Wenn Sie hier auf Links zu eBay klicken und einen Kauf tätigen, kann dies dazu führen, dass diese Website eine Provision erhält.
Hallo ihr Lieben, ich habe einen gebrauchten Webstuhl von Weviti. Nun habe ich die erste Kette durch die Litzen gezogen und am Warenbaum befestigt. Das Ganze drei Mal, weil mir immer wieder Fehler aufgefallen sind. Jetzt bin ich mir sehr sicher, dass die Kettfäden richtig durch die Litzen und die Anschlaglade gezogen sind, aber das Fach öffnet sich sehr unsauber. Woran kann das noch liegen? Wäre sehr dankbar für Input! Viele Grüße!
MonkeySpotter 19.09.2016 19:03
Gundels-Webereien Vielleicht musst Du die Fäden einfach straffer spannen, d. h. den Warenbaum noch etwas in Deine Richtung drehen. Viel Erfolg Hildegund
Gundels-Webereien 20.09.2016 12:00
WildeWebe Ich vermute, es liegt am Vorbinden. Die Fäden müssen alle die gleiche Spannung haben. Dazu einen schmalen Strang zwischen Daumen und Zeigefinger immer wieder ausstreichen, den Strang über die Anbindestange legen, teilen, an beiden Enden hochholen, einen einfachen Schlag, also nur einmal verkreuzt, darauf setzen. Dieser Knoten hält nicht und das soll er auch nicht ! Das einmal über die gesamte Webbreite. Dann vom anderen Ende jeden Knoten nachziehen. Mehrmals wiederholen. Mit dem Handrücken über die Einzugsbreite fühlen, ob noch Unebenheiten gegeben sind, erst wenn isch alles gleichmäßig anfühlt, einen zweiten Knoten oben drauf setzen.
Wenn Du das sorgfältig gemacht hast und es funktioniert immer noch nicht schön gleichmäßig, dann liegt es an der Verbindung zwischen Tritten und Schäften.
WildeWebe (Manager) 20.09.2016 12:48
lebenswust Kann verschiedene Ursachen haben ... wie sieht das unsaubere Fach denn genau aus? Heben sich die Kettfäden eines bestimmten Schaftes nicht? (-> über Verschnürung Schafthebung und/oder Schafthöhe anpassen) Oder "kleben" die Fäden aneinander? (-> Blatteinzug ändern) Oder hängen wahllos Fäden ins Fach? Dann könnte das an der Kettspannung liegen - möglicherweise Schär- und/oder Bäumfehler. Beheben lässt sich so einiges mit kleinen Tricks, ohne die ganze Einrichtung nochmal von vorn machen zu müssen. Das ist per Ferndiagnose aber nicht möglich. Gibt es eine Weberin/einen Weber in deiner Nähe, der sich das Ganze mal anschauen könnte? Alternativ mach ein Foto und sende es mir über die Kontaktfunktion, dann wird der erhoffte "Input" genauer ;)
lebenswust 21.09.2016 10:01
WildeWebe Klappt es inzwischen mit dem Fach ?
WildeWebe (Manager) 29.09.2016 15:42
CarolinesClothing Da meine Frage auch mit Fachrichten zu tun hat, hänge ich mich mal hier hinten dran.
Ich bin gerade dabei, zum erstem mal einen Webstuhl einzurichten. Es ist ein Varpapuu mit 4 Schäften und 6 Tritten (Kontermarsch). Eine große Hilfe dabei ist mir das Buch "Am Webstuhl mit 4 Schäften" von Ursula Kircher. Da habe ich mich am meisten dran orientiert. Ich übernehme auch die von ihr gezeigte Verschnürung für 6 Tritte mit Leinwand- und Köperbindung. Das "Handbuch Weben" von Erika Arndt habe ich auch noch.
Verschnürt habe ich mit dem TEXSOLV System. Grundsätzlich hat auch erstmal alles ganz gut geklappt. Schäfte aufhängen und an die Querschemel anbinden lief gut. Auch das Anbinden der Tritte an die Querschemel hat eigentlich gut geklappt. Nach dem lösen der Feststeller hat auch noch alles in einer guten Position gehangen. Dann bin ich aber angefangen, die einzelnen Tritte bzw. die Lage der Schäfte zu überprüfen.
Es sollte doch so sein, dass die jeweils gehobenen bzw. gesenkten Schäfte auf gleicher Höhe liegen bzw. nach vorne leicht tiefer liegen (es gibt dazu eine Zeichnung im Buch von Erika Arndt). Wenn ich jetzt auf die Tritte gehe, liegen die Schäfte aber meistens nicht ganz korrekt zueinander und ich muss die Schnürung nachjustieren. Wie das grundsätzlich funktioniert, ist mir auch klar. Aber wenn ich anfange, die Schnürung zu korrigieren, verändert sich dadurch die Lage meiner Querschemel und Tritte. Die Querschemel sind nicht mehr gleichmäßig horizontal und die Tritte sind zum Teil unterschiedlich hoch. Wie sieht das denn bei euch aus? Hängt da in "ruhender Position" alles ganz gleichmäßig?
Und ist es bei euch auch so, dass sich der erste Tritt viel tiefer treten lässt wie der letzte (in meinem Fall also der sechste)? Könnte das vielleicht an den Abständen der Tritte zur Achse der Querschemel liegen (die ist bei mir rechts)? Aber sicher bin ich mir da nicht.
Bei manchen Tritten ist es auch so, dass sich die unteren Querschemel, die nach unten gehen, und die Tritte die sich etwas nach oben bewegen, gegenseitig irgendwie behindern. Kennst ihr das auch? Oder was könnte ich falsch gemacht haben?
Vielleicht habt ihr irgendeinen Tipp für mich, woran es hängen könnte oder ob es ganz und gar so sein muss. Da fehlt mir jetzt leider die Erfahrung, um das beurteilen zu können. Ich hatte mir gedacht, die Schäfte vorab so gut es geht auszurichten, bevor ich die Kette drauf mache. Weil jetzt komme ich noch gut an die Verschnürung ran. Der Webstuhl ist ansonsten nämlich echt klein, da ist anschließend nichts mit rein setzen.
CarolinesClothing 21.11.2016 19:49
WildeWebe Hallo Melanie ;))
Eins ist schon mal klar, eine blutige Anfängerin bist Du nicht mehr. Du stellst Fragen, die bereits ein ziemliches Maß an Verständnis vorraussetzen.
Fachrichten ist keine so leichte Aufgabe und auch bei mir hängt manchmal etwas so, wie es nicht so schön aussieht ! Der Abstand zu den Achsen spielt durchaus eine Rolle. Sowohl bei den Querschemeln als auch bei den Tritten. Deshalb ist es sinnvoll die Schnüre von der Achse weg etwas zu verlängern, weil der Winkel größer wird beim Treten. Bei den Querschemeln hab ich es meistens dabei belassen, wie es ist.
Diese Sache mit dem Verhaken ist nervig. Hast Du Abstandhalter zwischen den aufgehängten Querschemeln ? sie helfen manchmal. Daß dein Webstuhl nicht viel Platz hat, begünstigt das Verhaken natürlich.
Die Kettspannung hilft übrigens dabei, die Schäfte im Gleichgewicht zu halten. Ich hab immer festgestellt, daß es mit gespannter Kette einfacher ist, das Fach zu regulieren, als ohne. Ich finde deine Überlegung aber klug, so viel wie möglich einzurichten, bevor Du die Kette drauf bringst, weil nachher alles viel schwerer zu erreichen ist. Ich mache das mittlerweile auch, auch wenn ich es anders gelernt habe. Und ich klettere auch nicht jedes Mal unter meinen Webstuhl, wenn etwas während des Webens nachjustiert werden muß. Das habe ich mir allerdings nicht ganz freiwillig abgewöhnt, sondern weil ich Miniskusverletzungen erst im einen, dann in beiden Knien hatte und auf eine OP verzichtet habe. Ich kam einfach nicht runter, und wenn ich runter kam, nur mit ganz großen Schwierigkeiten wieder hoch. Seitdem greife ich von oben durch die Kettfäden hindurch und justiere von dort. Geht allerdings auf die Bauchmuskeln ;))
Natürlich ist ein Fach mit ganz gleichmäßig sich hebenden Schäften das Ideal. Deshalb auch die Schräge von hinten nach vorn, sie soll das unterstützen. Ich verzichte allerdings darauf.
Mach das Fach nicht zu groß ! Ein etwas kleineres Fach, durch das das Schiffchen noch gut kommt, vielleicht 1 bis 2 cm höher als das Schiffchen ist mit etwas Übung ausreichend. Zu Beginn hilft ein größeres Fach sauber zu weben, aber die Kette wird dabei stärker belastet und die Bewegungen von Querschemeln und Tritten sind ausladender, wodurch ein Verhaken schneller passiert.
Keine Ahnung, ob das jetzt weiterhilft ?
Noch ein Wort zu Texsolv in der Verschnürung. Die Abstände zwischen den einzelnen Ösen ist relativ hoch, deshalb fehlt die oft die Höhe dazwischen, was ein sehr akkurates Einstellen des Fachs erschwert.
WildeWebe (Manager) 23.11.2016 13:30
CarolinesClothing Hallo Antigone,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Und "ja, es hilft"! Ich freue mich über jede Info, die ich bekommen kann :-)
Ich denke es wird doch das beste sein, wenn ich erstmal eine Kette aufziehe um zu sehen, wie es sich dann mit den Fächern verhält. Vorher werde ich aber nochmal die Länge der Schnüre im Bezug auf den Abstand zu den Achsen prüfen. Danke für den Tipp!
Abstandshalter zwischen den Querschemeln habe ich auch drin. Die habe ich extra so angeordnet, dass sich der obere Querschemel genau zwischen die unteren senken müsste...sollte... naja, dass war zumindest der theoretische Plan ;-) Allerdings habe ich auch jeweils nur einen cm Abstand dazwischen. Denn meine 4 Schäfte hängen auch sehr nah zusammen, füllen aber auch schon den ganzen Kontermarschkasten aus.
Über die Texsolv Verschnürung habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Ich hatte schon ein paar mal davon gelesen (vermutlich auch hier im Forum), dass es eine Einschränkung für die Genauigkeit gibt. Ist ja eigentlich auch logisch bei 1 cm Abständen. Allerdings muss ich gestehen, dass ich es gerne erstmal praktisch wollte und mich davor gedrückt habe, mich mit der Verschnürung per Kontermarschnur und verstellbarem Knoten zu beschäftigen. Aber ich werde das nochmal überdenken. Zumal ich jemand bin, der eigentlich sehr genau und ordentlich arbeitet.
Ich melde mich hier nochmal, wenn ich die Kette drauf habe, wie es dann aussieht.
CarolinesClothing 23.11.2016 14:45
WildeWebe Zumal ich jemand bin, der eigentlich sehr genau und ordentlich arbeitet.
perfekte Vorraussetzungen für erfolgreiches Weben ;)) Obwohl gerade *wilderes* Weben sehr *in* ist. Das allerdings muß ich richtig üben.
WildeWebe (Manager) 23.11.2016 16:15
CarolinesClothing Da muss ich nochmal nachfragen: was muss ich mir unter "wilderes weben" vorstellen?
CarolinesClothing 23.11.2016 17:37
WildeWebe ich weiß nicht, ob du dich für Mode interessierst, aber wenn Du dir die aktuellen Kollektionen vieler Modemacher ansiehst, dann siehst du grobe Webstrukturen, Schlingen, hängende Fäden, Kombinationen, die scheinbar gar nicht zusammenpassen, Materialzusammenstellungen, bei denen ein Material weniger einspringt als das andere, dadurch wellige Ränder enstehen.
Und wenn ich bei etsy gucke, was an Handgeweben gekauft wird, dann sind das viel Produkte, die etwas sehr unperfektes haben. Letzens gab es sogar einen Newsletter bei etsy zu wild weaves. Fand ich spannend, weil ich erst überlegt hatte, on ich versuche meinen Shopname zu übersetzen, mir dann aber nicht sicher war, ob das im englischen funktioniert.
CarolinesClothing Ah, ich verstehe. Diese Saori Weberei ist mir schon oft bei Pinterest begegnet. Ich dachte immer, es wäre ein bestimmtes Kleidungsstück, nicht eine Art des Webens. Ich hatte das bisher aber auch noch nicht genauer nachgeguck. Vielleicht weil mich das nicht sooo sehr anspricht. Aber deine Boa finde ich fantastisch! Das ist sicherlich auch nichts "klassisch" gewebtes aber ich finde, es passt alles toll zusammen und sieht nach hochwertiger Handwerkskunst aus. Ganz toll!
CarolinesClothing 24.11.2016 18:28
WildeWebe Vielen Dank ;)) Sie ist Teil meiner Abschlußarbeit als Gestalterin im Handwerk. Ich hatte mir das Thema *Boa, neu interpretiert* gewählt.
Bei etsy gibt es manche *Wandbehänge*, die mich ungut an die Auswüchse in der Weberei in den 80er Jahren erinnern. Aber man mag von den Arbeiten halten, was man möchte, in Deutschland hat die Welle, der plötzlich am Weben Interessierten das Handwerk neu belebt. Plötzlich gab es wieder Auszubildende.
Vor drei Jahren ist das Weben als Handwerksberuf abgeschafft worden, von den Innungen verschiedener Gewerke, die all diese Handwerkstechnicken zusammengefasst haben. Weben, Stricken, Sticken, Posamentieren, Klöppeln, Filzen um überhaupt ein Überleben zu gewährleisten. Ich persönliche stehe nicht so dazu und es liest sich auch merkwürdig, wenn ich plötzlich Meisterin im textilen Gestalten bin. (Dabei habe ich im Gegensatz zu vielen anderen Webern ja noch Gestaltungsunterricht gehabt) Für mich sind textile Gestalter die Absolventen eines Textilgestaltungs Studiums. Egal. Ich denke, gerade passiert wieder das Gleiche. Weben wird gerade wieder aktuell und das wird das Gewerk, ob es sich noch so nennt oder nicht, weiter erhalten. Vermutlich wird es auch wieder Menschen geben, die das gerne beruflich täten und richtig lernen möchten. Im Jahr vor der Änderung hatte die Weberinnung einen einzigen Lehrling, der eine Werkstattausbildung gemacht hat und nicht den Weg über die Schulung in Kukate ging.
WildeWebe (Manager) 24.11.2016 19:02
CarolinesClothing Ich gehe mal rüber zum Kaffeekränzchen, damit es hier nicht zu Off-Topic wird :-)
CarolinesClothing 29.11.2016 06:03
Christa-Lustig Hallo, kaum angemeldet, schon habe ich die erste Frage. Ich habe einen Toika Maria Hochwebstuhl mit zwei Schäften. Die Baumwolllitzen, die drauf waren, hatten ein Metallauge und waren völlig verrostet. Die Texsolv Litzen 280/12 sind sehr stramm, und ich bin mir nicht sicher, ob ich bei 30 Litzen die Kraft habe das Gestänge noch einzubauen. In der finnischen!! Gebrauchsanweisung habe ich 30 cm lange Litzen erraten. Die aktuelle Website von Toika empfiehlt ganz allgemein 330/12 er Litzen für Hochwebstühle. Wie straff müssen die Litzen sein um ein Fach zu bilden? Selbst knoten? Mit welchem Garn?
Danke im Voraus! Liebe Grüße Christa
Christa-Lustig 03.02.2017 16:19
Haranie Um die richtigen Litzen auf eines Hochwebstuhles zu beschaffen oder auch zu machen, muß nur der Rahmen ausgemessen zu werden oder aber die alten Litzen. Da ergibt sich doch die Länge welche man benötigt. Es geht auch nicht darum sie Straff zu haben , sondern dass sie auch geschoben werden können. Den auch beim Einziehen der Fäden bewegt man auch immer mal die Litzen.
Gruß Haranie
Haranie 08.02.2017 15:01
WildeWebe Hallo Christa, ich vermute mal die Litzen sind zu klein. Wenn für deinen Webstuhl 330er empfolen werden und 280er hast, dann sind das 5 cm Unterschied (vermute ich jetzt mal. Ich arbeite nicht mit Texolv, aber bei anderen Litzen handelt es sich bei diesen Zahlen um Längenangaben in mm)
Litzen selber knoten : Auf einem Brett in einer Linie 4 Schrauben anbringen, am besten welche, die außerhalb der Bretts kein Gewinde haben. Zwei sind für das Litzenauge, die anderen beiden für oben und unten. Mit Nägeln funktioniert es schlecht, weil die sich durch den Zug (auf den Faden beim Knoten) senken. Ist so ewig her, daß ich sowas gemacht habe, aber ich glaube es sind immer Kreuzknoten. Schnur zu finden, ist nicht so einfach. Früher mal gab es gewachste Schnüre für sowas, aber die sind schon lange nicht mehr zu bekommen. Was man allerdings bekommt ist gewachste Baumwolle im Schmuckbereich. Da du einiges an Metern brauchen würdest, würde ich mal bei Ebay gucken. 1 mm bis eventuell 1,2 mm, 2 mm ist auf jeden Fall viel zu dick. Das Litzenauge nicht zu klein machen. Gut ist, wenn Du mit dem Blattstecher durch das Auge passt, das erleichtert das Einziehen. Bei Rudi Künzl kosten 100 Stück 9,80 e, bzw. ab jetzt 1.Februar etwas mehr. Ich glaube, dafür lohnt sich das Knoten nicht und exakter sind sie sicherlich auch noch. http://www.kuenzl.de/webzubehoer/litzen.html
Viel Erfolg Antigone
WildeWebe (Manager) 10.02.2017 04:07
LMedea Hallo Antigone,
Du hast im letzten Post erklärt, wie man selber Litzen herstellen kann.
Ich muss gestehen, ich habe es noch nicht verstanden. Kannst Du bitte nochmal versuchen bzw. mir ein Feedback zu meinen folgenden Überlegungen geben? Ist der Abstand zwischen den äußeren Stahlstiften (Schrauben) die Länge der zukünftigen Litze und der Abstand zwischen den inneren die Größe des Litzenauges? Wird der Faden um die äußeren Stifte nur herumgelegt und nur das Auge durch 2 Knoten gebildet und werden die Litzen dann vom Brett geschnitten? Und stören die Schraubköpfe nicht beim Entnehmen der Litzen? Spontan könnte ich mir auch vorstellen für die äußeren Halter Holzdübel zu verwenden und für die inneren Stahlstifte ohne Kopf, aber das ist nur meine laienhafte Idee.
Je länger ich mich mit dem Weben beschäftige, um so mehr habe ich das Gefühl es wäre gut gewesen als Basis vielleicht doch eine Werkzeugmacher- oder Maschinenbau-Ausbildung zu haben, um all das verloren gegangene Weberwissen wieder zu aktivieren. Momentan denke ich z.B. auch intensiv über die Frage nach: Wie kommt der (dünne) Faden auf die Spule und wie lang ist er eigentlich? Ich sehe schon die irren Blicke "meines" Nähmaschinenmechaniker und "meines" Schreiners vor mir, wenn ich mit meiner neusten Konstruktionszeichnung bei ihnen auftauche. *lach*
LG Medea
LMedea 28.03.2017 12:49
Garn-Werkstatt Hallo Medea,
Deine Überlegungen scheinen mir ganz richtig. Mein erster gebrauchter Webstuhl kam mit Metall-Litzen in so exotischen Maßen, dass ich nirgendwo welche zukaufen konnte. Daraufhin habe ich mir ein Brett zum selber knoten gebaut. Dafür habe ich Nägel benutzt und nach dem Einschlagen die Köpfe abgekniffen. Etwas verletzungsgefährlich, aber zweckmäßig. Inzwischen habe ich den Webstuhl ersetzt und das "Nagelbrett" entsorgt, muss also auf meine Erinnerung zurückgreifen. Praktisch waren auch Litzen, bei denen ich die äußeren Enden lang hängen ließ und nur das Auge geknotet habe. Die kann man bei Fehlern im Einzug nachträglich direkt am Schaft zwischensetzen und erspart sich so, möglicherweise große Teile des Einzugs nochmal zu machen ;-)
Sabine
Garn-Werkstatt 30.03.2017 10:19
WildeWebe Hallo Sabine,
ich arbeite ja nur mit Schnurlitzen, Texolv ist nicht so mein System ;)) und ich mache es genau wie Du. Wenn ein Einzugsfehler das erlaubt, dann knote ich eine Litze zwischen oder um, bevor ich alles wieder rausrake. Allerdings kontrolliere ich lieber häufig beim Einzug, damit das gar nicht erst passiert, aber geschützt ist man nie davor, daß man sich versticht ;))
Hallo Medea,
Du hast das schon richtig verstanden. Zwei Nägel, um das Auge zu bilden, die anderen beiden, um die Litze abzuschließen. Übrigens ist es sinnvoll, immer einen Kreuzknoten zu machen. http://www.feuerwehr-wilster.de/pages/ju...kreuzknoten.php Weil sich sonst der Knoten lösen könnte oder auch stört. Ein kreuzknoten liegt flach.
Man braucht keine Werkzeugmacher Ausbildung, um zu weben. Aber Weber selbst war bis vor kurzem ein eigenständiger Ausbildungsberuf, es gibt ungeheuer viel Wissen. Und man kann es immer noch lernen, jetzt in der Ausbildung zum textilen Gestalter. Ich finde die Berufsbezeichnung unglücklich, tatsächlich wird man im ersten Jahr in verschiedene textile Techniken eingeführt, entscheidet sich dann für eine und macht eine zwei jährige Ausbildung in der gewählten Technik, z.B. als Weber.
Welches verlorengegangene Weberwissen meinst Du denn ? Deines ? Allgemein ? Gott sei Dank ist es allgemein noch nicht verloren, es gibt bestimmt noch 300 Meister oder mehr in Deutschland, ich bin einer davon, und es gibt jede Menge guter Webliteratur und neuerdings, ein Quelle, an die ich mich noch nicht ganz gewöhnt habe, weil es zu der Zeit, als ich Informationen suchte noch nicht mal PCs in durchschnittlichen Haushalten gab, jede Menge Videos auf YouTube, Blogs zum Weben ect. Und wenn einem das nicht weitreichend genug ist, dann kann man an Unibibliotheken im Katalog suchen, wie viele Bücher zum Weben einstehen, ich empfehle sehr die Uni Biblio Hannover und kann dort im Lesesaal über 100 Jahre alte Bücher zu bestimmten, heute kaum noch praktizierte Techniken lesen, wie Dreher, beidseitige Reformgewebe, ect. Das ist aber erst ab Gesellenprüfungsreife verständlich, vorher kann man mit den Zeichnungen und dem Text bestimmt wenig anfangen. Dazu muß man die Kenntnisse natürlich nicht zwingend in einer Lehre erworben haben, aber man sollte eben verstehen, wie Kette und Schuß funktionieren, was eine Bindung ist, wieso es auf einem Kettbaum mehr als ein Kettfadensystem geben kann, ect.
Faden auf die Spule : Die einfachste Methode ist natürlich einen Faden um ein *Schiffchen* zu wickeln. Das geht auch mit dünnen Fäden, dauert aber ewig. Ansonsten wird gespult. Mit einer Spulmaschine, wenn man die hat, als Anfänger sicher nicht, die kostet gerne 500 € oder mit einem Handspulrad. So etwas, genau wie Litzen bekommt man gut gebraucht hier : http://www.kuenzl.de oder auch mit Glück über ebay. Rudi Künzl hat auch nur das da, was er aufkaufen konnte, also neu hat er alles da oder kann es besorgen, aber gebraucht ist eben Glückssache.
Ich empfehle Dir sehr Dir ein gutes Buch zur Einführung zu besorgen. Zum Beispiel : Laila Lundell Das große Webbuch oder Erika Arndt Handbuch weben.
vielen lieben Dank für Eure freundlichen und sehr ausführlichen Antworten, die meine Überlegungen unterstützen.
Ich habe vor ziemlich vielen Jahren (Vor-Internet-Zeit) mal versucht meinem Nachnamen (Wollenweber) gerecht zu werden und bin damals kläglich schon an den Kettfäden für einen Webrahmen gescheitert. Nun habe ich wieder ziemlich viel Zeit und einen neuen Anlauf mit Hilfe des Internets gewagt. Und siehe da - es scheint zu klappen.
Ich besitze mittlerweile einen kleinen, alten Litzen-Lernwebstuhl und deshalb fand ich das Thema "Litzen selberherstellen" interessant, da ich wohl über kurz oder lang auch vor dieser Aufgabe stehen werde und ich die Interneterklärungen relativ spärlich fand. Mit Hilfe eurer Unterstützung ist mir nun die Technik ziemlich klar und auch ein möglicher Lieferant für Metalllitzenaugen (Maillons) ist in meiner Liste gespeichert. Hoffentlich muss man da nicht gleich 10.000 Stück kaufen. *lach*
Ich hatte schon mal gesagt, dass ich mich japanischer Handarbeit (Sashiko) beschäftigt habe und darüber zum Saori-Weben gekommen bin. Mich fasziniert die Gelassenheit den Weg als Ziel zu betrachten und (jede) Kreativität zuzulassen.
Dass man kein Werkzeugmacherausbildung für das Weben braucht ist mir natürlich schon klar, aber geschadet hätte es auch nicht. Um Garn zu spulen, baue ich z.B. im Augenblick eine alte Mandelmühle um und plane dann als nächsten Schritt einen Nähmaschinenmotor mit Fusspedal zur "Spulmaschine" umzurüsten, da ich (bisher) keine anderen, passenden Angebote gefunden habe. Und die Ausstattung dieser Maschine mit einer Längenzähleinrichtung zu einem günstigen Preis wäre dann natürlich eine "Krönung" des Werkes. Euro 156 für einen Längen-Zähler, wie bei Louet, kann oder will ich aber nicht bezahlen.
Da ich auch keine, in meinen Augen, sinnvolle Schäreinrichtung (aber schauerliche "Erklärvideos" bei YouTube) gefunden habe, habe ich bereits einen (für meinen Küchentisch passenden), ziemlich ergonomischen Schärrahmen gebaut, der sich auch ganz leicht zerlegen, verstauen und transportieren läßt. Für jemand mit einer komplett eingerichteten Werkstatt mag dies alles banal klingen, für einen Neustarter können scheinbar nicht lösbare Aufgaben (s.o.) schnell zum "Hobby"-Ende führen.
Mit "Schiffchen" meintest du sicher so flachen Garngabeln - ich meinte Spulen, die in einen Schützen eingelegt werden. Aber, wie gesagt, da arbeite ich gerade an Lösungen.
Bezüglich der Literatur auch herzlichen Dank für den Hinweis auf die Unibiblio Hannover. Ich lese gerne in der Deutschen Nationalbibliothek, Frankfurt - da ist für mich der Weg kürzer.
Also nochmals vielen Dank für das konstruktive "Mitdenken". LG Medea
LMedea 30.03.2017 17:07
WildeWebe So wie du haben viele Generationen von Webereien ihre Spulmaschinen selbst gebaut. Sehr beliebt auch Bohrmaschine, in die ein passender Dorn eingespannt wird oder Waschmaschinenmotor. Aber gerade zu Anfang, an dem einem alles noch zu schnell ist, ist so ein Handspulrad eine sinnvolle Investition.
Du brauchst keinen m Zähler. Wozu ? Hab ich auch nicht und in keiner der ca. 80 von mir besuchten Webereien je gesehen. Du spulst einfach den Faden auf und fertig. Wenn Du keine Reste auf deiner Spule haben willst, machst du am Ende deiner Kette die letzten paar cm einfach wilde Streifen und die Spulen leer, oder du errechnest vorher das Gewicht deiner Lauflänge und wiegst - erst die leere Spule und dann halt immer wieder bis das Gewicht erreicht ist. Aber du machst das echt kompliziert. Saori soll doch genau das Gegenteil sein. Ist übrigens auch überhaupt nichts anderes als ganz normales Weben mit mehr Material und Farben Mix, was gerne auch zu technischen Schwierigkeiten führen kann und die gewollte Leichtigkeit etwas beschwert. Und der Weg ist beim Weben immer Teil des Prozesses, immer langwierig und deshalb auch immer gelassen. Ohne Gelassenheit wird aus niemandem ein Weber. Da ist Filzen sehr viel geeigneter.