Ich dachte, ich halte den Titel mal allgemein. Vielleicht ergibt sich ja ein schöner Austausch um verschiedene Fundstücke.
Meine konkrete Frage dreht sich um den brettchengewebten Gürtel aus dem Vaaler Moor in Schleswig-Holstein. Der mit den Drehungen ohne Schuss über kurze Strecken. Kann mir jemand die genaue Datierung sagen? Entweder es ist nicht im Netz oder ich bin zu blöd, die Suchmaschine zu bedienen. Vielleicht ist auch einfach mein Hirn vor Hitze schon halb gar.
Ich weiss, dass der Gürtel ausführlich in Schlabows "Textilfunde der Eisenzeit in Norddeutschland" behandelt wird, möchte/kann aber grad keine 50 Euro für das Buch ausgeben. Jeden Hinweis, den ich finde, gibt mir nur die Eisenzeit und die war ja lang.
Ich habe eine entsprechende Borte gewebt (angelehnt) und werde die gleich einstellen. Da wäre es schön, könnte ich die genaue Datierung dazu nennen.
Vielen Dank schon mal im Voraus!
Liebe Grüße Bianca
Porta-patetDAWANDA 27.07.2013 15:22
zwerghuebich Hallo Bianca,
spannend! Ich habe leider auch keine genauere Datierung als Römische Kaiserzeit, aber das ist schonmal weniger lang ;-). Ich habe das Buch leider auch nicht, nur die "Trachten der Eisenzeit" von Schlabow, aber ich glaube, die Datierung ist ähnlich wie Thorsberg oder Vehnemoor, also 3./4. Jhd..
Ich bin gespannt auf die Borte und auf Fotos!
LG Sylvia
zwerghuebich 28.07.2013 10:58
Porta-patetDAWANDA Hallo Sylvia!
Vielen Dank für die Hinweise. Das hilft wirklich schon sehr. Vaaler Moor wird wirklich immer in Verbindung mit Thorsberg und Vehnemoor genannt. Ich habe inzwischen auch gelernt, dass es den Ort Vaale und den Ort Vaalermoor gibt, habe aber mit verschiedenen Schreibweisen nichts gefunden.
Hier sind Bilder - ich hoffe, es kommt jetzt nicht als Werbung rüber, aber alle hier in der Gruppe könnten die Borte ja selber weben - oder besser :-)
zwerghuebich Die Farben finde ich ganz fantastisch! Ich werde mir den Schlabow jetzt wohl doch mal bestellen, wer sich viel mit Textilien aus dieser Zeit beschäftigt, kommt wohl nicht drumherm...
Ich würde die Borte für mich als Gürtel auch gern mal nachweben, sehe ich das richtig, dass die Brettchen (außer am Rand) alle in die gleiche Richtung geschärt sind? Und wie oft hast du den Schußfaden ausgelassen?
zwerghuebich 02.08.2013 14:13
Porta-patetDAWANDA Danke für das Kompliment zu den Farben. Die Wolle habe ich schon ein Weilchen rumliegen. Ich mag rot und blau eigentlich sehr gern, aber es ist schon schön, mal was in ganz anderen Farben zu machen.
Ja, der Schlabow - für mich zwar die richtige Zeit, aber die falsche Gegend. Irgendwann bestell ich mir den aber auf alle Fälle. Dieses Jahr gab es aber schon einen Museumskatalog "Königinnen der Merowinger" und ich habe mir in den Kopf gesetzt, die Gewandung der Wisigarde nachzuschneidern. Schlabow muss also noch ein bisschen warten...
Ich habe die Brettchen tatsächlich alle S-geschärt. Die am Rand S/Z bzw Z/S, um zu vermeiden, dass sich die Borte in sich aufrollt. Das kommt aber aus meiner eigenen Interpretation, weil mir das bei Streifenmustern so am besten gefällt, wenn die Streifen jeweils nur 1 Brettchen breit sind. Die Randbrettchen sind je 2 x in grün aufgezogen.
Den Schussfaden habe ich jeweils für 20 Umdrehungen ausgelassen. Damit sind die Stellen ohne Schuss ungefähr so lang, wie der Gürtel breit ist und das Gürtelende kann da durchgefädelt werden wie durch ein Knopfloch. Den Schussfaden habe ich mitgeführt und 4 - 5 Mal um den äußeren Strang geschlungen, damit er nicht unmotiviert rumhängt, sondern sauber mitläuft.
Insgesamt hat mir das Weben Spass gemacht. Es geht auch sehr schnell von der Hand, weil man kein Muster einzählen muss. Um die Stücke zwischen den Aussparungen gleich lang zu bekommen, habe ich einfach einen Knopf auf ein Stück Wolle gefädelt und in die Aussparungen eingehängt. Am anderen Ende der Wolle habe ich einen Knoten gemacht und damit immer den Abstand gemessen. So brauchte ich noch nicht mal ein Maßband.
Porta-patetDAWANDA 04.08.2013 11:02
zwerghuebich Supi, danke für die Info! Im übrigen habe ich den Schlabow gerade frisch ausgepackt vor mir liegen;-), auf den ersten Blick aber nichts zur Datierung gefunden...
Falls du ihn dir kaufst: es gibt ja quasi nur eine gebundene Kopie des Originals von 1976 und was mich echt wurmt ist, dass die Abbildungen durch das Kopieren sehr dunkel geworden sind, gerade bei den Geweben kann man schlecht was erkennen. Die Abbildungen der Hosen von Damendorf und Thorsberg sind grottig, da kann man nicht wirklich eine Naht erkennen. Die Abbildungen der Geweberest - naja, geht gerade noch so, nur die Zeichnungen sind einigermaßen zu gebrauchen. Aber was will man machen...
zwerghuebich 07.08.2013 14:31
Porta-patetDAWANDA Vielen Dank für den Tip! Das mit den Abbildungen ist natürlich total schade. Gerade die sind ja wichtig. Da werde ich es vielleicht doch über das Antiquariat versuchen. Die Chancen halte ich zwar für sehr gering, aber vielleicht habe ich ja mal Glück
Porta-patetDAWANDA 08.08.2013 13:06
zwerghuebich Verrätst du mir noch, wie dick dein Garn war? Ich habe hier normalerweise zum Brettchenweben 12/2er Garn, aber das ist glaube ich viel dünner, oder? Das sind ungefähr 600 m auf 100 g. Damit komme ich bei 17 Brettchen jedenfalls niemals auf 3 cm...
zwerghuebich 10.08.2013 09:08
Porta-patetDAWANDA Ich bin mir nicht mehr sicher, weil ich das Garn schon eine Weile habe und zwei der Farben auch eingetauscht hatte. Ich meine, es ist 20/6 Lauflänge 333 m / 100 g (Wollknoll) Empfohlene Nadelstärke ist 2,5 - 3,0 Ich habe das Garn gerade nicht vor der Nase, aber es war mindestens 4fach verzwirnt, 6fach ist möglich.
600 m / 100 g ergibt max. 2 cm breite Borten bei 17 Brettchen bei mir. Dafür gibt es viele Borten aus einem Knäuel :-)
Porta-patetDAWANDA 12.08.2013 17:50
WildeWebe Will nur mal ganz kurz anmerken : Respekt vor eurem Fachwissen. Hier kann ich von Euch lernen.
WildeWebe (Manager) 13.08.2013 12:46
Porta-patetDAWANDA Pffff, Frau Webe sprachs und ich stell fest, ich habe Mist erzählt :-( Das Garn ist doch nur 2fach gezwirnt. Das andere habe ich wieder weggelegt. Die Lauflänge kommt aber in etwa hin.
Wenn Du, Sylvia, aber lieber das dünne Garn nehmen möchtest, dann mach doch einfach mehr Streifen oder die Streifen 2 Brettchen breit. Ich geh bei sowas auch immer danach, welche Farben ich verwenden möchte. Manche habe ich nur in dem ganz feinen Garn. Ich habe sogar schon das Garn mit 600 m Lauflänge doppelt aufgezogen (also 2 Fädchen in 1 Loch), damit es zum anderen Garn passt. Muss man aber je nach Muster aufpassen, das kann verwirrend sein.
Porta-patetDAWANDA 13.08.2013 16:34
zwerghuebich Antigone: Das sieht nur so aus ;-)
Ich habe mal eben schnell - haha - einen Spickzettel nach Schlabow für einen der Gürtel aus dem Vaaler Moor (besschrieben sind fünf, davon drei brettchengewebte) geschrieben und angewebt, ganz interessant, aber etwas anders als der von dir. Vielleicht schaffe ich heute abend mal ein Foto.
Jedenfalls sind es hier 24 Brettchen, je Kante 6 Randbrettchen in dunklerer Farbe, abwechselnd S und Z geschärt, in der Mitte 12 Musterbrettchen in hellerer Farbe und in eine Richtung geschärt, die aber nur mit zwei Fäden bezogen, immer zwei nebeneinanderliegende Löcher. Es werden nach jedem Schuß zwei Schußfäden eingelegt, einer von rechts, einer von links, Richtungswechsel der Brettchen nach drei Zentimetern und dann vier Zentimeter dann ohne Schuß.
Durch die zwei dunkleren Schußfäden sieht man bei den Musterbrettchen da den dunkleren Schuß da, wo die Fäden fehlen und bekommt so zweifarbige Diagonalen. Gefällt mir ganz gut!
zwerghuebich 14.08.2013 08:47
WildeWebe Das sieht nicht nur so aus ! Natürlich weiß ich, was S- und Z ist. Ich weiß auch, man kann Brettchen mal so und mal so rum drehen. Aber wie schärt man S- oder Z ?
WildeWebe (Manager) 14.08.2013 10:45
Cor-magisDAWANDA Antigone, das ist nicht schwierig. Stell Dir vor, Du hast ein Brettchen aufrecht vor Dir stehen, mit der Schmalseite zu Dir. Jetzt kannst Du die Fädchen von links oder von rechts einfädeln. Das ist S oder Z. Die Einfädelrichtung kann das Muster beeinflussen. Dummerweise haben verschiedene Autoren verschiedene Sichtweisen. Manche sehen das S bzw. Z in der Einfädelrichtung, andere in der Richtung, in die die Fäden dann verzwirnt werden. Ist dummerweise genau entgegengesetzt. Aber wenn man es für sich mal raus hat, ist das kein Problem mehr.
Mit einem Knäuel Garn in der Hand vor einem riesigen Webstuhl zu stehen ist die größere Herausforderung :-)
Cor-magisDAWANDA 14.08.2013 17:14
Cor-magisDAWANDA Sylvia, das klingt nach einem tollen Band. Ich liebe missed-hole-Muster!! Die Sache mit den zwei Schussfäden klingt auch spannend. Ich kann mir gut vorstellen, dass dadurch der Schuss besser zur Geltung kommt. Ich glaube, ich mach auch mal wieder was in der Richtung. Ich muss da nur sehr acht geben, den Schussfaden nicht zu fest zu ziehen. Ich neige zum fest anschlagen und eng anziehen. Da geht der Effekt verloren. Hmm, da heute ein fädchenfreier Tag war, fange ich vielleicht morgen damit an :-)
Cor-magisDAWANDA 14.08.2013 17:18
WildeWebe Danke für die Erklärung @Bianca. Ich hatte mir schon gedacht, das es mit dem Einfädeln zu tun hat, kam dann aber gedanklich nicht weiter, weil ich das Brettchen breit vor mir stehen sah. und dann geht nur von hinten.
WildeWebe (Manager) 14.08.2013 18:14
zwerghuebich So, ich habe jetzt schon ein Stückchen gewebt, hier ist ein Foto meines Gürtels:
Frei wie im Schlabow beschrieben sind das auf jeder Seite sechs Randbrettchen in etwas dunklerer Farbe (bei mir Heidekraut-Grün) und 12 Musterbrettchen in hellerer Farbe (Walnuß 3. Zug). Die Randbrettchen sind abwechselnd S und Z geschärt, die Musterbrettchen alle in einer Richtung und nur mit zwei Fäden bezogen.
Zu sehen ist auf dem Stückchen einmal der Richtungswechsel der Diagonalstreifen und ein Stückchen ohne Schuß - läßt sich auf dem Rahmen doof fotografieren...
Porta-patetDAWANDA Das Band schaut super aus! Hast Du die Ränder in grün und beige aufgezogen? Die Farbwahl gefällt mir sehr gut. Das wirkt dezent und edel
Porta-patetDAWANDA 20.08.2013 14:34
ZeitenSprung Sylvia ist ein paar tage unterwegs. Sie schreibt aber das die Ränder grün und die Mitte beige ist. Wie ich sie kenne hat sie die Ränder ganz uni gemacht.
ZeitenSprung 20.08.2013 17:38
WollhexDAWANDA sehr schön, mit etwas verändertem Rand kann man mit dem Muster herrlich spielen.
Da ich dieses Thema hier entdeckt habe, wollte ich mal meinen Rekonstruktionsversuch eines Gürtelrestes aus dem Vaalermoor (Nr.4) vorstellen: Hier zu sehen ist mein Rekonstruktionsversuch eines Gürtels in Brettchenwebtechnik aus dem Vaalermoor (Nr.4), Kr. Dithmarschen. (Publiziert in Schlabow, Karl; Textilfunde der Eisenzeit in Norddeutschland,1976). Gewebt mit 20 Vierlochbrettchen. Breiteste Stelle ca. 4,5cm breit, Anfang und Ende ca.2cm. Bezogen mit wallnussgefärbter Wolle. (lt. Fundbericht Naturwolle braun). Schussfaden: Schurwolle, birkegefärbt. https://www.facebook.com/media/set/?set=...58808172&type=1 Ich hoffe man kann sie sehen. Liebe Grüße
Atelier-unzeitgemaess 26.07.2014 21:52
ZeitenSprung Hmm - hast Du die Möglichkeit ein Bild zu zeigen für das man nicht auf Facebook muss ?
Herzlich Willkommen hier !
ZeitenSprung 27.07.2014 23:08
becker1973 also ich bringe das mal jetzt hier unter : Habe gerade ein tolles Bild einer bandwebenden Frau in nordischer Tracht entdeckt und wollte es Euch unbedingt zeigen : http://s32.dawandastatic.com/Message2/72...6604762-718.jpg
becker1973 21.11.2014 22:26
WildeWebe Ah und ich dachte, zu Zeiten, als es schon solche Kleidung gab, wie auf dem Bild wurden Bändchen bereits auf Rahmen gewebt. EIne Weberin in meiner alten Nachbarschaft ist Norwegerin und die hat einen alten Bandwebstuhl, der anders ist, als die die ich sonst so kenne. Ich kenne eher die britische Form, den Inkle Loom.
Schönes Bild !
WildeWebe (Manager) 25.11.2014 22:33
becker1973 Ich denke, daß man sowohl am Bandwebstuhl als auch am Gürtel gewebt hat....mit der Gürtelversion ist man freier, da man einfach die Kettfäden um den Kamm wickeln und alles in eine Stofftasche stecken kann, einen Bandwebstuhl verwendet man doch eher zuhause und schleppt ihn nicht mit sich rum..... ich habe interessanterweise hier in einem Dorfmuseum ein Kästchen gesehen(und leider nicht photographiert), das ungefähr wie ein altes Nähkästchen vorzustellen ist, man die Flügeldeckel, die mit Löcher und Litzenversehen waren, aber hochklappen konnte und so Bänder einziehen konnte..wie das aber dann mit Weben weiterging, konnte mir der Museumsangestellte leider nicht erzählen....