatsächlich so ernst gemeint war, weiß ich nicht. Weiterhin viel Spaß beim Diskutieren. Ich lese aufmerksam mit. Herzliche Grüße Hildegund
Gundels-Webereien 09.05.2016 18:19
WildeWebe Hallo Hildegund,
Wie schön, daß Du nicht nur mitliest, sondern auch mitschreibst ;)) Ich finde vier Schals für einen Markt ein enorm gutes Ergebnis ! Das freut mich sehr für dich.
Die Idee mit der Photostrecke hatte ich auch schon, aber irgendwie habe ich es nie bei einem Projekt ganz durchgezogen. Es gibt sehr gut photographiert eine Serie zum Schären, da war ich auf der Berliner grünen Woche und hatte den Schärbaum vorbei. Auch da gab es eine witzige Bemerkung eines Besuchers : *Ist das nicht ein bißchen sehr umständlich ?* Er hatte aber einfach nicht verstanden, was ich da mache, nach Erklärung hat er eingesehen, wie genial Schären eigentlich ist. Für mich ist das eine ganz herausragende Technik, wenn man überlegt, wie man sonst 100 Fäden in vielleicht 20 m Länge geordnet abmessen sollte ;)) Die geschärte Kette ist orange. Dann habe ich nochmal Aufnahmen vom Bäumen in Schwarz, ect. ect. Allein ist das Photo machen auch schwierig, z.B. beim Einzug oder Blattstich, aber ich habe das auch noch im Hinterkopf.
Deine Aktion mit dem Schären, dann Weben und verlosen, die finde ich richtig toll und ganz große Klasse ! ich habe mir schon so oft den Kopf darüber zerbrochen, wie ich Zuschauer besser mit einbinden kann, aber darauf bin ich noch nicht gekommen. Allerdings habe ich einmal mehrere zwei Meter hohe Rahmen zum Weben gebaut. Das wurde auch angenommen, aber ansonsten war es der Markt mit dem geringsten Interesse. Der *Fehler* war, das es in einer Patchworkschule war. Und die Näherinnen sind wirklich ohne einen Blick an mir vorbei gezogen. Der MArkt kostete keine Standgebühr, dafür war eine Aktion gefordert. Ich glaube, das würde ich so nur wieder machen, wenn es eine ganz andere Veranstaltung wäre. zum Beispiel die Mützingenta, der Markt, auf dem ich im Wendland 4 Jahre lang von Himmelfahrt bis Pfingstmontag stand. Da gibts massenhaft freilaufender, kreativer kinder, ich glaube, da würde es richtig Spaß machen können. Die Eltern, die die Mützingenta besuchen wissen, daß Kinder von allen verantwortungsvoll beobachtet und angeleitet werden und deshalb ist es tatsächlich so, daß Eltern und Kinder sich oft über Stunden nicht sehen. Ich hatte zwei Jahr lang eine Schülerin, die mit ihren Eltern auch dort zeltete, so wie die Aussteller auch und die kamen immer zu mir, wenn sie ihre Tochter suchten, sie war auch über Tage nur mit kurzen Unterbrechungen bei mir ;))
Ich glaube aber, das das Mittelalter Publikum von Anfang an offener dafür ist, weil sich fürs Mittelalter interessieren automatisch auch heißt, sich für altes Handwerk zu interessieren.
WildeWebe (Manager) 09.05.2016 21:33
Gundels-Webereien Hallo Antigone, dieses Angebot mit dem großen Rahmen zum Weben gefällt mir sehr gut. Ich merke mir die Idee mal für die nächste Insel-Art. Wenn so ein Rahmen aufrecht steht, können ja auch mehrere Leute gleichzeitig dran arbeiten. Am eifrigsten sind dabei tatsächlich oft die Kinder. Ich fand, dass bei diesem Mittelaltermarkt die meisten Angebote der Händler doch in großem Kontrast zu meinen Angeboten oder auch den Angeboten meiner Töpfer-Freundin waren. Wir waren die einzigen, die selbst hergestellte Unikate hatten und deshalb waren unsere Preise natürlich auch höher. Im Gegensatz dazu gibt es bei der Insel-Art nur Unikate. Aber auch dort bin ich eigentlich mit meinen Verkäufen immer ganz zufrieden (wenn es auch jedes Mal spannend ist). Herzliche Grüße Hildegund
Gundels-Webereien 09.05.2016 22:00
WildeWebe Hallo Hildegund,
Es ist super viel wert, wenn man Märkte gefunden hat, die für einen funktionieren. Ich finde das ist echt schwierig und man kann auch nicht von einem Besuch auf den nächsten schließen. Mein allerbester Markt war im ersten Jahr gut, im zweiten habe ich 10 € eingenommen, weniger als die Standgebühr, die darauffogenden 7 Jahre waren immer gut. Einmal sogar wirklich umwerfend. An einem Tag 800 €. Das hatte ich noch nie vorher oder nachher. Meine durchschnittliche Einnahme pro Markttag liegt bei 100 €. Wenn man dann weiß, was funktioniert und was nicht, wird es wesentlich einfacher. Dann gibt es die Märkte, die das erste Mal immer funktionieren, weil die ambitionierten Veranstalter gern bei den neuen Ausstellern kaufen, aber die nächsten Jahre vielleicht gar nicht und die bei denen man erst im dritten Jahr anfängt zu verkaufen, wenn das Publikum sich an einen gewöhnt hat. ich hatte zum Schluß vier Märkte auf die ich mich wirklich verlassen konnte. Ich hatte aber auch massenhaft Märkte, von denen ich einige 6 Jahre besucht habe, bei denen ich immer nur die Standgebühr, die oft hoch war, 150 € netto, eingenommen hatte, oder knapp darüber. Wenn man nur noch die Märkte besucht, die man kennt, dann lohnt es sich auch wieder. Und ich habe festgestellt regionale Bekanntheit ist ein gutes Verkaufsargument.
Antigone
WildeWebe (Manager) 09.05.2016 23:37
Sabine-Rosine Hallo Hildegund, hallo Antigone, vor einer Stunde habe ich Eure Beiträge gelesen und ich hatte das Problem, etwas ganz Entscheidendes, über all den geschilderten Situationen liegendes, zu äußern. Jetzt, beim Staubwischen, funkte es endlich. Deshalb erstmal das Konkrete zu Euren Erlebnissen. Punkt 1, ich bewundere es , dass Ihr auf Märkte geht und dort die geschilderten Experiemente macht. Ich wäre viel zu schüchtern oder auch gehemmt, meine Ambitionen anderen Menschen zu zeigen. Und die Fragen mit den Schafen - oder günstigeres Material, um das Fertigprodukt billiger zu machen, das dauert aber lange, usw., würden mich so empören, dass ich wohl Monate darüber nachdenken würde und letztenendes meine Kreativität - nicht so geschwollen- meine Freude am Weben - davon schwer angeschlagen würden. Fazit meiner durch Eure Beiträge entstandenen Erfahrung ist, dass Ihr sehr fleissige, engagierte, mutige und intelligente Frauen seid. Wie anders wäre ein Mensch in der Lage, die geistige Arbeit - wie entsteht ein Gewebe, wie funktioniert ein Webstuhl, wie baue ich ihn auf und ab, wie bekomme ich ein Gewebe, welches nicht nur ein Gegenstand ist, sondern auch noch optischen Anforderungen unterliegt, innerhalb einer akzeptablen Zeit hin. --- Ja, jetzt fliessen meine Gedanken wieder----. Ich habe ja einen kaufmännischen Beruf erlernt (so wurde es früher genannt), also eine Tätigkeit, in der man in sitzender Haltung eine ganze Menge Geld verdienen kann (ich zwar nicht, weil mir Karrieredenken und Konkurrenzkampf gegen den Strich gehen). Aber ich kenne die Anforderungen die der jeweilige Job hat und auch viele Leute aus diesem Umfeld , meinen Bruder, meinen Mann. Und deshalb war ich immer sehr aufgebracht, um nicht zu sagen wütend, dass diese Menschen oftmals mit geringem Aufwand hochbezahlte Positionen sozusagen auf dem Tablett serviert bekamen. Während die Handwerker (so auch die Weberinnen) irgendwie auf der Strecke bleiben. Obwohl sie viel netter, interessanter sind und auch meistens einen ausgeprägt guten Geschmack haben. Und das Niveau der Kunsthandwerkermärkte? Ja, Hildegund, als wir noch in Süddeutschland wohnten, war ich auch - als Besucherin - auf einigen Märkten. Ich war enttäuscht, wie wenig wirklich gutes Kunsthandwerk gezeigt wurde, bis auf drei/vier Stände (Töpfersachen, Holzbretter, Objekte für den Garten), war der Rest .... ja ..... sah aus, wie Massenware. Aber Ihr beiden setzt Euch offensichtlich über diese Widrigkeiten hinweg - ob aus Gründen, weil es eine Einnahmemöglichkeit ist, die auch genutzt werden muss oder als kleines Zusatzeinkommen. Vor diesem Sachverhalt habe ich einen grossen Respekt und gehe ganz klein in mich, weil ich mich ja in der unendlichen Leichtigkeit des Seins (Buchtitel v. Kundera) befinde und eigentlich zufrieden sein müsste, ob ich nun etwas verkaufe oder nicht. Ich denke, dass ich dem Grund, mich in diesem Forum zu äußern, doch allmählich erkenne. So wie in dem Popsong (lange her, den Titel weiss ich nicht ), "Geh doch mal raus und sieh dir an, welche Probleme andere haben und wie sie damit fertig werden. Ja, der Funke, den ich beim Staubwischen hatte, ist folgender: Manchmal denke, ich habe mit dem Weben angefangen, weil ich zu einem bestimmten Zeitpunkt, auch die entsprechenden Bücher las - Romane, keine Webbücher, und habe dann unbewusst nach dem körperlichen Ausdruck gesucht. Hermann Hesses, "Das Glasperlenspiel". Wenn Ihr es gelesen habt, wisst Ihr, dass die Beteiligten mit allergrößtem Ernst und Arbeitseitseinsatz bis hin zur Erschöpfung, eine Tätigkeit ausüben - die Beherrschung des Glasperlenspiels - welche von der jenseits des geschützten Bereiches lebenden Bevölkerung nicht ernst genommen wird. Z.T. auch mit Kritik bedacht wird, nach dem Motto - die sollen mal richtig arbeiten. Nun arbeiten die aber richtig, sogar viel schwerer als die andere Bevölkerung, die ja ihren geregelten Arbeitstag hat und Punkt 17 Uhr ihren Feierabend. Die Glasperlenspieler arbeiten immer, haben keinen Urlaub, wenig Entspannung. Aber was erarbeiten sie, wofür arbeiten sie, lohnt sich das. Für die Glasperlenspieler hatte ich schon beim Lesen die Antwort - weil der Mensch ganz dringend auch etwas in und mit seinem Kopf und den Händen machen muss, um ein Mensch zu bleiben und das ist eben ein innerer Wert, nicht zu vermarkten,mit betriebswirtschaftlichen Berechnungen lassen such die inneren Werte nicht fassen. Das Absurde ist allerdings, dass der Markt ebenso eine Illusion ist und morgen schon hier oder da zusammenbricht und unglückliche Menschen hinterlässt.Hoffentlich haben diese dann ein Hobby - z.Bsp. das Weben oder ein anderes "Glasperlenspiel". Trotzdem werde ich in den nächsten Tagen einmal in einem Hamburger Geschäft anrufen(Vossberg) - die bieten sehr schöne handgewebte Textilien - allerdings aus Indien dementsprechend günstig an-.Vielleicht besteht ja dort ein Interesse. Bis demnächst liebe Grüße Sabine
Sabine-Rosine 11.05.2016 12:48
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WildeWebe Hallo Sabine, Ich habe deinen doppelten Post entfernt, hoffe, das war in deinem Sinn. DaWanda hat manchmal Schluckauf !
Für mich waren die Kunsthandwerkermärkte die Hoffnung auf Einnahme. Aber irgendwann habe ich mir meine Umsatzzahlen angesehen und gegen meine fixen Kosten gerechnet und mich gefragt, wieso ich so klar im Minus bin und habe herausgefunden, viele Kunsthandwerkermärkte kann ich mir gar nicht leisten !! Es gibt die Kunsthandwerkermärkte mit hohem Niveau. Sie sind meist in den 80ern, als Kunsthandwerk irgendwie zum Lifestyle gehörte, gegründet wurde und existieren noch immer. Solche Märkte kosten viel Geld. 150 € netto für die Standgebühr eines Wochenendes sind ganz übliche Preise. Wenn man womöglich gar nichts verkauft, dann ist ein tiefes Motivationsaus und Fragen danach, ob man vielleicht völlig am Geschmack des Publikums vorbei gestaltet die Folge, zumindest bei mir. Nimmt man die Standgebühr ein oder auch etwas mehr, dann hat man den Eindruck, man sei auf Null. So fühlen viele Kunsthandwerker. Sie denken, wenigstens die Standgebühr drin. Ich habe auch so gedacht, aber es ist ein satter Verlust ! Dir muß ich das vermutlich nicht erzählen, für viele Kunsthandwerker ist der Gedanke nicht so vertraut.
Ich habe also 150 € bezahlt für den Stand, 20 € für die Steuer, bin dort hingefahren, habe zwei volle Tage hart gearbeitet auf dem Stand, einen Tag vorher beim Packen, einen Tag danach beim wieder Einräumen, mußte irgendwo schlafen. Danach bin ich kaputt. Das geht übrigens vielen Kunsthandwerkern so, ich habe mal mit einer Hutmacherin gesprochen, die sagte an einem Montag nach einem Markt, täten ihr sämtliche Knochen weh und sie müßte sich aus dem Bett quälen, körperlich ist bei mir die Erschöpfung nicht so drastisch, aber ich neige dazu am Tag nach dem Markt Löcher in die Luft zu gucken. Also muß ich in meine Kostenrechnung auch noch die Erholungszeit mit einrechnen. Je schlechter ein Markt gelaufen ist, um so lähmender der Tag danach, wieder spreche ich natürlich nur für mich ! Vielleicht sind andere Energie geladen, ich bin es nicht. Und dann habe ich faktisch für den Betrag der Standgebühr, Steuern, Fahrt und Übernachtung, Ware verschenkt. Sie hat sich einfach in Luft aufgelöst. Davon bleibt nichts über, außer Erschöpfung. Ich muß Materialkosten, eventuell Recherchezeit und Arbeitszeit erneut aufbringen, um sie zu ersetzen.
Meine Zahlen haben sich wesentlich verbessert, seitdem ich die teuren Märkte weglasse. Die Märkte, die wenig Kosten und bei denen das Angebot oft nicht so hochkarätig ist, funktionieren für mich häufig besser und manche sogar richtig gut. Sie sind weniger frustrierend, weil ich nicht ein so hohes Risiko eingehe, ein vertanes Wochenende kann ich verschmerzen, 150 € sind die halbe Werkstattmiete für einen Monat, wenn der MArkt floppt, kann es schwierig werden, die zu bezahlen. Das belastet schon vorher. Viele Kunsthandwerker warnen vor Märkten, auf denen Bastler und Vereine stehen und nur vereinzelte professionelle Handwerker, für mich stimmt diese Warnung nicht. Auch der Markt, auf dem ich die Tageseinnahme von 800 € gemacht habe, war so ein Markt, auf den viele Kunsthandwerker schon aus Prinzip nicht gehen würden. Von meinem Stolz kann ich mir kein Brot kaufen.
Das mit der harten Arbeit stimmt absolut. Und auch, das viele das nicht ernst nehmen. Der Satz, *da haben Sie ihr Hobby zum Beruf gemacht* drückt das auch aus. ich kann nur sagen, ich habe nicht als Hobby mit dem Weben angefangen. Ich habe angefangen zu weben, als ich mich entschlossen hatte, daß das mein Beruf werden sollte.
Und das stimmt nicht nur auf Märkten. Während meiner Zeit in der Therapie, bin ich nach Textiltariflohn bezahlt worden. ich habe später erfahren, daß meine Vorgängerin 1000 DM mehr pro Monat bekommen hat, weil sie Pädagogin war. Dabei habe ich die Umsatzzahlen um 60 % gesteigert, weil es mir gelang, meine Mitarbeiter, psychisch kranke Erwachsene zu stärken und ihnen so viel Selbstbewußtsein zu geben, das sie auch arbeiten konnten, wenn ich nicht im Raum war. Erklärtes Ziel der Einrichtung. Und wir hatten viel Teambesprechungen und Ähnliches, ich war oft halbe Tage nicht anwesend in der Werkstatt. ich blieb die einzige Weberin, die das in den 12 Jahren, in denen die Werkstatt existierte, die dieses Vertrauen in ihre Crew hatte und die Crew in mich. trotzdem war ich die, die am schlechtesten bezahlt war. Auch mein Nachfolger, ebenfalls Weber, bekam gleich mehr Geld als ich, weil er seine Meisterprüfung schon hatte und daher auch einen ADA Schein (Ausbilder der Auzubildenden). Ich habe ja mittlerweile auch meine Meisterprüfung und kann nur sagen, der ADA Schein vermittelt nicht viel. Ich habe schon in meiner sehr guten Anleitung zur Gruppenleitung von Jugendgruppen mehr Pädagogik gelernt, als der ADA Schein vermittelt. Eine Zeitlang habe ich mir den Job mit einer Freundin, ebenfalls Weberin, geteilt. Da erfuhr ich, das auch sie einen anderen Stundenlohn bekam, wie ich. Das brachte ich zur Sprache und die Antwort war *Ja aber sie hat auch ein Architekturstudium, sie könnte ja woanders arbeiten und mehr verdienen* Was hilft ihr das bei der Aufgabe ? So vergrault man sich seine Mitarbeiter.
Liebe Antigone, liebe Sabine-Rosine, die Diskussion hier ist auch deshalb so interessant, weil jede von uns einen anderen Hintergrund und damit andere Erfahrungen hat. Ich bin schon ein paarmal angesprochen worden, ob ich bei Märkten mitmachen wollte. Jedesmal, wenn ich die Höhe der Standgebühr hörte, habe ich dankend abgelehnt. Aber ich habe mir jetzt vorgenommen, dann deutlicher zu erläutern, warum ich überhaupt nicht bereit bin, eine Standgebühr zu bezahlen. Märkte leben von Vielfalt. Ein ganz großer Teil der Angebote ist fast immer Essen und Trinken. Da wird richtig Geld verdient. Die Leute kommen aber nicht nur wegen der Würstchen und des Glühweins (oder was auch immer), sie kommen wegen der Atmosphäre. Und die entsteht durch die anderen Angebote, vor allem durch Dinge, die man nicht in jedem Kaufhaus bekommt. Man will auf einem Markt ja auch was zu gucken haben und mit Glück findet man dann auch was Besonderes. Ich liebe zum Beispiel den Kunsthandwerkermarkt in Mannheim. Das ist einer der drei Weihnachtsmärkte und der einzige, den ich jedes Jahr besuche. Ich habe keine Ahnung, wie weit sich dieser Markt für die Anbieter rentiert. Ich finde eigentlich immer was Schönes. Und da viele Anbieter jedes Jahr da sind, vermute ich, dass es sich lohnt. Auch wenn das Hauptpublikum sich natürlich um die "Fressstände" konzentriert. Bei unserem Mittelaltermarkt gab es eine sehr faire Gebührenordnung: 75 € für reine Verkaufsstände, 10 % für Bewirtungsstände und keine Gebühren für diejenigen, die ein Handwerk vorführten, auch wenn sie natürlich ihre Produkte verkauften. Ich bin froh, dass ich mir die Weberei als Leidenschaft leisten kann, weil ich in Rente bin. Wenn ich sehe, wie Du, Antigone, und viele andere Weberinnen sich abmühen müssen, dann ist es schon bewundernswert, dass Ihr überhaupt bei der Stange bleibt. Aber ich vermute, dass so manche Weberin notgedrungen auch aufgibt. Liebe Grüße Hildegund
Gundels-Webereien 11.05.2016 19:53
WildeWebe Liebe Hildegund,
Leider ! Immer wieder erreichen mich Nachrichten von Webereien oder von Läden, die versuchen Webereien zu verkaufen, es gab da mal eine Weberin, die sehr engagiert versuchte einen Laden zu führen mit Webereien aus ganz Deutschland, direkt neben einem gut besuchten Café in einer Touristenecke, die aufgegeben haben. Zur Zeit lösen sich auch viele Webereien auf, die 80 Jahre oder länger bestanden, weil die letzten Weber der Traditonswerkstatt gestorben sind und diese Werkstätten meist groß waren, mehrere Webstühle stehen hatten und sich dafür keine Nachfolger finden.
Ich habe mir schon manches Mal gedacht, wirtschaftlich stünde ich besser da, wenn ich die Weberei aufgeben würde, aber ich mag es doch nicht tun. Es gibt allerdings auch einige Weber, denen es tatsächlich gelingt, davon zu überleben. Und manche, noch weniger, leben sogar ganz gut davon ;)) So richtig habe ich nie herausgefunden, was sie so anders machen.
Mein Nachbar auf der Mützingenta war für 3 Jahre ein Töpfer. Der fasste meine Bemühungen prägnant zusammen : *Engagement Top, Umsatz Flop* Von der Mützingenta, einem Markt im Wendland zur kulturellen Landpartie, konnte ich für mich das sagen, was mein Kollege, ein Fotograf, dazu sagte auf die Frage : *Wie war der Markt für Dich ?* - *Emotional gut*
Der Töpfer hatte zusammen mit anderen Kunsthandwerkern einen Verkaufsraum, den sie sich teilten, ebenso die Dienste darin, die Werkstätten waren woanders. Er erzählte, es hätten jetzt drei Weberinnen versucht, sich einzuklinken, alle mußten nach einem halben Jahr wieder aufgeben, weil sich ihre Produkte nicht ausreichend verkauften, um die Kosten sinnvoll zu machen.
Gundels-Webereien Liebe Antigone, der "tollste" Markt war letztes Jahr ein Kunst- und Kunsthandwerkermarkt in Mannheim. Wieder war ich da mit meiner Freundin, diesmal mit ihren Bildern und ich mit der Weberei. Unsere Männer haben auch mitgeholfen beim Zelt-Auf- und Abbau. Beim Aufbau wurden wir komplett durchnässt und auch später hat es immer wieder gegossen. Wir haben rein gar nichts verkauft und dann auch ziemlich früh wieder abgebaut. Lustig war es trotzdem, aber wir gehen da nie wieder hin. Trotzdem ist gerade das Miteinander immer wieder eine treibende Kraft. Alleine würde ich oft nicht die Kurve kriegen, es macht ja nur halb so viel Spaß. In den USA gibt es in einzelnen Orten die "weaver's guild", wohl eine Fortführung der früheren Handwerkergilden. Ich weiß nicht, ob das nur für Profis ist oder ob auch Autodidakten wie ich da ihren Platz hätten. Aber ich nehme an, dass das eine sehr fruchtbare Geschichte ist. - Ich habe es gerade noch gegoogelt und es gibt eine Anzahl dieser Guilds sowohl in den USA als auch in Kanada. Da sind teilweise Weberinnen, Spinnerinnen, Strickerinnen, alle Arten textiler Gestaltung, vereinigt. Du siehst, ich bin gerade am Fantasieren. Es wäre doch schön, wenn wir auch sowas hinbekämen. Im Grunde ist dieses Forum ja ein Versuch in die Richtung. Ich denke mal noch eine Weile über das Thema nach. Viele Grüße Hildegund
WildeWebe Diese guilds sind Webergruppen, in denen sich Weber treffen und austauschen, Unterricht nehmen ect. Soweit ich weiß umfasst das alle Weber und auch weben auf Rahmen oder Weben mit diesen kleinen Dingern, die man in einer Hand halten kann. Weaving in the palm of your hand. Es gibt mittlerweile auch sehr viel Literatur zur Weiterverarbeitung von Quadraten, die so gewebt wurden, manches ist wirklich sehr witzig und manches erstaunlich kunstvoll. Mit dem alten Handwerk und den Handwerksgilden hat es mehr den Namen gemeinsam. Die Gilden sind ja auch älter, als die Europäer in Amerika. Als Europäer nach Amerika auswanderten, gab es die Gilden in der alten Form schon nicht mehr. In sofern könnte man tatsächlich sagen, dies ist eine virtuelle weaving guild. Ich finde es aber auch sehr beachtlich, wie viele es davon in den USA gibt, allerdings darf man beim Vergleichen nicht vergessen, das unser kleines Deutschland ja allerhöchstens ein Bundesstaat der USA wäre. Also kann ich das gar nicht beurteilen, wo mehr los ist. Hier oder in den USA.
Ich habe mich letztens bei instgram angemeldet. Ich wollte Weberei Photos für etsy posten. Das klappt nicht, weil ich kein Smartphone und kein Windows 10 habe und so die dazugehörige app gar nicht runterladen kann. Aber ich kann Bilder gucken. Und den Unterschied der Ergebnisse, wenn ich handgewebt oder aber handwoven eingebe, den fand ich schon sehr gravierend. Die deutschen geposteten Gewebe waren eher traditionell und nicht besonders aufregend neu, bei handwoven sah das anders aus. Aber natürlich ist das nur eine Momentaufnahme. Ich habe nur an einem Abend geguckt. Es könnte wann anders natürlich genau umgekehrt sein. Als ich vor zwei Jahren anfing um etsy rumzuschleichen, fühlte ich mich mit meinen Geweben ganz klein und mickrig, weil ich auf ganz viel großartige neu gedachte Gewebe stieß. Mittlerweile bin ich ja bei etsy und da finde ich von dem Ungewöhnlichen Gewebten gar nicht mehr so viel, aber viel, was die meisten von uns wohl als sehr old fashioned empfinden würden und hier auf DaWanda wirds gerade manchmal richtig spannend im Gewebe. Es kommt letztendlich doch immer auf die an, die sich engagieren.
Übrigens habe ich Gutscheine von 10 € von etsy zu vergeben. Wenn jemand noch nicht bei etsy angemeldet ist und Interesse hat, dann bitte PN an mich.
WildeWebe (Manager) 12.05.2016 22:33
WildeWebe Spannende Seite ! Ich mag Textil Kunst. Ganz groß darin sind auch die Osteutropäer. Ich war in den 80ern ständig auf Textilkunstausstellungen, dann brach das hier in Deutschland plötzlich ein. Seit 2009 belebt es sich langsam wieder. Erstaunlicherweise sind es jetzt oft Künstler, die ursprünglich gar keine Textiler sind, die sich für Textilkunst interessieren und damit beginnen. Leider gibt es zu den Ausstellungen, die ich in Hannover besucht habe : Aufstand ! der nichtsnutzigen Textilien und Ausstellungen der Handwerksform Hannover nicht viele Photos im Netz, ich habe mich damals sehr gefreut, das mal wieder was passiert. Eine meine Lieblingskünstlerinnen in Tapesserie ist Garbiele Grosse Auch von ihr gibt es leider nur wenige Bilder im Netz.
WildeWebe (Manager) 12.05.2016 22:46
Gundels-Webereien Liebe Antigone, weil ich zwei Tage unterwegs war, melde ich mich erst jetzt. Ich habe mir die Seiten einiger weavers' guilds angeschaut und ein sehr breites Spektrum vorgefunden. Das geht von recht schlicht bis zu höchster Qualität. Auf die guilds bin ich gekommen durch das Buch "weave, knit, wear", das ich neulich schon mal empfohlen habe. Bilder daraus habe ich Dir gerade per Mail geschickt. Die dürfen hier ja nicht ohne Weiteres veröffentlicht werden. Da sind schon sehr spannende Stoffe dabei. Interessant finde ich auch die Verwendung handgemalter Ketten. Wie das technisch geht, ist mir nicht klar. Aber ans Färben wage ich mich vorläufig auch nicht ran. Ich stelle überhaupt fest, dass die Weberei für mich eine ganz eigene Dynamik entwickelt. Was ursprünglich nur als Hobby gedacht war, nimmt jetzt ganz schön viel Raum ein. Ich hatte ja eigentlich auch nicht vor, meine Arbeiten zu verkaufen. Das ergab sich so, weil ich immer wieder gefragt wurde, ob ich dazu bereit sei. Wo ist eigentlich Sabine-Rosine abgeblieben? Liebe Grüße Hildegund
Gundels-Webereien 15.05.2016 14:32
WildeWebe Vermutlich pfingstliche Verpflichtungen, die habe ich jetzt auch und bin erst ab Dienstag wieder hier ! Schöne Pfingsten.
WildeWebe (Manager) 15.05.2016 15:13
Sabine-Rosine Hallo Hildegund, hallo Antigone, ja, ich bin noch da, aber ich wollte mich über Pfingsten ein bisschen ausklinken. Zum einem sind wir nach langer Zeit wieder auf den Pfingstmarkt in Satemin gefahren und dann habe ich den Eindruck, dass meinem Mann meine Engagement hier etwas zuviel wird - aber.... ich habe jahrelang, um nicht zu sagenJahrzehnte lang versucht, mit ihm über diesen "Webkomplex" zu reden. Bis auf einen Freund von ihm, ein ehemaliger Kollege, der sagte, man müsse meine Webstühle im Garten verbrennen , hat er zu meiner Begeisterung - ausser ... du und dein Webstuhl - nicht viel kritisiert. Aber er hat sich nie dafür interessiert und wundert sich jetzt, dass ich eben andere Wege des Gedankenaustausches gesucht und gefunden habe. Ich bemühe mich allerdings sehr, nicht zuviel zu reden - zu schreiben - irgendwann wird es wahrscheinlich auch Euch zuviel. Aber Ihr habt so viele Gedanken und Überlegungen geäussert, dass ich unmöglich bis heute abend mit meiner Nachricht warten kann. Wir waren ja in Satemin ( früher Kukate ) seit einer langen Pause und es war schon beeindruckend, diese Veränderungen zu beobachten. So schön wie früher fand ich es nicht mehr, woran liegt es? Vorweg, eigentlich kann es nie eine eindeutige Antwort geben, es ist immer ein Bündel von Argumenten, das macht ja alles so schwierig. Natürlich, ich bin älter (alt) geworden, vielleicht habe ich schon so viel in dieser Hinsicht gesehen, dass es sich ein wenig abgenutzt hat. Aber da waren ja all die anderen Leute, der Riesenparkplatz war voll. Bis auf wenige Ausnahmen waren es schon in die Jahre gekommene - so wie wir- wir sagen dann immer, das sind die Übriggebliebenen 68iger. Sie sind mittlerweile klassisch sportlich gekleidet, es ist ihnen anzusehen, dass sie bestimmt in einer geschmackvoll eingerichteten Wohnung leben mit vielen kunsthandwerklichen Gegenständen. Und das ist dann der nächste Punkt: Sie haben schon alles in dieser Richtung, bzw., da sie ja schon älter sind - so wie ich - wollen sie nicht noch mehr dazustellen. Weil ja, das wissen sie, das zukünftige Leben überschaubar wird und dann überlegt man sich schon, soll ich jetzt noch dies und das dazukaufen. Alle Dinge im Leben wollen ja auch gepflegt werden, gerade diese handgefertigten Textilien. Die wirft man nicht einfach 3 x in der Woche in die Waschmaschine, den Trockner. So ein schönes Geschirrtuch - auch aus Halbleinen - will liebevoll gebügelt werden, usw.,usw. Und die älteren Leute, für mich die einzigen, die noch ein Gefühl für das haben, über das wir hier reden, haben ja mittlerweile auch nicht mehr soviel Kraft um sich um die Bewältigung von Haus und Garten zu kümmern, weil naturgemäss in einem gewissen Alter auch gesundheitliche Probleme auftreten. Jedenfalls habe ich auf unserem Weg in das Dorf und zurück bemerkt, dass kaum jemand etwas gekauft hat. Zwei oder drei Gruppen trugen diese rostigen Gartenobjekte zu ihren Autos - von diesen Teilen hatten wir auf einem Kunsthandwerkermarkt in Österreich auch zwei gekauft. Ja, und dann hat man das und dann ist es auch gut, mehr nicht. Jeder dritte oder vierte Aussteller hat Schmuck präsentiert - sehr schöne Sachen - dann eine Schneiderin hübsche Kostüme mit Hahnentrittmuster. So etwas habe ich mit 22 Jahren bei meinen Vorstellungsgesprächen getragen. Ja, das sieht gut aus, ist auch eine Handwerkskunst, die grosse Geschicklichkeit erfordert .... aber, wer zieht heute so etwas noch an -- aber dazu komme ich gleich noch. Desweiteren, ein bisschen Filz, ein bisschen Holz - schön, aber die Leute, wie oben schon erwähnt, haben das alles, so wie wir.Und in dem Zusammenhang, bitte lacht mich nicht aus, aber ja, wem sollen sie so etwas schenken oder auch hinterlassen. Ich habe mich in jungen Jahren so gefreut, wenn mir meine Eltern mir eine Kiefernholztruhe, eine besondere Silberkette, eine Tischdecke, einen Flickenteppich geschenkt haben. Aber ich habe den Eindruck, dass die jüngeren Menschen in dieser Hinsicht einen ganz anderen Weg eingeschlagen haben. Wenn mir z.Bsp. der 30jährige Nachbar sagt, als wir über Kochen, Backen, Geschirr und geerbte Servietten aus weissem Leinen sprechen: 1 Pfanne, gegessen wird in der Betriebskantine und die Servietten kann man doch als Putzlumpen verwenden. Wir sind durch Zufall, weil wir uns das Haus hier noch in Süddeutschland wohnend im Internet ausgesucht hatten in einer sehr interessanten Wohngegend gelandet. Es gibt hier nur junge Paare mit kleinen Kindern, alle so zwischen 30 und 40. Ja, die haben keine Vorhänge - ich spreche jetzt nicht von den Gardinen mit denen man die Fenster zuhängt - an den Fenstern,sieht alles ganz kahl aus, die haben auch keine Teppiche auf dem Boden liegen, weil das Staubsaugen viel schneller ohne geht. Die machen ihre elektrischen Rolläden abends zu , wozu da noch schöne Vorhänge. Die machen ja nur Arbeit - abnehmen - waschen - bügeln - vielleicht vorher noch weben und nähen. Nein, ich bin mittlerweile so weit, dass ich mir eingestehen muss, dass die Zeiten sich geändert haben. Mir fällt ein, dass ich einmal über die Weberinnen des Bauhauses mit ihren herausragenden und damals modernen Geweben gelesen hatte. Eine Weberin emigrierte in die USA, dort gab sie das Weben, welches sie so sehr liebte - nach kurzer Zeit auf. Sie sagte, Weben ist nicht mehr zeitgemäss. Vielleicht war auch sie aufgrund ihres Alters desillusioniert. Oder lag es daran, dass sie keine Resonanz dort fand? Aber, wie Du, Hildegund, schreibst, wird die Webtradition durch die Handweavers Guild immer noch lebendig gehalten. Ich hoffe, dass Ihr mir meine Ansichten nicht übelnehmt, aber wie Ihr auch schon erwähnt habt, jeder kommt aus einer anderen Situation in Berührung mit dem Weben und ich sollte froh sein, dass ich meine persönlichen Neigungen darin verwirklichen kann, aber nicht davon leben muss. Antigone, Du schreibst über die Erschöpfung nach solchen Ausstellungstagen. Ja, genau das habe ich in Satemin beim Anblick der Aussteller bemerkt. Es wurde nichts gekauft, sie standen in der Kälte und sahen so müde und enttäuscht aus. Sie taten mir sehr leid, weil sie ja ausnahmslos vorher soviel geleistet haben und das Verkaufen bedeutet ja nicht nur eine materielle Einnahme sondern ist auch wichtig für das Selbstwertgefühl. Der Frust, der sich in den Gesichtern zeigte, verschwindet ja auch nicht wie eine Erkältung, sondern setzt sich in der Seele fest. Deshalb wollte ich hier und da etwas kaufen - aber da hat mein Mann nicht mitgemacht ... du kannst doch nicht nur aus Mitgefühl ..... Dann habe ich aber doch aus purem Eigennutz etwas gekauft , schöne, blaue Keramik. Ja , und hinterher habe ich gemerkt, dass wir zu dem Zeitpunkt den eigentlichen Markt schon verlassen hatte und die Töpferwerkstatt dort ständig ist, das war wohl so etwas wie eine Freudsche Fehlleistung. So, und nun komme ich noch zum Schluss zu den Kostümen Tweed oder Hahnentrittmuster, selbstverständlich reine Schurwolle. Ich sagte ja, solche Kleidung habe ich auch während meiner Berufstätigkeit getragen und wo habe ich gerne gekauft, aus lauter Frust, um mich für den Büroalltag zu belohnen. Ich bin mittags in die Hamburger Innenstadt gefahren und war dann bei Laura Ashley oder Ladage & Oelke - die schönen Dufflecoats, die ungefähr 300 Jahre halten. Und in diesem Zusammenhang habe ich eine Idee! Ich weiss zwar nicht wie geschickt man das anstellen müsste, aber in diesen traditionellen Geschäften hätten handgewebte Produkte eine Chance. Denn dort befindet sich auch das Publikum, welches bereit ist, für Kleidung und Wohnaccessoires Geld auszugeben und welches auch das Besondere an diesen Produkten schätzt. Was meint Ihr, es liegt gar nicht mal an den Produkten, sondern an dem nicht so optimalen Standort zur Vermarktung?! Ich vergesse auch nicht, dass ich einem Väv Magasinet las, dass Jackie Kennedy bei einer aus Schweden nach Amerika ausgewanderten Weberin 30 graue Flickenteppiche für ihr Feriendomizil bestellt hat. Also müssten wir eine andere Käuferschicht ansprechen, aber wie???. Ich hoffe, Ihr habt Euch durch meinen Roman ohne ernsthafte Probleme gequält..,bis demnächst liebe Grüße Sabine
Sabine-Rosine 17.05.2016 13:12
Gundels-Webereien Hallo liebe Sabine-Rosine, liebe Antigone, beim Verkauf über Geschäfte muss man davon ausgehen, dass die Geschäfte einen großen Teil des Verkaufserlöses einbehalten. Das sind selbst wenn die Ware nur in Kommission genommen wird, oft 50%. Dieser hohe Prozentsatz hat sicher seine Berechtigung, weil es teuer ist, einen Laden, Verkaufspersonal usw. zu betreiben. Aber dann wird mein Erzeugnis entweder schrecklich teuer oder ich habe nichts davon. Eine sehr gute Art der Vermarktung habe ich in Vancouver auf Granville Island gesehen. http://www.circlecraft.net/store Aber auch die dort vertretenen Kunsthandwerker/Künstler brauchen noch andere Vertriebswege. Für mich ist DaWanda ein guter Weg, auch wenn ich hier nicht so viel verkaufe. Es ist auch ein Schaufenster für meinen Freundes- und Bekanntenkreis. Ich habe schon Handgewebtes in Museumsshops gesehen. Da braucht man aber persönliche Verbindungen zum Personal. Weil sich meine Produktion in Grenzen hält, ist der Verkauf für mich kein so dringendes Problem. Ich habe mir schon überlegt, ob ich bei DaWanda außer nach Deutschland auch in andere Länder liefern soll. Was meinst Du, Antigone, lohnt sich das? Heute habe ich Dich übrigens wieder weiterempfohlen an einen Schreiner, der wissen wollte, ob ich Möbelstoffe weben kann. Es war aber keine sehr konkrete Anfrage. Viele Grüße Hildegund
Gundels-Webereien 17.05.2016 21:25
WildeWebe Sorry, ihr Lieben. Es war ganz viel Mutti und etwas Zeitdruck bei mir. Ich möchte so gerne ausführlich antworten, denke mal ab Dienstag wirds normaler ;)) Schönen Restsonntag.
WildeWebe (Manager) 22.05.2016 19:18
WildeWebe Eine Kurz Antwort schon mal ;)) Die alteingessesenen Kunsthandwerkermärkte werden von jungen Menschen als *Omi Veranstaltungen* empfunden und sie haben nicht unrecht. Selbst in Mützingen, der freakigste Markt, den ich kenne, waren die meisten Aussteller im Großelternalter, ich ja auch und wir haben so gedacht, wir, die Kunsthandwerker habe ein Nachfolger Problem, nicht nur die einzelnen Gewerke, sondern auch das Kunsthandwerk insgesamt. Da ist das Revival des DIY schon gut, daraus kann eine neue Generation KunsthandwerkerInnen erwachsen.
Ich verkaufe übrigens viel an jüngere Menschen. Aber erst seitdem ich keine Tischwäsche mehr herstelle ;)).
@Hildegund Vielen Dank für die Empfehlung. Ich habe keine großen Hoffnungen, das da was hinterherkommt. Ich werde selbst auch oft gefragt, ob ich nicht könnte.... Aber weiter geht es selten, weil die Insustriestoffe immer besser werden und leichter zu beschaffen sind, dabei sind sie gar nicht immer günstiger.
WildeWebe Oh, hier war nicht nur ich die letzte Zeit nicht mehr. Auch ihr habt es nicht geschafft. Bei mir ist der Mutter intensivste Monat jetzt vorbei. Ich denke immer wieder, an den Feiertagen könnte ich ja...., und dann sagt meine Mutter : und dann sitze ich hier an Ostern, Muttertag, Pfingsten ect. ganz alleine hier und das bringe ich dann nicht fertig. Und wenn ich wieder in der Werkstatt bin, laufe ich meiner Zeit hinterher, versuche alles zu ordnen, allein mails, PNs, sonstige Nachrichten zu vier Shops.... und gefühlt bin ich dann schon wieder unterwegs zu meiner Mutter- Nun ist ihr 89er Geburtstag auch überstanden, nun wird es mal wieder mehr Werkstatt.
Am Sonntag bin ich auf einem Markt, allerdings ist das einer, der wirklich wenig Aufwand erfordert. Ich nehme nur meinen Schmuck, vor allem den maritimen mit, packe den Fahrradhänger und ziehe ihn eine viertel Stunde zu Fuß an den Kai, wo die Förde einen Knick macht und der NordOstsee Kanal beginnt. Es ist ein maritimes Fest. Das Meer steht im Mittelpunkt. Ohne Standgebühr. Zwei Teile von einem Tapetentisch. Der Tiessenkai ist auch ohne Fest bei schönem Wetter ein vielbesuchter Ort, Traditionssegler, große Vielmaster liegen im Wasser und es gibt einige nette Möglichkeiten dort seinen Kaffee oder was auch immer zu trinken. Ich glaube allerdings nicht, daß ich eine Chance hätte, dort auch Gewebtes zu verkaufen
WildeWebe (Manager) 02.06.2016 23:19
WildeWebe Zu besserer Übersichtlichkeit teile ich den Text mal ein bißchen ein.
Zum Verkaufen in Geschäften kann ich nur sagen, daß es für mich nicht funktioniert hat. Ich habe immer wieder Angebote angenommen, meine Sachen in Geschäften abzugeben, aber selten ist dort auch etwas verkauft worden und das, obwohl sich die Ladeninhaber wirklich viel Mühe gegeben haben und begeistert von meinen Sachen waren, sie schön dekoriert haben, auch mehrmals die Dekoration umgestaltet haben.
Ich habe z.B. im Harz in einem Kunsthandwerkladen direkt neben einem sehr beliebten Café meine Kissen gehabt. Ich selbst habe von diesen Kissen viele verkauft, ich glaube mittlerweile mehr als 100. Aber dort wurde in einem halben Jahr ein einziges verkauft. Dann hatte ich bei einem jungen Mann mit einem sehr trendigen Label meine Mäppchen. Er hat einige verkauft und mir das Geld überwiesen, jetzt habe ich schon ewig nichts mehr von ihm gehört. Kurz bevor ich umzog, habe ich noch mal nachgefragt, da hatte es aber keinen neuen Verkauf gegeben und er meinte, er würde sich halt melden, wenn er etwas verkauft. Sollte er inzwischen versucht haben, sie mir zurückzuschicken, dann sind sie an ihn zurückgegangen, weil das mittlerweile so weit weg ist von mir (gedanklich), das ich ihm immer noch nicht meine Adressenänderung mitgeteilt habe.
Ich hatte meine Kissen auch in einem laden für schöne Dinge in der Nachbarschaft des Teeladens, die hatte sie sogar im Fenster dekoriert, aber ohne Erfolg.
Ich weiß, daß ich mit meinen Geweben in so traditionellen Geschäften keinen großen Erfolg haben würde, dafür sind sie zu zeitgenössisch, manchmal farblich laut, manchmal ungewohnt. Hätte ich aber traditionelle Gewebe, dann würde ich es einfach versuchen. In den Laden gehen und fragen.
Insgesamt habe ich festgestellt, daß sich traditionelle Gewebe ganz gut verkaufen lassen. Je mehr sie dem Bild der Handweberei in der Bevölkerung entsprechen, um so leichter, allerdings ist das so gar nicht meins. Als Nebenlinie kann ich mir das hin und wieder vorstellen und hatte auch schon klassische Ketten mit gebrochenem weiß und rohleinenfarben gestreift und habe Kissen und Handtücher gemacht, die hatte ich relativ schnell verkauft, wobei das natürlich auch Zufall gewesen sein kann.
Ich verkaufe viel an die immer selben Personen. Das ist auffallend, das sehr viele meiner Kunden mehrmals kaufen. Nur bräuchte ich mehr von solchen Kunden. Und von solchen Kunden bin ich dann oft zufällig entdeckt worden, z.B. in meiner Werkstatt in einem 1000 Seelen Dorf in Niedersachsen. In meinem 9.Jahr dort ;)) Eine Kundin kam und kaufte eine Serie von 5 Kissen. Dann brachte sie eine Freundin mit, die kaufte einen Poncho, dann ihre Tochter, die kaufte vier Kissen auf einmal, dann kam noch mal sie und kaufte nochmal 5 Kissen. Sowas ist ein Glücksfall. ich habe auch einen Stammkunden, der sich jedes Jahr ein Kissen kaufte, seine Frau gab dann zu Weihnachten eine Decke in Auftrag. Insgesamt hat er für sich 10 Kissen gekauft, von denen er zwei an seine Töchter verschenkt hat, die diese Kissen lieben, wie einen Teddybären und überall mit hinschleppen. Wie viele Mäppchen sie insgesamt gekauft haben, das kann ich gar nicht sagen, noch zwei Schals dazu. Auch hier am neuen Ort habe ich bereits eine Stammkundin, die mittlerweile vier Kissen, vier Schals und eine Decke gekauft hat. Klingt doch toll, oder ? Leider ist sie so ziemlich die einzige Kundin, die ich hier habe. Nicht ganz, aber fast.
WildeWebe (Manager) 02.06.2016 23:41
WildeWebe Merkwürdigerweise ist es mir das einzige Mal, das ich in Satemin war, ganz ähnlich gegangen, wie Dir Sabine. Wobei ich bei mir den Verdacht habe, daß ich mir den Spaß an Kunsthandwerkermärkten selbst vermasselt habe durch die vielen Besuche von wenig erfolgreichen Kunstahndwerkermärkten. Es ist schwierig für mich, in die Besucherperspektive zurück zu wechseln, zumal ich auf fast jedem Markt Kunsthandwerker treffe, mit denen ich schon gemeinsam auf Märkten gestanden habe. der kreis der ausstellenden Kunsthandwerker insgesamt ist eher klein. Ich bin mir nicht so sicher, ob sich das Konzept nicht insgesamt ziemlich ausgelebt hat. Die meisten etablierten Märkte bestehen seit den 80ern. Deshalb hatte ich Hoffnungen, daß die neuen *Designermärkte* frischen Wind bringen könnten, aber die, die ich besucht habe, als Beobachterin, waren auch nicht sehr ermutigend. Ich habe viele Aussteller gesehen, die entmutigt aussahen, mit manchen, die sich das nicht mehr so anmerken lassen, habe ich gesprochen und kaum jemand hatte etwas verkauft.
Die Märkte, die Hildegund besucht, die sind, zumindest zur Zeit noch, erfolgreicher. Märkte zu einem Thema, die ein eingegrenzteres Publikum ansprechen, wie Mittelaltermärkte und Märkte, die auf privatem Grund statt finden.
Übrigens verkaufe ich weder an Leute mit viel Geld gut, mit der Ausnahme der Kissenfrau ;)), im Gegenteil, meine Kunden müssen sich das oft sehr überlegen, ob sie das Geld ausgeben können, ich biete auch Ratenzahlung an, und wenn es 20 €/Monat sind, bisher habe ich mein Geld immer bekommen, noch sind meine Kunden von einer Altersgruppe. Es kommt viel mehr darauf an, ob die Emotion überspringt. Auch Hartz IV oder früher Sozialhilfeempfänger haben bei mir schon gekauft. Ich habe auch shcon Arbeit gegen Ware getauscht. Mein Lieblingstausch, ein Babytragetuch gegen Ziegenfrischkäse. Zwei mal die Woche brachte mir die ältere Tochter meiner Kundin, die war damals vier und wir waren Nachbarn, 250 g Ziegenkäse vorbei. Da so ein Tuch teuer ist, hatte ich sehr lange gut davon und denke noch immer gern daran. Auf Märkten kaufen zum Beispiel Kinder und Jugendliche gerne meine Mäppchen. Kissen verkaufe ich mehr an 50+, Schals sehr gemischt.
WildeWebe (Manager) 02.06.2016 23:57
Gundels-Webereien Hallo Antigone, da wünsche ich Dir mal viel Erfolg bei Deinem Sonntagsmarkt. Das klingt ja so, als wäre es schon eine Freude, einfach dabei zu sein. Und das Wetter soll ja auch viel schöner werden als hier unten bei uns. Wobei, so ein bisschen kalter Wind könnte ja den Schalverkauf ankurbeln :).
Gundels-Webereien 03.06.2016 21:22
WildeWebe Ich werde die Webereien gar nicht mitnehmen, weil es um maritime Themane geht auf dem Markt, aber ich habe schon darüber nachgedacht, ob es nicht sinnvoll wäre, im Gewebe auch eine maritime Linie zu gestalten. Beim Schmuck hat sich das als Nische herausgestellt, in der ich auch gefunden werde.
WildeWebe (Manager) 03.06.2016 21:56
Gundels-Webereien Die maritime Linie halte ich für eine großartige Idee. Wenn ich mal von mir ausgehe, dann nehme ich aus einem Urlaub gerne auch ein hochwertiges Andenken mit. Und was dann als Mitbringsel angeboten wird, ist ja oft sehr austauschbar. Wenn Du das Glück hast, dass Dein Wohnort viele Touristen anzieht, dann ist das möglicherweise ein sehr erfolgversprechender Ansatz. Ich bin gerade in Eile, aber das wollte ich doch loswerden. Viel Erfolg morgen und herzliche Grüße aus dem verregneten Süden, Hildegund
Gundels-Webereien 04.06.2016 10:36
WildeWebe Ja, ich muß mich mal dran machen, genau wie eine Männerkollektion. Ich habe sowieso sehr viele männliche Kunden, sowohl beim Gewebe, wie auch beim Schmuck und ich kenne eine ganze Reihe Männer, die gern bunter tragen würden, wenn sie denn etwas entsprechendes finden. Das Problem dabei ist mehr die Zeit und die Ruhe, um eine Linie zu entwickeln. Erst mal werde ich die Schlingen weiter ausarbeiten (Mopp Struktur)
Und wie man sehen kann, bin nicht ich etwa ein bißchen Begriffsstutzig, was ich natürlich auch immer mal wieder bin, sondern es ist tatsächlich kompliziert. Der Weber dort hat sogar 4 Kettbäume, ich vermute der 4. Kettbaum ist für die Schlingen unter dem Gewebe, die man auf dem einen Photo erkennen kann.
WildeWebe (Manager) 04.06.2016 14:51
Gundels-Webereien Die Männer habe ich auch eindeutig vernachlässigt. Dabei probieren sie dann oft farbenfrohe Schals an, die ich eindeutig nicht für sie konzipiert habe. Da muss ich mich wohl noch viel gezielter von Mann und Sohn beraten lassen. Und ganz bewusst immer wieder auch Schals für Männer einplanen. Woher kommt die Faszination für Schlingen? Da kann ich den praktischen Nutzen noch nicht so recht sehen, was aber keine Kritik sein soll. Ich habe jetzt bei einem Schal einen reflektierenden Faden eingewebt. Gerade im Hinblick auf Fußgänger und Radfahrer in der dunkleren Jahreszeit finde ich das eine sinnvolle Geschichte.
Hallo, zu dem Bericht aus Holland kann ich etwas beitragen. Vor geraumer Zeit hat der Webertreff NRW einen kleinen Ausflug unternommen zu einer sehr alten Webereifabrik , dort werden sogenannte Putzlappen hergestellt . Diese werden an den alten Dampflokomotiven bei den Museumsbahnen gebraucht, um die Achsen der Räder mit Öl zu versorgen. Diese kleine Webereifabrik wird von einer sehr alten Dame noch immer geführt und wir hatten die Möglichkeit das alles zu besichtigen . Es werden tatsächlich im ganzen 4 Ketten benötigt , die zum Teil auch direkt von den Spulen laufen . 2Ketten sind für das Grundgewebe und 1 für die kurzen Schlingen auf dem Gewebe und 1 für die langen Schlingen unter dem Gewebe . Die langen Schlingen hängen in einer Ölwanne und nehmen das Öl auf und geben es dann an die kurzen Schlingen weiter, so das die Achsen nicht heiß laufen können.
Die Frau Meckenstock in der Nähe von Mettmann hat noch gut zu tun, da es nur noch ganz wenige dieser Webereien gibt. Ist ja auch logisch, die modernen Züge sind ja ganz anders gebaut. Auf der Blogseite des Webertreff NRW gibt es dazu einen Bericht.
Vielleicht ist es ja von Interesse.
Ein schönes Wochenende Haranie
Haranie 04.06.2016 18:26
WildeWebe Hallo Haranie,
Das finde ich sehr spannend ! Danke, das Du mich aufgeklärt hast, wofür die langen Schlingen unter dem Gewebe sind. Würdest Du den Blogbeitrag mal verlinken ?
Angefangen mit den Schlingen hat es bei mir mit der Aktion der Kreativchaoten zu Wischmopp und CoKG. http://de.dawanda.com/topic/23/13685743 Bei meiner Mutter fand ich dann einen Mopp aus den 40er/50er Jahren. Er hat die Schlingen nur auf einer Seite. Ich habe ihn nicht zerschnitten, aber meine Gewebeanalyse ergab auch, das es ein Grundgitter aus einem festgedrehten dünnen Faden gibt, der einmal in der Kette und einmal im Schuß vorkommt und die anderen dicken Fäden quasi umrahmt. Bei den dicken Fäden, die im Mopp meiner Mutter in der Kette laufen, gibt es welche, die glatt liegen und welche die Schlingen bilden. Also ist mir klar, das ich zwei Kettbäume, einen für die dünnen Baumwollfäden und einen für die dicken glatt laufenden brauche und bremsbare Spulen, auf denen die Schlingenbildenden dicken Fäden laufen. Wenn sie von einem Kettbaum kämen, dann bräuchte der eine elastische Kettspannung, sonst könnte man sich das Material für die Schlaufen ja nicht nach vorne holen. Um mein erstes Schlingengewebe zu weben, habe ich die Schlingen mit dem Schuß gebildet.
@Hildegund Vor den Kreativchaoten habe ich nie über Schlingen nachgedacht. Jetzt kam das Thema, der Fund des alten Muffs und die Tatsache zusammen, das meine Schülerin und Freundin, nachdem sie in meinem heutigen Alter das Weben erlernte, sich mit über 70 entschlossen hat, das Weben aufzugeben. Sie hatte mit mir zusammen in einer Wiedereingliederungswerkstatt für psychisch Kranke gearbeitet. Das war schon einige Zeit, nachdem ich ihr die Grundzüge der Weberei vermittelte. Dort machten wir Teppiche und mein Nachfolger kaufte gute, feste, dicke, reine Teppichwolle, um eine ganz andere Art von Teppich herzustellen, als wir sie bis dahin gemacht hatten. Als die Werkstatt aufgelöst wurde, kaufte meine Schülerin sehr viel von dem Garn und das landet jetzt plötzlich bei mir, verstopft meine Werkstatt, ich habe ein echtes Platz Problem, ist aber viel zu hochqualitativ und einmalig, als daß ich es einfach verkaufen wollte. Nun suche ich also einen Verwendungszweck für dieses Material und da kam mir der Mopp gerade recht. Denn eins weiß ich sicher, ich will keine Teppiche machen. Zumindest nicht im großen Stil. ich glaube, daß diese Schlingen in die momentane Aufmerksamkeit für textile grobe Strukturen gut passen könnte und hoffe auf ein vermarktbares Produkt.
WildeWebe (Manager) 04.06.2016 20:28
Haranie Hallo, gerade habe ich Deinen Beitrag gelesen und möchte ganz flott vor dem Abendessen Deinem Wunsch nachkommen. Aber das Verlinken kann ich nicht, darum hier die Internetadresse : www.webertreff eingeben und den Beitrag vom 6.Juli 2014 mit der Bezeichnung Zeitreise raussuchen. Dort ist über unseren Ausflug ein Bericht mit Bildern. Jetzt aber schnell in die Küche.
Ich hatte das bei den Kreativchaoten erzählt, Antjesha hat es verlinkt.
WildeWebe (Manager) 06.06.2016 22:54
Haranie Danke für das Verlinken, mir ist das leider nicht möglich.
Haranie
Haranie 07.06.2016 20:11
WildeWebe Es ist ganz einfach. wenn Du eine Seite aufgerufen hast, steht oben in der Zeile über der Seite und unter Datei, Bearbeiten, usw. eine Adresse. Über die fährst Du mit der Maus, dann wird sie blau. Jetzt gehst Du auf die Taste Strg, die ist ganz unten links und rechts vom Buchstabenfeld. Gleichzeitig mit der Taste Steuerung drückst Dz die Taste c. C steht für Copy. Das, was du blau gemacht hast, in diesem Fall die Adresse, wird kopiert. Dann klickst Du hier ins Feld, wie wenn Du schreiben willst und drückst wieder auf Strg. diemal aber gelichzeitig auf V für einvügen ;))) (einfügen natürlich). Schon erscheint die Adresszeile im Text. Nach dem Senden wird sie blau und ist anklickbar. Wichtig ist nach dem Kopieren auf den Zurückpfeil, wenn Du schließt, bist Du raus aus DaWanda.
AnneSusanneweben Ich habe eine Frage zum Thema Vermarktung ... und muss sagen, daß ich den Plan ein paar unserer überzähligen Web"ergebnisse" über diese Plattform zu verkaufen noch einmal überdenken muss. Ich bin doch etwas geschockt über die Kompliziertheit der Shoperöffnung, die ganzen AGb's, Wiederrufsbelehrungen usw. . Besonders schwierig finde ich die ( Klein-) Gewerbeanmeldung, denn als privater Verkäufer scheint man ja nur zu gelten, wenn man " 1 - 2 übrige Teile" verkauft ... oder so, oder wie ?
Wie haltet ihr's ? Gibt es überhaupt private Verkäufer unter euch ?
AnneSusanneweben 15.08.2016 22:04
WildeWebe Hier auf DaWanda wird es immer so dargestellt, daß Du ein gewerblicher Verkäufer bist, sobald du beginnst zu verkaufen. Die Definition des Gewerbeamtes mag so oder ähnlich klingen, sie geht davon aus, daß gewerbetreibend ist, wer mit Gewinnstreben verkauft. Wenn man sich dann am Gewerbeamt angemeldet hat und zu viel Krankenkasse bezahlt, sich mit der Verpackungsverordnung rumschlägt, ect., kommt nach dem ersten Jahr, so war es bei mir, das Finanzamt und sagt : Sie haben hier so und so viel Verlust gemacht, bei mir waren es über 1000 € im Jahr, weil ich für meinen Webstuhl einen Raum anmieten mußte, wir sprechen Ihnen das Gewinnstreben ab und stufen sie als Liebhaberei ein. Ich hab mich damals dagegen gewehrt, weil unter Kunsthandwerkern der Status Liebhaberei geradezu gefürchtet ist, aber warum ? Weil die meisten ihre Verluste von der Steuer absetzen und das geht nur, wenn man als Gewerbe anerkannt ist. Für ein Familieneinkommen oder für jemanden, der Steuern für seinen Hauptjob zahlt, mag das ein wichtiges Argument sein, ich verdiente aber gar nicht genug, um einkommenssteuerpflichtig zu sein. Also bin ich nun in der Liebhaberei. Allerdings habe ich dennoch eine Widerrufsbelehrung, du kannst Dir meine gern kopieren. Aber Adresse ändern natürlich ! AGB läßt Du einfach frei, dann gelten die des bürgerlichen Rechts.
Ich sags mal so. Sobald du regelmäßigen Gewinn hast, bist zu ein gewerblicher Verkäufer. Und auch in der Liebhaberei lohnt es sich Buch zu führen. Jede meiner Quittungen hat eine Nummer, es ist alles transparent und nachvollziehbar, falls mal jemand den Status überprüfen wollen würde.
WildeWebe (Manager) 21.08.2016 13:00
LMedea Hallo, ihr lieben Weber und Weberinnen. Gestern Abend habe ich hier alle Beiträge zur "Vermarktung" gelesen und kann mich jetzt nicht bremsen auch meinen Senf dazu zu geben. Als seit kurzem auch webende Kauffrau und Pädagogin ist mir besonders aufgefallen mit welcher Liebe und Hingabe ihr von euren Produkten, den Schwierigkeiten der verschiedenen Techniken etc. sprecht. Über den (emotionalen) Vorteil für den Käufer habe ich fast nicht gelesen. Da gab es zwar Negativbeispiele ("ach den Lappen, den sie mir gegeben haben), aber positive "Stories" über die uralte Kunst des Webens scheint ihr den Kunden momentan nicht zu vermitteln. Ich bin zum Weben über japanische Handarbeitstechniken (Sashiko und Shibori) gekommen und so auf das Saori-Weben gestoßen. Hier gibt es zwar auch "Technik", aber in erster Linie "Gefühle" und keine Perfektion, sondern ein Ausleben von Kreativität und kein "richtig" oder "falsch". Der Weg (die Bewegung) ist das Ziel und nicht so sehr das Produkt. Dies ist "natürlich" ein Hobbyansatz, aber auch vom Verkauf von "Hobbymaterial" leben manche Menschen ganz gut. Wobei die Kauffrau in mir bei einigen Beiträgen in diesem Thread die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hat. Wenn eine große Decke (Unikat), die wahrscheinlich mir großem Aufwand geplant und hergestellt worden ist, für 200 oder 300 Euro verkauft werden soll, so fallen mir spontan die Begriffe Kalkulation (Vor- und Nachkalkulation) und Selbstausbeutung ein. Wahrscheinlich deckt der geforderte Preis die Materialkosten, aber wohl kaum die Selbstkosten, wenn alle Fertigungs- und Gemeinkosten mit einbezogen werden. Ich möchte mal daran erinnern, dass wir (zum Glück) jetzt endlich ein Mindestlohngesetz in Deutschland haben und diese Werte sollte jeder Mensch, der sein Produkt verkaufen möchte, als tiefsten Kalkulationswert mit einbeziehen. Der Planungs- und Rüstaufwand wird zwar dann bei Kleinserien geringer - kalkulatorisch muss er aber immer auch berücksichtigt werden. Na und über die Höhe der Vertriebskosten (Märkte) habt ihr ja ausführlich berichtet. Sind diese Kosten aber wirklich in eurer Kalkulation in angemessener Höhe integriert? Ich befürchte: nein. Ich will hier nicht mit Betriebswirtschaft "langweilen", aber ein angemessener Preis ist auch eine Frage der Selbstachtung, des Selbstwertgefühls oder die Frage, ob man sich Lebensmittel von der Tafel holen muss, trotzdem man den ganzen Tag arbeitet. Aber nochmal zur "Vermarktung" zurück. Ich denke, den Kunden sollte nicht nur ein interessantes Stück Stoff verkauft werden, sondern immer auch eine gute "Story". Beim Handweben stehen wir in Konkurrenz zu industriell gefertigten Produkten und den ausbeuterischen Produktionsweisen in Bangladesch oder anderen "Drittwelt"-Produzenten. Und genau diesen Unterschied gilt es dann beim Verkauf auch zu kommunizieren. Ebenfalls sollte die Komplexität des Produktionsprozesses wieder stärker ins Bewusstsein gerufen werden - also nicht nur das "Schiffchen hin und her werfen" am Stand demonstrieren, sondern die Kunden mal die Kettfäden in die Litzen einziehen lassen oder sie dürfen sich wegschären *grinz*. So, jetzt ist erstmal Schluss. Ich hoffe, die Diskussion um bisher nicht beschriebene Aspekte erweitert zu haben und freue mich, wenn vielleicht daraus weitere Überlegungen zu einer besseren Vermarktung entstehen. LG Medea
LMedea 27.03.2017 17:25
ZeitenSprung Liebe Medea, vielen Dank für diesen Beitrag. In sehr vielen Punkten sprichst Du mir aus der Seele. Das ist das Problem, das viele Leute nie Kalkulation gelernt haben. Energiekosten fürs färben, für die Waschmaschine zur Nachbehandlung, die Fahrt zur Post, das Alles fällt oft unter "ach - das Bisschen" Ne Versicherung hat kaum Jemand, und für Arbeit die so viel Freude macht, kann man ja schlecht Stundenlohn verlangen. Vielleicht magst Du als Fachfrau für uns einmal aufschreiben, was so alles in die Kalkulation gehört.
ZeitenSprung 28.03.2017 19:42
LMedea Hallo ZeitenSprung,
danke für die Bestärkung meiner Sichtweise, aber Du stellst mir da eine sehr schwierige Aufgabe.
Wie kann ich Menschen etwas nahebringen, wenn selbst der Hunger (Tafel) oder Autoritäten (Finanzamt) es bisher nicht geschafft haben klar zu machen, dass in der Betrachtungsweise (Kalkulation) einiges nicht stimmt? Man kann doch nur etwas lernen, wenn man auch irgendwie bereit ist etwas zu lernen und die Probleme nicht ignoriert.
Wir sind hier im Internet und jede/r ist in der Lage das Wort "Kalkulation" in die Suchmaschine zu werfen. Die Transferleistung die Begriff "Mehl, Tomaten, Käse" (http://www.welt-der-bwl.de/Kalkulationsschema) gegen "Wolle, Miete, Strom" auszutauschen sollte eigentlich auch leistbar sein - man muss es aber auch machen!
Beim Weben wird viel vorneweg geplant - Anzahl der Fäden, Garnbedarf ... Wenn alle in ein zukünftiges Werkstück fließenden Faktoren geldwert zusammengestellt werden, also auch der Strom der Waschmaschine und insbesondere, die Zeiten, dann hätten wir eine Kalkulation (Plan). Und wenn dann nach der Fertigstellung des Werkstücks geguckt wird, ob die prognostizierten Werte gestimmt haben, dann haben wir eine Nachkalkulation. Mittels der Nachkalkulation können wir einerseits zukünftige Produkte geldmäßig besser planen und andererseits jetzt einen fairen Preis festlegen.
Die Frage, was in eine Kalkulation gehört, lässt sich ganz einfach beantworten: ALLES. Alles, was uns Geld, Zeit und Nerven kostet, alles, was uns den Schlaf raubt (Altersvorsorge, Finanzamt, ...), einfach alles - mal so global betrachtet. Wer Fairtrade-Kaffee trinkt, sich aber selbst ausbeutet, macht auch etwas falsch. *frechgrinz*
ZeitenSprung Man kann auch Litzen knüpfen googeln. ;) und *frechzurückgrins* Du kommst hier rein gepoltert, mopperst ne Runde und rufst Bedienung bitte.
Wie Du schon fest gestellt hast, es ist schwierig. Schwierig zu erklären, schwierig umzusetzen, ich könnte noch stundelang plaudern, aber da wartet viel Arbeit auf mich. Und der fair gehandelte Kaffee ist auch ausgetrunken.
ZeitenSprung 29.03.2017 12:46
CarolinesClothing Ich hatte mir mal einen Link zum Thema Preisgestaltung abgespeichert, den ich für eine grobe Übersicht ganz hilfreich fand:
Die Beispielrechnungen weiter unten lassen sich vielleicht nicht komplett so übernehmen, aber die Auflistung am Anfang finde ich ganz gut. Zumindest mir geht es so, dass ich viele der Punkte bisher gar nicht so auf dem Schirm hatte. Vielleicht kann es euch ja auch noch ein bisschen weiter helfen :-)